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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

 

 

Vorträge von Prof. Dr. Karl Knobloch im Collegium Alexandrinum

 

 

18. Dezember 2014

Geschichte und Herkunft unserer Weihnachtsgewürze: Ingwer, Kardamom, Muskat

 

Die Ingwerpflanze bildet unterirdisch waagerecht wachsende und aromatische Sprosse („Rhizome“), an denen sich Wurzeln bilden und dicke Stengel mit großen Laubblättern bis etwa 1 m über den Erdboden herauswachsen. Ihrer kräftig aromatischen Rhizome wegen war Ingwer schon immer eine geschätzte Gewürz- und Arzneipflanze, die seit alters her in den Tropen und Subtropen gehegt wurde und ihr Ursprung (möglicherweise auf pazifischen Inseln) nur vermutet werden kann. – Ingwer kam schon früh mit arabischen Händlern nach Europa und ist ein altes Gewürz für Lebkuchen, Konfekt (kandierte Ingwerstückchen), Marmeladen und Liköre. Unverzichtbar ist Ingwer für die Herstellung von Gingerale, dem Ingwerbier. 

Zu den tropischen Ingwergewächsen gehört auch die Kardamompflanze, beheimatet in feuchten Bergwäldern Indiens und der Malabarküste dort, die in ihren Samenkapseln stark aromatische Samen bildet. Auch die Kardamomstaude treibt aus Rhizomen Blattsprosse und niedrige Blütenstände, an denen Kapselfrüchte reifen mit runzeligen, 3 mm großen Samen; diese schmecken scharf und sehr aromatisch wegen ihres Gehalts an Ätherischen Ölen. Im Nahen Osten sind sie ein begehrtes Kaffeegewürz. Seit dem Mittelalter schon werden bei uns die zermörserten Samen in Lebkuchen verbacken und sind ferner ein Gewürz in Schokoladen, Likören u.a.m.

Der Muskatbaum (es gibt männliche und weibliche – „zweihäusiger“ Baum), beheimatet auf den Banda-Inseln und Molukken, bis zu 20 m hoch, bildet nach der Bestäubung pfirsichgroße Früchte mit einer fleischigen, aromatisch-süßen Schicht um den Samen, welcher noch von einem leuchtend roten und zerschlitzten Samenmantel (dem Arillus) umwachsen ist. Im festen Samen ist der kleine Embryo in ein stark gefaltetes, stark aromatisches Nährgewebe eingebettet. – Der Same ist die Muskat-„Nuss“ (fälschlich als Nuss bezeichnet), der Samenmantel ist die Mazis; beide sind geschätzte Gewürze für Backwaren, Gemüsen, Suppen, Fleischgerichten u.a. – Bis ins Mittelalter brachten arabische Händler Muskatgewürz nach Europa. Nach Entdeckung des Seeweges nach Indien wurde Muskat zu einem wichtigen Handelsprodukt der Portugiesen und der später der Holländer, die den Anbau streng auf die Banda-Inseln begrenzten und den Muskat-Handel zum Monopol machten. Heute wächst der Muskatbaum an geeigneter Stelle im gesamten Tropengürtel.

Text mit Bildern

 

 

Übersicht der bisherigen Vorträge

11. Dezember 2003

Pfefferkuchen, Mandelkern mögen alle Leute gern. Über unsere Weihnachtsgewürze (Dias)

9. Dezember 2004

Geschichte und Herkunft unserer Weihnachtsgewürze

8. Dezember 2005

Biblische Nahrung – Früchte des Morgenlandes

27. Juli 2006

Aus fernen, warmen und langen Sommern: Königliche Früchte im tropischen Asien – Mango, Mangosteen und Durian

21. Dezember 2006

Zur Weihnacht Nüsse aus aller Welt

5. Juni 2007

Die Erlanger Opium-Brote (Ringvorlesung über Uni-Sammlungen)

19. Juli 2007

Wasser und Leben (Themenschwerpunkt: Wasser)

20. Dezember 2007

Zur Weihnacht – ‚Unser täglich Brot’ – Über die Getreide Europas

26. Juni 2008

Anfänge des Lebens (Themenschwerpunkt zur Evolution)

18. Dezember 2008

Gold, Weihrauch und Myrrhe

23. Juli 2009

Aus fernen und warmen Sommern – Prächtige, großartige und wertvolle Blütenpflanzen

17. Dezember 2009

Der Weihnachtsbaum und seine Artgenossen

15. Juli 2010

Von den Alten Erlanger Kräuterbüchern zum heutigen Wissen – Ausgewählte Nutzpflanzen

16. Dezember 2010

Zur Weihnacht – Hutzeln, Kletzen, Knäckerla

28. Juli 2011

30 Jahre Aromagarten Erlangen

15. Dezember 2011

Der Schokoladenbaum – Kakao-Arten und ihre wertvollen Früchte

26. Juli 2012

Aus warmen Sommern – Mohn, Opium, Morphin, Heroin

20. Dezember 2012

Zauberpflanzen und Hexenkräuter

18. Juli 2013

9. Januar 2014

3. Juli 2014

Früchte aus fernen Sommern – Annonen, Guaven, Papayas

Zauberpilze, unsere einheimischen Magic Mushrooms, die Psilos

Aromapflanzen der Tropen - Patchouli, Vanille, Vetiver und Ylang

 

 

 

Die Vortragsthemen mit Zusammenfassung

11. Dezember 2003

Pfefferkuchen, Mandelkern mögen alle Leute gern. Über unsere Weihnachtsgewürze (Dias)

Gewürze und ihre Aromastoffe werden heute wie in früheren Zeiten in allen menschlichen Kulturkreisen vielfältig genutzt. Viele Pflanzenarten produzieren sie als „Ätherische Öle“, „Senföle“ und als „Scharfstoffe“. Ihre richtige Anwendung machte sie zu angesehenen Hilfsstoffen des Menschen für seine Nahrung, zur Körperpflege und zur Behandlung von Unwohlsein und Krankheit.

