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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

 

Sommersemester 2009

 

Martius-Pharmakognosie-Sammlung:

„Salbei, Minze, Thymian – Aromapflanzen der Lippenblütler“

 

Führung am 18. April 2009

 

Ort: Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Schuhstraße 19

 

Prof. Dr. Karl Knobloch



In unserer Klimazone kommen unter den Lippenblütlern besonders viele Aromapflanzen vor (in diesem Umfang trifft dies unter Kräutern nur noch für die Familien der Doldengewächse und Korbblütler zu). Neben den Gattungen Salbei, Minze und Thymian gibt es noch bedeutende Aromapflanzen in den Gattungen Andorn, Basilikum, Bohnenkraut, Indianernessel, Lavendel, Majoran, Melisse, Minze, Oregano, Quendel, Perilla, Rosmarin, Wolfstrapp, Ysop u.a.m.    

Ihrer Ätherischen Öle wegen waren und werden sie in allen menschlichen Kulturen genutzt als unverzichtbare Gewürze für unterschiedlichste Speisen, als Pflegemittel für unsere Haut ebenso wie für zahlreiche Gebrauchsgegenstände (Wäsche, Möbel u.a) und als wirksame Heilmittel mit weit greifenden Anwendungsmöglichkeiten.

Schon Karl der Grosse (747-814) hat in seiner Landgüterverordnung (capitulare de villis vel curtis imperii, von ca. 812) den Anbau zahlreicher Lippenblütler seinen Landwirtschaftsbetrieben befohlen. Später wurden sie in Klöstern in zahlreichen Kräuterbüchern beschrieben und von dort in die späteren Arzneibücher übernommen. Im heute gültigen Europäischen Arzneibuch (5. Ausgabe), der Pharmacopoea Europaea, sind zahlreiche Aromapflanzen der Lippenblütler aufgeführt.

Jede Lippenblütler-Art bildet ein sehr typisches Ätherisches Öl und sammelt es in Drüsen-Schuppen auf der Pflanzen-Oberfläche. Es setzt sich zusammen aus jeweils mehreren Hundert verschiedenen kleinen, leichten Molekülen, die beim Zerreiben oder beim Erhitzen in den „Äther“ aufsteigen. Unter den Komponenten der Ätherischen Öle gibt es sehr reaktive Moleküle (die substituierten Phenole), z.B. bei Salbei, Quendel, Thymian, weshalb diese (seit alters her) als Heilpflanzen genutzt werden. Wenn in ätherischen Ölen vorwiegend weniger wirksame, weniger reaktive Bestandteile vorkommen, wie z.B. bei Minze und Oregano, dann nimmt man diese gern als Gewürz-Kräuter oder verarbeitet sie zu Kosmetika, wie z.B. beim Lavendel. – Ätherische Öle sind nicht oder nur zum Teil in Wasser löslich; daraus ergibt sich ihre Verarbeitung zu alkoholhaltigen Arznei- oder Kosmetikformen oder zu gel- und salbenartigen Produkten. – Als Bestandteil der Natur sind auch die Ätherischen Öle ein Produkt der Evolution. Aber, das zeigen unsere Experimente, Ätherische Öle greifen lebende Strukturen an - die Membranen einer Zelle, in denen grundlegende Lebensprozesse ablaufen. Deshalb müssen sich Aromapflanzen vor ihrem eigenen Ätherischen Öl schützen, indem sie dieses in isolierte Behälter absondern. Deshalb wirken Ätherische Öle tödlich auf Bakterien und auf Schimmelpilze. Deshalb wirken sie unter geeigneten Umständen wachstumshemmend auf Pflanzen in ihrer Nachbarschaft. Deshalb haben sie Wirkung auf Insekten und (immer in geeigneter Konzentration) auf nahezu alle Lebewesen. Deshalb wirken sie beim Menschen auf die dort besonders hoch entwickelten Membranen, nämlich auf  die Nerven - in der Nase, auf der Zunge, auf der Haut. – Dies alles wussten Menschen in jeder zurückliegenden Kultur schon immer und in erstaunlich sicherer anwendungsbezogener Weise – als der Mensch noch mehr Zeit hatte für die Natur, in der leben wollte.

 

Die Martius-Sammlung und ihre Geschichte

 

 

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Erstellt am 10. November 2008

Foto: Prof. Dr. Karl Knobloch