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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

 

Martius-Pharmakognosie-Sammlung:

„Kaffee, Mate, Tee“

 

Führung am 29. April 2006

 

Ort: Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Schuhstraße 19

 

Prof. Dr. Karl Knobloch


In der Martius-Sammlung haben wir aus der Zeit vor über 150 Jahren coffeinhaltiges Pflanzenmaterial in Form der Samen des Kaffeebaumes und der Blätter des Tee- und Mate-Strauches, wobei die Herkunft von Ost-Asien über Nord-Afrika bis nach Mittel- und Süd-Amerika reicht. Interessant sind die nachvollziehbaren  Importwege. Und sehenswert unter den Teesorten sind besondere Handelsformen wie der „Zöpfchen-Tee“ (zu Zöpfchen gepflochtene Teeblätter) und der in dünnes Papier zu Kugeln eingewickelte „Kugel-Tee“ (zweifelsfrei die ersten Tee-Aufgussbeutel).

Coffein war in unserem Kulturkreis auch vor 200 Jahre schon, in einer Zeit gesellschaftlicher Erneuerung und industriellen und kulturellen Umbruchs, eine begehrte und geschätzte ‚Droge’. Heute sind Kaffee, Tee u.a. pflanzliche Coffein-Produzenten wichtige Weltwirtschaftspflanzen, und deren coffeinhaltige Zubereitungen haben einen wichtigen Platz in fast allen menschlichen Gesellschaftsformen.

Bis heute haftet diesen Kulturpflanzen ihre eigene Geschichte an bis in ihre weltweit vertriebenen Handelsprodukte. – Der Tee-Strauch, heimisch in China, erreichte schon etwa im Jahre 750 Japan und breitete sich in der Folge langsam nach Süden und Westen aus. Der Kaffee, mit mehreren Genzentren in Afrika, begann im 17. Jahrhundert seinen Weg um die Welt. Der Mate-Strauch, schon in präkolumbianischen Kulturen Südamerikas genutzt, wird weiter auf seinem Heimatkontinent angebaut.

Kaffee- und Tee-Zubereitungen werden geschätzt wegen ihrer Wirkung auf das Zentralnerven- und auf das Herz-Kreislauf-System, auf die glatte Muskulatur und auf den Wasser- und Mineral-Haushalt. Begehrt sind sie ferner wegen ihrer aromatischen Eigenschaften. Dazu werden in vielfältigen spezifischen Röst-Prozessen die vorbehandelten Samenkerne bzw. die grünen Blätter durch chemische Interaktion ihrer Inhaltstoffe zu Aromen umgeformt, und dies führt zu fast unüberschaubaren, aber sehr charakteristischen Gemischen mit vielen Hunderten verschiedener Aroma-Komponenten.

 

 

Zur Martius-Sammlung:

Vor mehr als 200 Jahren begann der Erlanger Hofapotheker Ernst Wilhelm Martius (1756-1849), Dr.h.c.mult., seit 1818 der erste Dozent für Pharmazie an der Friedrich-Alexander-Universität, mit der Sammlung natürlicher Rohstoffe aus aller Welt, die als Ausgangsmaterial für Arzneien, Nahrungsmittel und Bedarfsgegenstände galten; in getrockneter, haltbarer Form waren dies „Drogen“.

Von seinen beiden Söhnen vermehrte die Sammlung mit grossem Eifer besonders der jüngere, Theodor Wilhelm Christian Martius (1796-1863), promoviert an unserer Universität und als Apotheker Nachfolger seines Vaters in der Hofapotheke. Auch er wurde Dozent und war ab 1848 Professor für Pharmazie und Pharmakognosie („Drogenkunde“). Die Studenten experimentierten in seinem Apotheken-Labor, das er der Universität zur Verfügung stellte.

Sein älterer Bruder, Carl Friedrich Phillipp von Martius, (1794-1868), Dr.med., trug auch zur Sammlung bei, besonders da er als Professor der Botanik in München und bekannter Naturforscher im Auftrage des Königs auf grosse Exkursion nach Brasilien fahren konnte.

Die „pharmakognostisch-pharmazeutisch-technische Sammlung des Dr. Theod. Wilh. Christ. Martius“ wurde 1847 in einem „numerischen Verzeichnis“ erfasst; sie wurde 1862 von der Universität erworben und war dann für lange Zeit vergessen und verstreut aufbewahrt in verschiedenen Instituten um den Schlossgarten.

Heute ist die Martius-Sammlung ideal im Dachgeschoss des Instituts für Pharmazie und Lebensmittelchemie untergebracht; ein Seminarraum nebenan ermöglicht die ausführlichere Besprechung ausgewählter Drogen. – Die Sammlung enthält nahezu vollständig die im 19. Jahrhundert bekannten Arzneidrogen und ermöglicht somit einen besonderen Blick in das naturwissenschaftliche Verständnis dieser ereignisreichen, bedeutenden Zeit.

 

 

Zur Martius-Sammlung in Erlangen:

Apotheker Ernst Wilhelm Martius und seine Söhne

Carl Friedrich Philipp und Theodor Wilhelm Christian

 

 

1756-1849    Ernst Wilhelm Martius   Dr.h.c.mult.  Apotheker

 

1756                      geboren in Weißenstadt, Fichtelgebirge

1771-1776           Lehre in der Wels-Weil’schen Universitäts- u. Hof-Apotheke in Erlangen

1776-1791           Officin-Tätigkeit in Coburg, Regensburg u.a.

1790                      Mitbegründer der Regensburger Botanischen Gesellschaft

1791                      Universitäts-Apotheker in Erlangen

1796                      Inhaber der Hof-  u. Universitäts-Apotheke in Erlangen

1818-1824           Priv.Dozent der Pharmazie, FAU – Beginn der akademischen Ausbildung der Pharmazeuten

1849                      verstorben in Erlangen

                              

1794-1868    Carl Fr. Philipp von Martius   Naturforscher  Prof. der Botanik

 

1794                      geboren in Erlangen

1810                      Medizin-Studium an der FAU

1814                      Dr.med.

1816                      Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina

1817-1820           Forschungsreise nach Brasilien im Auftrag des Bayerischen Königs Maximilian I. Joseph;

                               Exkursionsmaterial (Mineralien, Pflanzen, Tiere) im Völkerkundemuseum München

1826                      Professor der Botanik an der Universität München

1832-1854           Direktor des Münchner Botanischen Gartens

1868                      verstorben in München

 

1796-1863    Theodor Wilhelm Christian Martius   Prof. der Pharmazie

 

1796                      geboren in Erlangen

1824                      promoviert an der FAU

1825                      Priv.Dozent der  Pharmazie, FAU – Ausbau der Pharmakognosie-Sammlung

1838                      Honorar-Professor an der FAU – Lehrtätigkeit in der väterlichen Nachfolge

1848                      a.o. Professor für Pharmazie und Pharmakognosie

1863                      verstorben in Erlangen

 

Martiusweg“ an der Nordseite des Aromagartens in Erlangen 1982 nach ihm benannt.

 

Pharmakognostisch-pharmazeutische Martius-Sammlung durch Hofapotheker Ernst Wilhelm Martius

 

1862                      Erwerb der Sammlung durch die FAU; sie enthält fast vollständig die im 19. Jahrhundert. bekannten  Arzneidrogen.

 

 

Zusammengestellt von Prof. Dr. Karl Knobloch, Universität Erlangen-Nürnberg - 07.12.2005

karl.knobloch@rzmail.uni-erlangen.de

 

 

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Stand: 26. April 2006

Fotos: Prof. Dr. Karl Knobloch