Ihre Vielfalt im Pflanzenreich ist kaum überschaubar. Aromen aus heimischen Gärten, aber auch aus fernen Ländern – zumal aus den Tropen – haben für uns etwas oft Nicht-Alltägliches, vermeintlich Seltenes und Wertvolles.

Unter ihnen sind geschätzte, angenehm duftende, kräftig schmeckende und in richtiger Konzentration auch vielfältig wirksame Stoffe.

Zu Weihnachtszeit, an den dunkleren und kälteren Tagen, sind sie uns besonders willkommen -  im Lebkuchen und Stollen, in Plätzchen, als Süssigkeiten, in Nüssen und kandierten Früchten, im Glühwein und auch in der Aromalampe. Nicht nur angenehm sind sie uns in Duft und Geschmack, sie sind für uns auch wertvoll als biochemisch aktive, als physiologisch wirksame Naturstoffe.

9. Dezember 2004

Geschichte und Herkunft unserer Weihnachtsgewürze

http://www.video.uni-erlangen.de/cgi-bin/index.pl/Clip/224

Das Weihnachtsfest soll in die dunkleren und kalten Tage mehr Freude bringen; für Duft und Geschmack sorgen dann die Weihnachtsgewürze. Schon vor Jahrhunderten waren mühe- und gefahrenvolle Handelswege erkundet worden, um vom Morgenlande, aus den Subtropen und Tropen, noch unbekanntes Aroma zu holen. Gewürze aus dem Orient waren so sehr begehrt, dass Europas Seefahrernationen über Jahrhunderte im Fernen Osten untereinander Kriege austrugen, um damit die Herrschaft über den Gewürzanbau dort und über den Gewürzhandel zu erringen („Gewürz-Kriege“). Zimt, Gewürz-Nelken, Pfeffer u.v.a.m. wurden an den Höfen Europas wie mit Gold aufgewogen. Die Gewürze des Orients haben eine inhaltsreiche Geschichte. Mit ihrem kräftigen Aroma unterstützen sie - heute wie früher - täglich unser Wohlbefinden. Dies bewirken die im ätherischen Öl vorhandenen aktiven Bestandteile, besonders die biologisch kräftig wirksamen substituierten phenolischen Komponenten. Heute sind Gewürze aus allen Teilen der Welt für uns leicht verfügbar.

8. Dezember 2005

Biblische Nahrung – Früchte des Morgenlandes

http://www.collegium-alexandrinum.de/knobloch_biblische-nahrung_ws5-6.htm

Dattelpalme, Olive und Feigenbaum sind neben zahlreichen weiteren alten Kulturpflanzen eindrucksvolle Beispiele und Symbole der ersten von Menschen geprägten Landschaften im Morgenlande. Von ihnen berichten jahrtausende alte Zeugnisse in Stein, auf Ton und freilich auch im Text der Bibel.

Sie wurden aus Wildformen verlesen und bis in unsere Zeit hinein kultiviert. Wir schätzen sie als Nahrungs- und Genussmittel. In biblischer Zeit waren sie, wie oft auch noch heute, für Menschen dieser Ökosysteme von existenzieller Bedeutung. Sie liefern energiereiche Nahrung, holen häufig Wasser aus tiefen Erdschichten und spenden Schatten in der trockenen Hitze. Oft sind sie zu vertrauten Mitgliedern familiärer Lebensgemeinschaften geworden. -

Die Dattelfrucht, heute von der Sahara bis Indien - und darüber hinaus in ariden tropischen Gebieten der ganzen Welt - kultiviert, enthält einen sehr hohen Zuckeranteil, der sie nach dem Trocknen als wertvolles Nahrungsmittel haltbar macht. In älteren Kulturkreisen bereitet man aus der Dattel noch einen Sirup, den „Dattelhonig“, und durch Vergärung gewinnt man einen „Arrak“. – In den trockenen und kargen Gebieten ihres Anbaues werden selbstverständlich sämtliche Teile der Palme sinnvoll genutzt. -

Feigen sind krugförmig ausgebildete, fleischig verdickte Blütenstands-Achsen, auf denen sich zahlreiche kleine, weibliche und männliche Steinfrüchte zu einem Verband angeordnet haben. Sehr kompliziert hat sich die Befruchtung durch eine Gallwespe entwickelt. - Getrocknete Feigen sind allein wegen ihres hohen Zuckeranteils haltbar. - Der Feigenbaum produziert auch einen Milchsaft mit einem hohen Anteil an Proteinasen, d.h. Protein-spaltenden Enzymen, die heute von grosser Bedeutung sind in der Veredelung von Nahrungsmitteln und Gebrauchswaren.

Seit Jahrtausenden ist besonders der Ölbaum die bezeichnende Kultur- und Charakterpflanze des Mittelmeergebietes - mit grosser Vitalität und hohem Alter. Seine Steinfrüchte enthalten das wohlschmeckende und energiereiche Öl, das durch verschiedene Verfahren der Pressung sorgsam als Nahrungsmittel und Kosmetikum wie auch für technische Zwecke gewonnen wird. - Wie alle flüssigen pflanzlichen Speiseöle enthält es einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren, die für eine gesunde Ernährung von Bedeutung sind.

