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Collegium Alexandrinum der
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Wissenschaft für die Öffentlichkeit -
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Wintersemester
2008/2009
Martius-Pharmakognosie-Sammlung:
„Hirsen
– uralte und formenreiche Nutzgräber“
Ort: Institut für Pharmazie und
Lebensmittelchemie, Schuhstraße 19
Mit „Hirsen“ benennt man mehrere wärme- und lichtbedürftige
Getreidearten der Tropen und Subtropen, die auch noch in trockenen Klimazonen
und auf nährstoffarmen Böden gedeihen. Als Kurztagspflanzen der Tropen kommen
sie schnell zur Blüte und Fruchtreife. Bis auf die
Mohren-Hirse (Sorghum)
(heute eine Weltwirtschaftspflanze) haben sie meist regionale, dann aber grosse Bedeutung. Sie bilden relativ kleine, rundliche
Körnerfrüchte ohne eine Längsfurche.
In
kleinräumigeren Gebieten der Tropen werden oft spezielle, sonst unbedeutendere Hirse-Arten gebaut; dort sind sie aber ein
Grundnahrungsmittel. – Als es früher noch keinen vergleichbaren Welthandel gab,
wurden auch in unserer Klimazone weniger wärmebedürftige Hirsen - besonders auf
nährstoffarmen Böden - angepflanzt, als Viehfutter genutzt und ihre Samenkörner
als Grütze und Mehl zu Brei, Fladenbrot und auch zu säuerlichem Bier (rumänisch
‚Braga’) verarbeitet. – Eine alte indogermanische Kolbenhirse, Seratia italica, bekannt
schon in der Pfahlbauzeit, wird heute noch von Südeuropa bis Japan angebaut.
Die aus
Afrika stammende Rohrkolben-Hirse, Pennisetum americanum, ist eines der wichtigsten Getreide in einer
weit reichenden Region von Afrika über Arabien bis Indien und Burma. Diese (dem
Mais ähnelnde) anspruchslose, salztolerante und trockenresistente Art wird 1
bis 4 m hoch, erzeugt 10 bis 60 cm lange, kolbenförmige Blütenstände, die weisse, gelbe, rote oder schwarze Samenkörner (bis 5 mm
dick) hervorbringen. – Sie wird noch in den Randgebieten der südlichen Sahara
und in den trockensten Gebieten Indiens angebaut und dient dort, als
Reis-Ersatz, zur Herstellung von Brei, Fladenbrot und auch von Bier.
Die
Bartgrasart Sorghum (Durra)
(aus Äquatorialafrika stammend) ist mit der Mohren-Hirse (Kaffernkorn),
Sorghum bicolor, die
am weitesten verbreitete und wichtigste Hirseart und wird in allen entsprechend
warmen Regionen, auch im Süden der U.S.A., kultiviert. Habituell erinnert auch Sorghum an den Mais. Die markerfüllten, bis 5 m hohen Halme
können Seitentriebe an den höheren Halmknoten bilden. Sie bestocken sich an
ihrer Basis. Terminal stehen aufrecht mehr oder weniger kompakte, 10 bis 60 cm
lange Rispen. Die Samenkörner können weiss, gelb oder rot sein. – Blätter und Halme dienen
häufig als Viehfutter. – Sorghum-Hirse ist
erstaunlich dürreresistent und kann unter weitgehender Ausschaltung der
Transpiration einen längeren Wachstumsstillstand überleben.
Hirsen
werden als ganzes Korn oder als Mehl verarbeitet zu Grütze, Brei oder zu
gebackenen Fladen. Hirsen sind ernährungsphysiologisch wertvoll mit einem Anteil
von 60 bis 75 % Kohlenhydraten (Stärke) und 8 bis 13 % Protein (Eiweiss) guter biologischer Wertigkeit. Neue Zuchtformen
der Rispen- und Kolben-Hirse erbringen sogar bis zu 18 % Protein. Der Öl-Anteil
der Hirsekörner beträgt 4 bis 6 %. Deshalb sind Hirsen in vielen warmen Ländern
zurecht ein Grundnahrungsmittel.
Die Martius-Sammlung und ihre Geschichte
Erstellt am 10. November
2008
Foto: Prof. Dr. Karl
Knobloch