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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

 

Wintersemester 2008/2009

 

Martius-Pharmakognosie-Sammlung:

„Hirsen – uralte und formenreiche Nutzgräber“

 

Führung am 6. Dezember 2008

 

Ort: Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Schuhstraße 19

 

Prof. Dr. Karl Knobloch



Mit „Hirsen“ benennt man mehrere wärme- und lichtbedürftige Getreidearten der Tropen und Subtropen, die auch noch in trockenen Klimazonen und auf nährstoffarmen Böden gedeihen. Als Kurztagspflanzen der Tropen kommen sie schnell zur Blüte und Fruchtreife. Bis auf die Mohren-Hirse (Sorghum) (heute eine Weltwirtschaftspflanze) haben sie meist regionale, dann aber grosse Bedeutung. Sie bilden relativ kleine, rundliche Körnerfrüchte ohne eine Längsfurche.

In kleinräumigeren Gebieten der Tropen werden oft spezielle, sonst unbedeutendere Hirse-Arten gebaut; dort sind sie aber ein Grundnahrungsmittel. – Als es früher noch keinen vergleichbaren Welthandel gab, wurden auch in unserer Klimazone weniger wärmebedürftige Hirsen - besonders auf nährstoffarmen Böden - angepflanzt, als Viehfutter genutzt und ihre Samenkörner als Grütze und Mehl zu Brei, Fladenbrot und auch zu säuerlichem Bier (rumänisch ‚Braga’) verarbeitet. – Eine alte indogermanische Kolbenhirse, Seratia italica, bekannt schon in der Pfahlbauzeit, wird heute noch von Südeuropa bis Japan angebaut.

Die aus Afrika stammende Rohrkolben-Hirse, Pennisetum americanum, ist eines der wichtigsten Getreide in einer weit reichenden Region von Afrika über Arabien bis Indien und Burma. Diese (dem Mais ähnelnde) anspruchslose, salztolerante und trockenresistente Art wird 1 bis 4 m hoch, erzeugt 10 bis 60 cm lange, kolbenförmige Blütenstände, die weisse, gelbe, rote oder schwarze Samenkörner (bis 5 mm dick) hervorbringen. – Sie wird noch in den Randgebieten der südlichen Sahara und in den trockensten Gebieten Indiens angebaut und dient dort, als Reis-Ersatz, zur Herstellung von Brei, Fladenbrot und auch von Bier.

Die Bartgrasart Sorghum (Durra) (aus Äquatorialafrika stammend) ist mit der Mohren-Hirse (Kaffernkorn), Sorghum bicolor, die am weitesten verbreitete und wichtigste Hirseart und wird in allen entsprechend warmen Regionen, auch im Süden der U.S.A., kultiviert. Habituell erinnert auch Sorghum an den Mais. Die markerfüllten, bis 5 m hohen Halme können Seitentriebe an den höheren Halmknoten bilden. Sie bestocken sich an ihrer Basis. Terminal stehen aufrecht mehr oder weniger kompakte, 10 bis 60 cm lange Rispen. Die Samenkörner können weiss, gelb oder rot sein. – Blätter und Halme dienen häufig als Viehfutter. – Sorghum-Hirse ist erstaunlich dürreresistent und kann unter weitgehender Ausschaltung der Transpiration einen längeren Wachstumsstillstand überleben.

Hirsen werden als ganzes Korn oder als Mehl verarbeitet zu Grütze, Brei oder zu gebackenen Fladen. Hirsen sind ernährungsphysiologisch wertvoll mit einem Anteil von 60 bis 75 % Kohlenhydraten (Stärke) und 8 bis 13 % Protein (Eiweiss) guter biologischer Wertigkeit. Neue Zuchtformen der Rispen- und Kolben-Hirse erbringen sogar bis zu 18 % Protein. Der Öl-Anteil der Hirsekörner beträgt 4 bis 6 %. Deshalb sind Hirsen in vielen warmen Ländern zurecht ein Grundnahrungsmittel.

 

Die Martius-Sammlung und ihre Geschichte

 

 

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Erstellt am 10. November 2008

Foto: Prof. Dr. Karl Knobloch