27. Juli 2006

Aus fernen, warmen und langen Sommern: Königliche Früchte im tropischen Asien – Mango, Mangosteen und Durian

http://www.collegium-alexandrinum.de/knobloch_tropische-sommer_ss6.html

Tropen sind für uns leichter erreichbar geworden; auch ihre Produkte kommen auf unsere Märkte. Umso interessanter ist in den Tropen ein genaueres Hinschauen auf die Natur dort geworden und besonders auch auf ihre Früchte.  - ex oriente lux - . Die ältesten Kulturen entstanden im Osten und mit ihnen entwickelten sich auch ihre Früchte dort, da sie immer ein wichtiger Teil menschlicher Kulturen sind.

Im Tropengürtel der Erde waren besonders günstige Bedingungen für die Evolution pflanzlicher Formen gegeben. Ganzjährig gleichförmige Lichteinstrahlung und relativ hohe Temperaturen, welche Eiszeiten dort nicht ermöglichten, förderten Entwicklung und Wachstum. Die deutlich unterschiedlichen Niederschlagsmengen im Tropengürtel der Erde führten zu Lebensgemeinschaften in trockenen Wüstengebieten bis zu den Regenwäldern mit ihrer besonderen Formenvielfalt. -

Seit alters her ist im tropischen Asien der Durian der „König der Früchte“ und die Mangosteen die „Königin“. Die Mango-Frucht aber war vermutlich schon immer eine der am weitesten verbreiteten tropischen Früchte.

Während die Mango unsere Märkte erreicht hat, gilt dies so nicht für Mangosteen und schon gar nicht für Durian. Letztere sind auch in ihrer Heimat als Saison-Früchte noch nicht in ihrer Kultur hoch entwickelt; sie sind empfindlich für den Transport, und sie bleiben nicht lange haltbar. Und voll aromatisch und richtig köstlich sind sie erst in der Vollreife – kurz vor der dann unvermeidlichen Fäulnis. Deshalb sind Mangosteen und Durian auf ihren Heimatmärkten teuer geblieben.

Aber es sind wirkliche Köstlichkeiten, die ganz reife Mango, und erst recht die „schneeweissen, feuchten, aromatischen, Ambrosia-gleichen“ Segmente der einer Königin gleichenden Mangosteen, und das „heisse und feuchte“, ganz übel stinkende, mit Attributen schlimmer Düfte bezeichnete und so überaus köstlich schmeckende, mit nichts anderem zu vergleichende, butterweiche Fruchtfleisch der einem König gleichen Durian-Frucht.

21. Dezember 2006

Zur Weihnacht Nüsse aus aller Welt

Nüsse sind Speicher energiereicher Öle und Fette. Dies und ihr nussiges Aroma machen sie weltweit, und schon seit prähistorischer Zeit, zu einer wertvollen, besonderen Nahrung.

Eine kleine informative Auswahl von Vertretern der vielen Nuss-Früchte aus aller Welt mit zahlreichen und verschiedenen Aspekten ihrer Nutzung und Bedeutung ist eine Zusammenstellung mit 4 Früchten, nämlich der einheimischen Hasel, der Erdnuss als einer Weltwirtschaftspflanze, der Paranuss als Frucht riesiger tropischer Bäume und der Kokosnuss als schwimmfähigem Organ der Kokospalme im Tropengürtel der Erde.

Hasel- und Erdnuss sind beide echte Nussfrüchte, da ihre Fruchtwand zu einer trockenen, harten Schale verholzt. Die Para-,Nuss' ist mit botanischer Bezeichnung eine Kapsel und die Kokos-,Nuss' eine Steinfrucht.

Die Haselnuss war in Europa und Asien schon in vorgeschichtlicher Zeit ein willkommenes Nahrungsmittel, blieb es auch bei den Griechen und Römern, und so ist es bis heute. - Die Erdnuss wird in riesigen Mengen in den Tropen und Subtropen angebaut und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor; ihre Keimblätter sind als Knabberartikel beliebt in roher, gedämpfter oder gerösteter Form; ihr Öl ist ebenso von Bedeutung. Wie alle pflanzlichen Öle ist es den tierischen Fetten als Energiequelle in der Nahrung vorzuziehen. - Die Paranuss wächst noch wild im Amazonaswald (und gepflanzt an manchen Stellen über die Tropen verteilt) auf Baumriesen in grosser Höhe; dort reifen ihre dreikantigen Samen zu 10 bis 16 Stück in schweren grossen Kapselfrüchten heran, davon bis zu 600 an jedem Baum. - Die Kokospalme war schon immer für die Menschen in den Tropen an Wasserläufen und Küsten eine unverzichtbare Quelle für Baumaterial, für Material zur Herstellung von Körben, Matten, Seilen und Tauen; ihre Früchte lieferten immer schon eine energie-, vitamin- und mineralreiche, wohlschmeckende Nahrung in Form von Kokoswasser, Kokosmilch und Kopra (Fruchtfleisch; Kokosraspel), aber auch als Honig und als Zuckersaft zum Vergären (Toddy). Das aus der Kopra isolierte Kokosfett enthält vornehmlich gesättigte Fettsäuren und ist damit in seinem ernährungsphysiologischen Verhalten den tierischen Fetten gleichzusetzen. Wegen ihrer vielseitigen Verwendbarkeit und Bedeutung wird der Anbau der Kokospalme heute in vielen Gegenden der Tropen kultiviert. Das geschätzte nussige Aroma ergibt sich aus komplizierten, komplexen und je nach Art auch wechselnden Gemischen.

