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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

Sommersemester 2013

 

 

Martius-Pharmakognosie-Sammlung:

„Harze“

 

Führung am 18. Mai 2013, 10 Uhr

 

Ort: Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Schuhstraße 19

 

 

Eine Reihe beachtenswerter Harze (Resinae) sind in der Martius-Sammlung vorhanden, so u.a. Resina Copal aus Afrika und Ostindien, Resina Elemi von den Philippinen, Resina Benzoe aus Siam (Thailand) u. Sumatra und auch Resina Hedwigiae, Resina Opobalsami, Resina Damarum.

 

Harze sind vielfältige Gemische von Terpen-Abkömmlingen mit einem relativ hohen Teichen-(Molekular-) Gewicht, so dass sie in fester Form vorliegen und sich nicht verflüchtigen können. Harze sind biochemisch aktiv; sie greifen ein in den Zellstoffwechsel von Mikroben und ebenso in den von höher organisierten Lebensformen. Harz bildende Pflanzen müssen deshalb ihr Gewebe vor dessen Einfluss schützen, indem sie das Harz in abgedichtete Hohlräume (z.B. in Harzkanäle) absondern. Andererseits nützt das Harz seinen Produzenten, denn bei Verwundung desinfizieren die austretenden Harzbestandteile die Wunde und können auch wegen ihres intensiven Geschmacks vor Tierfraß schützen.

 

Die Harzbestandteile sind nicht in Wasser löslich, werden nach dem Austritt aus der Pflanze nicht vom Regen abgewaschen; ihre besonders leichten Anteile (ätherische Öle) verdampfen mit der Zeit, so dass sich das Harz mehr verfestigt. – Harze sind löslich in organischen Lösungsmitteln (z.B. in Alkohol) und werden seit alters her in gelöster Form zu Medikamenten und Kosmetika, zu hochwertigen Lacken und Firnissen verarbeitet. Wohlriechende Räuchermittel sind (u.a.) die Harze des Weihrauchbaumes und des Myrrhestrauchs, die in einer Glut verräuchern.

Kopal-Harze sind sehr hart, stammen oft von der Kauri-Fichte (Agathis-Arten), aber auch von baumförmigen Hülsenfrüchtlern in den Tropen (Copaifera-Arten z.B.). Sie dienen als Räucherwerk (Kopal hat in Mexiko die gleiche Bedeutung wie Weihrauch in unserem Kulturkreis). Bedeutend ist ihr Einsatz zur Produktion hochwertiger Farben und Lacke.

 

Elemi-Harze stammen von verschiedenen Baumarten aus Australien, S-O-Asien, Afrika und S-Amerika; auch sie wurden vornehmlich als Räucherwerk genutzt. In der Pharmazie wurden Elemi-Harze in Salben und Pflastern verarbeitet. Technische Bedeutung haben sie als Bestandteil von farblosen Weingeistfirnissen (oft an Stelle des Terpentins verwendet), die Glanz und Geschmeidigkeit geben ohne Risse zu erzeugen.

 

Benzoe-Harz der Styrax-Bäume kommt aus Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha, so die Siam-Benzoe, oder ist begrenzt auf Sumatra mit der Sumatra-Benzoe. In Indien ist Benzoe ein Bestandteil von Tempel-Weihrauch-Mischungen, und in der russisch-orthodoxen Kirche ist es der Hauptbestandteil des Kirchen-Weihrauchs. Benzoe ist ein wichtiger Bestandteil für schwere, warme, orientalische Parfüme. Ein Konservierungsstoff in der Lebensmittelindustrie ist die Benzoesäure.

 

Das bekannteste natürliche Harz ist Kolophonium, der Rückstand, der beim Erhitzen von Nadelbaumharzen nach dem Abdestillieren des Terpentinöls verbleibt. Verwendet wird es in vielen Produkten, z.B. als Bestandteil von Kaugummi, als Klebstoff im Heftpflaster, zur Behandlung der Haare am Bogen für Streichinstrumente. Chemisch modifiziertes Kolophonium wird in der Papierherstellung zu dessen Leimung eingesetzt, um das Beschreiben und Bedrucken des Papiers zu verbessern.

 

Fossile Harze (dazu gehört auch der Bernstein des Tertiärs, angeschwemmt an die Strände der Ostsee) haben oft die beste Qualität für technische Zubereitungen (so der Busch- und Kauri-Kopal aus fossilen Baumstämmen).

 

 

Die Martius-Sammlung und ihre Geschichte

 

 

 

Text und Fotos: Prof. Dr. Karl Knobloch

Stand: 23. März 2013