5. Juni 2007

Die Erlanger Opium-Brote (Vortrag über die Martius-Pharmakognosie-Sammlung in der Ringvorlesung über Sammlungen der Universität)

19. Juli 2007

Wasser und Leben (Themenschwerpunkt: Wasser)

http://www.collegium-alexandrinum.de/knobloch_wasser_ss7.html

Im Wasser hat sich das Leben auf unserer Erde entwickelt. Dort wurde die dazu erforderliche Information in Abfolgen von dafür geeigneten Molekülen zusammengestellt. Und mit Energie aus der Umgebung wurde Materie gestaltet zu Strukturen, die sich selbst erhalten, ihre Baupläne speichern, sie vervielfältigen und vererben können.

Bei allen während der Evolution entstandenen Formen des Lebens, bei Mikroben, Pilzen, Pflanzen und Tieren, ist für deren Erhalt - durch Stoffwechsel, Wachstum und Fortpflanzung - das Wasser als tragendes Medium grundlegende Voraussetzung. - Auch Lebensformen besonderer Art, wie sie vielgestaltig vorkommen in extremen, etwa sauerstoffarmen oder besonders trockenen Gebieten, auch in ökologischen Nischen als salz-, säure- und hitzebeständige Organismen, alle benötigen sie Wasser für vielfältige und auch spezifische Lebensprozesse.

Grüne Pflanzen holen sich aus dem Wasser geeignete Mineralien zum Aufbau ihrer Struktur und erzeugen die dafür benötigte Energie, indem sie in den grünen Blättern Lichtenergie einsammeln und diese mit Enyzm-Protein in nutzbare chemische Energie umsetzen. Im Licht werden dazu die Wassermoleküle gespalten und mit dem Kohlendioxid der Luft zu Kohlenhydrat verbunden, wobei gleichzeitig aus dem Wasser Sauerstoff frei wird. Die so als autotroph bezeichneten Pflanzen produzieren damit energiereiche Nahrung für die Lebewesen, welche Lichtenergie nicht nutzen können und auf pflanzliche und tierische Nahrung angewiesen sind. Diese heterotrophen Lebensformen gewinnen Energie für ihre Lebensprozesse durch die Sauerstoff-abhängige Veratmung ihrer organischen Nahrung, wobei als Endprodukte wieder Kohlendioxid und Wasser entstehen.

Weltweit treiben Photosynthese und Atmung diese ineinander greifenden Kreisläufe. Jährlich werden so unvorstellbar grosse Mengen an Wasser und Kohlendioxid (1,8 x 1017g als C) aus der Umwelt in den Zellstoffwechsel eingebracht. Während der Evolution haben sich diese Materie- und Energie-Kreisläufe, verknüpft mit den anderen Lebensvorgängen, harmonisch ausgestaltet. - Da hat der Mensch eingegriffen, und das Gleichgewicht ist nicht mehr da. -

In allen Lebensformen wird andauernd, und an vielen Orten in jeder Zelle durch molekulares Geschehen, ein für alle energiebedürftigen Lebensvorgänge benötigtes energiereiches Phosphat-Molekül gebildet. Bei Knüpfung solch einer energiereichen Verbindung wird Wasser frei gesetzt. Durch Einlagerung von Wasser kann diese Bindung wieder zu den Ausgangsstoffen gelöst und damit die in ihr enthaltene Energie den Lebensprozessen zugeführt werden. Täglich verstoffwechselt der Mensch allein in diesem kleinen, aber grundlegenden Kreislauf auf molekularer Ebene eine seinem Körpergewicht vergleichbare Menge an diesem Energie enthaltenden Molekül mit Hilfe von Wasser. - Diese grundlegenden Lebensprozesse wurden ganz früh schon bei der Evolution der Organismen angelegt und sind so (wie dies für alle bewährten Lebensvorgänge gilt) unverändert übernommen worden bis zur Entwicklung zu den höchsten Formen im Pflanzen- und Tierreich.

Als Organismen begannen, aus dem Wasser kommend, das Festland zu erobern, ergaben sich schnell Zustände mit Wasserknappheit. Hier gelang und gelingt es der Evolution immer wieder, für die jeweiligen Gegebenheiten die interessantesten Lebensformen zu entwickeln, um Versorgungsengpässen für das Leben aus dem Weg zu gehen.

Wasser wechselt zwischen Ozeanen und Kontinenten, zwischen dem Pflanzen- und Tierreich, zwischen Lebensprozessen bis hin zu grundlegendem Geschehen zwischen Molekülen.

20. Dezember 2007

Zur Weihnacht – ‚Unser täglich Brot’ – Über die Getreide Europas

http://www.collegium-alexandrinum.de/ws_7-8_jahresende.html

„Getreide“ kommt von „tragen“, es ist das, was der Boden „trägt“, hergibt. – Im niederschlagsreichen Winterregengebiet im Norden der Arabischen Halbinsel, im „Fruchtbaren Halbmond“, begann vor 10.000 Jahren der sesshaft gewordene Mensch den Ackerbau und die Viehzucht; er hat als erstes Kulturgras hat die Gersteausgwählt und begann 1.000 Jahre später Wildformen des Weizen zu sammeln und diese gezielt anzubauen.

Mit Weizen und Gerste kam vor ca. 3.500 Jahren auch der Roggen aus den vorderasiatischen Ursprungsgebieten nach Europa, und mit diesen kam – wahrscheinlich zunächst als Unkraut – auch der Hafer mit.

Heute sind die wichtigsten europäischen Getreide der Saatweizen, der Hartweizen, der Dinkel (Spelz-Weizen), der Roggen, der Triticale (eine Gruppe von Getreideneuzüchtungen aus Kreuzungen zwischen Weizen und Roggen), die Gerste, der Hafer und als Futterpflanze der Mais.

Die Getreidekörner enthalten ca. 60% Kohlenhydrate (Stärke), 9 bis 12% Protein und 2% Öl; doch das Haferkorn enthält beachtliche 7% Öl. – Weizen produziert mit seinem Kleber-Eiweiss ein besonderes Protein, welches hervorragende Backeigenschaften gewährleistet. – Roggen, das wichtigste Brotgetreide, wurde früher und gelegentlich auch heute noch von einem Pilz befallen, der das Samenkorn zum auffälligen Mutterkorn werden lässt. Im Mutterkorn werden Giftstoffe gebildet, die früher zu gefürchteten Epidemien führten; heute sind dies Ausgangsstoffe für wertvolle Arzneimittel. – Triticale bietet hohe Erträge und gute Kornqualität, ist ausgezeichnet durch Winterhärte, Anspruchslosigkeit und Krankheitsresistenz; der hohe Proteinanteil des Kornes wird überdies aufgewertet durch einen Lysin-Anteil von 3 bis 4%. –   Wintergerste dient als Brotgetreide, für Graupen, als Grütze und Viehfutter; Sommergerste ist ein Malzrohstoff.

Unser tägliches Brot gib uns heute“ ist nicht nur ein wichtiger Teil des christlichen Gebetes, war stets und ist auch heute eine orientalische Bitte und bleibt ein kulturgeschichtliches Denkmal für den Raum, in dem der Mensch begann, den Boden zu kultivieren für den erhofften und erbetenen Ertrag, das Getreide, unser Brot. 

26. Juni 2008

Anfänge des Lebens (Themenschwerpunkt zur Evolution)

http://www.collegium-alexandrinum.de/ss_8_universum.html

Als vor 4,6 Milliarden Jahren unsere Erde entstanden war, hat in ihrer energiereichen Wasserstoff-Atmosphäre – gefördert durch starke ionisierende, ultraviolette Strahlung, elektrische Entladungen, Vulkantätigkeiten und hohe Temperatur – eine chemische Evolution begonnen, die in dieser (noch sauerstofffreien) Ur-Atmosphäre zu kleinen Molekülen führte, die untereinander weiter reagieren konnten zu einfachen, aber biologisch wichtigen Bausteinen. Diese sammelten sich (auf der kälter gewordenen Erde) in den Ur-Ozeanen zu einer reaktiven „Ur-Suppe“. Konzentrierte Ansammlungen organischer Säuren, Basen, Zucker u.a. reagierten an strukturierten und geladenen Mineral-Oberflächen zu geordneten oligo- und polymeren Bio-Molekülen (zu Nucleotiden, Proteinen, Lipiden, Porphyrinen u.a.). 

Nur wenige, aber vorteilhafte Bausteine für eine geordnete Materie wurden ausgewählt in den frühen Schritten einer Evolution zu lebenden Formen. – Nur mit 4 verschiedenen Nucleosiden wurden langkettige Nucleotide geknüpft, die auf Grund einer spezifischen Molekül-Abfolge die Information und Weitergabe zur Bildung von Proteinen enthielt – und das ist bis heute so geblieben. Nur 20 verschiedene Aminosäuren wurden gewählt, um die unüberschaubare Vielfalt an spezifischem, langkettigem und aufgefaltetem Protein, und in der Folge an Enzym-Protein für die Herstellung, Weitergabe und Vererbung von Zell-, Gewebe- und Körper-Strukturen zu sichern – und das ist in dieser Form bis heute so geblieben. 

Zur Aufrechterhaltung dieser komplizierten Ordnung und Struktur war geeignete Energie aus der Umgebung erforderlich. Absorbierte Lichtenergie (Photosynthese) konnte schon – vor 3 bis 2,3 Milliarden Jahren – durch einfache Purpur- und Cyano-Bakterien in einheitliche Energie-Pakete umgewandelt werden. Diese konnten weiter zu energiereicher Nahrung umgesetzt werden, welche dann neben dem eigenen Fortkommen auch anderen Zellen und Organismen zur Verfügung stand, die Licht nicht verwerten konnten und Energie für ihre Lebenstätigkeit aus dem Abbau dieser Nahrung (Atmung) gewinnen mussten. 

Eine Evolution lebender Formen mit Information für den eigenen Aufbau, ihren Erhalt und für ihre Vermehrung war auf dem Weg. Dabei waren schon die ersten Formen des Lebens in sich geschlossene Systeme, die aber nach aussen offen blieben für den Austausch von Materie und Energie mit ihrer Umwelt. Nichts hat sich bis heute – bis hin zu den am höchsten organisierten Formen des Lebens – verändert an diesen grundlegenden Vorgaben für lebende Strukturen, die bei den Anfängen des Lebens in sehr viel einfacheren Formen festgeschrieben worden waren.  

18. Dezember 2008

Gold, Weihrauch und Myrrhe

http://www.collegium-alexandrinum.de/ws_8-9_zumendedesjahres.html

Der Stern von Bethlehem zeigte den Heiligen Drei Königen den Weg zum Geburtsort Jesu, und so konnten sie ihm ihre Geschenke - Gold, Weihrauch und Myrrhe - bringen (Math. 2, 11). Dieser Stern, ein "neuer", besonders hell strahlender Stern, war wahrscheinlich das Licht von Saturn und von Jupiter, die an diesen Tagen für den Beobachter am Himmel dicht zusammen standen; möglicherweise war es aber ein Komet oder gar eine Supernova.

Das Gold, das die Könige brachten, war - wie jedes Element schwerer als Eisen - in einer zurück liegenden Zeit in einem der unzähligen ausgebrannten Sterne im All entstanden, als ein solcher Stern am Ende seiner Brennphase - in gedrängter Zeit dann - zu einem unvorstellbar dichten Eisenkern implodierte, seine Hauptmasse aber zu einer hell strahlenden Supernova explodierte, wobei Energien für das Entstehen schwerer Elemente - und eben auch des Goldes - freigesetzt und die Massen ins All geschleudert wurden.

Weihrauch und Myrrhe sind von dieser Welt. Weihrauch- und Myrrhe-Bäume wachsen in den trockenen Gebieten um den Indischen Ozean im Süden Arabiens und auf dem Horn von Afrika im Somaliland. Ihr Harz wurde vor tausenden von Jahren schon gesammelt und als Räuchermittel im Kult der Ägypter, Babylonier, Perser, Griechen und Römer gebraucht. Das Räucherharz war den Israeliten im mosaischen Gesetz (2. Mos. 30.7 ff) vorgegeben; in der Synagoge wird es nicht verwendet. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts wurde es in den christlichen Gottesdienst übernommen. In der katholischen und der orthodoxen Kirche gilt Weihrauch als Symbol des zum Himmel steigenden Gebetes und als Zeichen einer besonderen Ehrerweisung.

Mit der Nachfrage nach dem wertvollen Harz entstanden wichtige Handelsstrassen  - eben die alten "Weihrauchstrassen". - Früh schon hatte der findige Mensch auch den Nutzen der Harze und ihrer Zubereitungen als ein Heilmittel entdeckt.

Bei Verletzung der Bäume tritt zu deren Schutz aus der Wunde (als Heilmittel) eine zähflüssige, tropfenden Masse, die zu "Harz-Tränen" erhärtet und so geerntet wird. Ein Harz ist ein komplexes Gemisch aus Ätherischem Öl und, hauptsächlich, aus schwereren Bestandteilen (Molekülen), die die Natur letztlich aus gleichen Bausteinen und mit gleichen Mitteln herstellt.

Die moderne naturwissenschaftliche Analytik und Pharmakognosie/Pharmakologie hat unter den Hunderten von Inhaltstoffen eines solchen Harzes auch diejenigen herausgefunden, welche desinfizierend und, darüber hinaus, u.a. entzündungshemmend wirken. - Schon lange wird in Indien Weihrauch u.a. zur Behandlung chronisch entzündlicher Gelenkerkrankungen eingesetzt. - Und bereits in die Deutschen Arzneibücher DAB 1 (1872) und im Erg.-B. 6 DAB  (1941), hatte man den Weihrauch (Olibanum) aufgenommen. - Ausgehend von neueren Beobachtungen  wurde gezeigt (in vitro-Experimente 1991), dass die im Weihrauchharz enthaltenen Boswelliasäuren (pentazyklische Triterpene) in einen Entzündungsstoffwechsel eingreifen, dort die Ausbildung von Leukotrienen unterbinden und damit eine Entzündung schwächen oder zum Abklingen bringen können. - Weihrauch ist seit 2002 Bestandteil des Europäischen Arzneibuches, der Pharmakopoea Europaea.  

23. Juli 2009

Aus fernen und warmen Sommern – Prächtige, großartige und wertvolle Blütenpflanzen

 http://www.collegium-alexandrinum.de/ss_9_vortraege.html#Ausklang l

Blüten können besonders schön sein und obendrein noch von grossem Interesse, wenn sie von einer Nutzpflanze stammen.

So gibt es z.B. unzählige Malven mit herrlichen Blüten, und besonders auffallend schön sind die in zahlreichen Formen und Farben vorkommenden Blüten der Hibiscus-Arten in den Tropen. Jedoch nur eine Hibiscus-Art, Hibiscus sabdariffa, ist heute von wirtschaftlicher Bedeutung, da ihre grossen fleischigen Kelchblätter, die „Hibiscus-Blüten“, in vielen Teilen der Welt für wohlschmeckende Zubereitungen gefragt sind.

Unter den Aronstab-Gewächsen gibt es - wiederum in den begünstigten Tropen - besonders riesige und schöne, interessante Blütenstände mit erstaunlich wirksamen Mechanismen zum Einfangen von Insekten. Manche dieser Arten besitzen kräftige Wurzeln, welche wertvolle Stärken bilden. Ihre Stärkekörner sind oft nicht verdaulich und haben das Interesse geweckt für die Bereitung zwar gut verträglicher, aber nahezu kalorienfreier Nahrung.

Innerhalb der Familie der australischen Proteaceen mit ihren ungewöhnlich schönen und grossen Blütenständen findet man den Queensland-Nuss-Baum, Macadamiatetraphylla, der wegen seiner besonders wohlschmeckenden Makadamia-Nüsse grosse Beachtung findet.

Manche tropischen Bäume der Hülsenfrüchtler (Schmetterlingsblütler), so einige aus der Gattung Pithocellobium, tragen wunderschön erscheinende pinselborstige Blütenstände, welche auf den ersten Blick gar nicht einer Schmetterlingsblüte ähneln. Ihre grossen Hülsenfrüchte produzieren in den Keimblättern der Samen interessante Aromastoffe, die denen des Knoblauchs verblüffend ähneln und auf den lokalen Märkten in grossen Mengen als Gemüse und Gewürz angeboten werden.

Ein besonders kostbares und „schwer“ duftendes Aroma wird als Ätherisches Öl, das den Namen Ylang Ylang bekommen hat, in den bizarren, goldgelben Blüten eines tropischen Baums der Magnoliengewächse, Cananga odorata , gebildet und auf dem Weltmarkt mit hohen Preisen gehandelt.

In der artenreichen Pflanzen-Ordnung der Orchideen - mit vorwiegend Bodenorchideen in den gemässigten und mit Epiphyten in den tropischen Klimazonen - kommt seit alters her den einheimischen und subtropischen Knabenkräutern Bedeutung zu mit ihren schleim- und stärkehaltigen Knollen, die man zu dem aromatischen Saleptrocknet. Bedeutsamer noch ist das Vanillin mit seinen begleitenden Aromastoffen, welches die in Mexiko beheimatete Kletterpflanze Vanilla planfolia in ihren langen Früchten ablagert.

In der Natur mit ihrer nur schwer zu überschauenden Vielfalt kann man neben Wunderschönem auch gleichzeitig sehr Wertvolles finden.

17. Dezember 2009

Der Weihnachtsbaum und seine Artgenossen

Zu den Nadelhölzern gehört die große Baum-Familie der Pinien-Gewächse mit ihren nadelförmigen Blättern und verholzenden, weiblichen Blütenständen (den „Zapfen“), in denen die (nackten) Samen heranreifen.

Je nach Region war in früheren Jahren eine Tanne oder eine Fichte als Weihnachtsbaum ausgesucht worden; heute schmückt vorwiegend eine Nordmann-Tanne am Weihnachtsfest unser Zuhause.

Alle Pinien-Gewächse sind reich an Ätherischen Ölen in ihren Nadeln; und in deren Holz werden bei zahlreichen Arten Balsame (Gemische aus Ätherischem Öl und Harz) gebildet. Interessante Bestandteile im Holze sind auch pflanzliche Oestrogene, Lignane (z.B. Pinoresinol) und Stilbene (z.B. Pinosylvin); weiter von Bedeutung sind die Gerbstoffe, die häufig in der Baumrinde angereichert werden.     

Bei Verwundung eines Pinien-Baumes tritt zum Wundschutz ein aromatisches, zähflüssiges Gemisch aus, das als Balsam flüssig bleibt und sich mit der Zeit zu einem Harz verfestigt. In vielen menschlichen Kulturen, schon in lang zurückliegenden Zeiten, wurden diese Nadelbaum-Balsame und Harze gesammelt, weiter verarbeitet und vielfältig genutzt. – Heute gewinnt man Balsame durch Einschneiden der Rinden; und durch Schmelzen, Filtrieren und Destillieren des Rohprodukts erhält man Terpentinöl (technisch genutztes Kiefern-Terpentin; hochwertiges Lärchen-Terpentin) und als zurückbleibenden, festen Bestandteil Kolophonium und weitere Harze. Harze werden auch eingesetzt bei der Herstellung von Lacken, Firnissen und Seifen. – Wertvolle Harze verschiedener Araucarien-Arten sind das Kopal- und ebenso das Dammar-Harz. Bernstein ist altes, versteinertes Pinien-Harz. 

Durch Destillation mit Wasserdampf gewinnt man die Ätherischen Öle der Pinien-Gewächse. Sie sind seit langer Zeit als Heilmittel in Gebrauch. Ausgesuchte Pinien-Öle wurden in die Deutschen und Europäischen Arzneibücher aufgenommen.

Zu den Pinien-Gehölzen zählen weltweit die Gattungen der Fichte (Picea) und Tanne (Abies) mit je 40 Arten, die der Hemlocktanne (Tsuga) mit 14 Arten und der Douglasie (Pseudotsuga) mit 7 Arten [jeweils mit Nadeln an den Langtrieben], sowie die Gattung der immergrünen Zeder (Cedrus) mit 4 Arten und die Gattung der sommergrünen Lärche (Larix) mit 10 Arten [jeweils mit Nadeln an den Lang- und an den Kurztrieben], und schließlich noch die große Gattung der Kiefer-Gehölze (Pinus) mit etwa 90 Arten (mit den Kiefern, Zierben/Arven, Latschen und Spirken) [jeweils mit Nadeln allein an den Kurztrieben].

15. Juli 2010

Von den Alten Erlanger Kräuterbüchern zum heutigen Wissen – Ausgewählte Nutzpflanzen

Unsere Universitätsbibliothek behütet eine erstaunlich grosse Anzahl alter Handschriften und Kräuterbücher (frühe Vorstufen der späteren Arzneibücher) (wie folgt). 

Die ältesten sind lateinische Pergamenthandschriften (noch ohne Abbildungen) aus dem 13. Jahrhundert (der Zeit des röm.-deutschen Staufer-Kaisers Friedrichs II, der Zeit des Albertus Magnus, der Elisabeth von Thüringen, des Meister Eckhart und auch die Zeit der Kreuzzüge), so der ‚liber de simplici medicina’ (‚circa instans’) des Johannis Platearii (?), aus den Schriften der Medizinschule in Salerno.                                                                               

Eine bedeutende Quelle aus alten Zeiten ist ebenso das ‚herbarius latinus’, von 1484, des Mainzer Peter Schöffer, 1425 - 1503 (einer der ersten Buchhändler im neuen Zeitalter des Buchdruckes).

Von Georg Oellinger, 1487 - 1557, Apotheker in Nürnberg, wurde eine umfangreiche Handschrift mit kolorierten Federzeichnungen angefertigt und im Jahre 1553 durch Samuel Quicchelberg vollendet, die ‚magnarum medicinae partium herbarieae et zoographieae imagines’. Im 18. Jahrhundert gelangte der Band in die berühmte Sammlung des Nürnberger Arztes Christoph Jakob Trew, 1695 - 1769, und nach dessen Tod an die Universität Altdorf und liegt seit 1818 in unserer Universitätsbibliothek.

Die ‚historia plantarum’ des Conrad Gesner, 1516 - 1565, wurde auch von C.J. Trew gesammelt und herausgegeben.

Der Nürnberger Arzt und Botaniker Joachim Camerarius d.J., 1534 - 1598, ergänzte in seinem ‚camerarius florilegium’ Angaben aus ältern Kräuterbüchern und liess es mit farbigen Zeichnungen illustrieren (1589).

Basilius Besler, 1561 - 1629, Nürnberger Apotheker, Kurator des Gartens des Eichstätter Erzbischofs (zu dieser Zeit der einzig bedeutende Botanische Garten ausserhalb Italiens) schuf den berühmten ‚hortus eystettensis’ (erschienen 1613); dazu besitzt unsere Universitätsbibliothek sogar die Vorzeichnungen.

Christoph Jacob Trew, 1695 - 1769, der Nürnberger Arzt und bedeutende Sammler, war Herausgeber der umfangreichen ‚plantae selectae , dem wohl prachtvollsten Pflanzenwerk, das je in Deutschland hergestellt und schon von seinen Zeitgenossen Carl von Linné und Albrecht von Haller hoch gelobt wurde.

Am 15. Juli werden einige in den Erlanger Kräuterbüchern beschriebene Nutzpflanzen vorgestellt, ihre Präsenz in der Martius-Sammlung der Universität (der umfangreichen, 200 Jahre alten „Pharmakognostisch-pharmazeutisch-technischen Sammlung“ des Erlanger Hof- und Universitäts-Apothekers Ernst Wilhelm Martius und seiner Söhne) sowie ihre Anpflanzung im Botanischen- und im Aroma-Garten gewürdigt und nach ihrer heutigen Bedeutung befragt.

16. Dezember 2010

Zur Weihnacht – Hutzeln, Kletzen, Knäckerla

http://www.collegium-alexandrinum.de/ws_10-11_Jahresende.html

Hutzeln (alemannisch), Kletzen (bayrisch-österreichisch) sind getrocknete (zur Haltbarmachung gedarrte) Birnen, Dörrbirnen, die in Hutzel-Broten verbacken werden. – Kneckerle, Siess-Knäckerla, sind – im Fränkischen seit frühen Zeiten schon – geschätzte, haltbare, besonders kleine, leichte und langstielige Äpfel mit gelber, rot-gestreifter, zuweilen kräftig roter Schale, die besonders zum Schmuck des Weihnachtsbaumes geeignet sind.

Dörrobst (Trockenobst) hat eine Restfeuchtigkeit von etwa 20 %. Nicht alle obstliefernden Pflanzen sind zur Herstellung von Trockenobst eignet. –  Tockenobst ist reich an Vitaminen, Mineralien und Kalorien.

Kletzenbirnen sind für die Dörrobstherstellung gezüchtete, oft auch sehr alte Obstsorten, die früher der bäuerlichen Selbstversorgung dienten. Sie haben eine besonders stabile Schale, ein festes Fruchtfleisch und einen sehr hohen Zuckergehalt. Sie reifen sehr spät. Als rohes Obst sind sie zum Verzehr wenig geeignet.

Kletzen und Hutzeln (im Gegensatz zu Kletzen aus geschälten Früchten hergestellt) werden in die gehaltvollen und sehr lange haltbaren Früchtebrote eingebacken . Ursprünglich wurden als Trockenfrüchte nur Kletzen und Hutzeln verwendet, erst später nahm man auch Trockenpflaumen und Nüsse, und mit der Einfuhr südländischer Früchte auch Feigen und Rosinen dazu, ebenso wie kandierte, aromatische Citrus-Schalen (Zitronat, Orangeat).

Hutzel-Brot hat Tradition, es ist eines der ältesten Weihnachtsgebäcke und wird vor allem im bayerischen und schwäbischen Raum gebacken. Früher wurde Kletzenbrot ohne Honig oder Zucker hergestellt, seine Süsse bekam es nur durch die Kletzen und Hutzeln. Begonnen wurde mit dem Backen des Früchtebrots in den Tagen um den Andreastag am 30. November. In der Andreasnacht begannen die „Klöpfelnächte“, in denen maskierte junge Männer mit Gedichten um Gaben, darunter auch Früchtebrot, bettelten. Am Heiligen Abend oder am Stephanstag, am 26. Dezember, wurde das Früchtebrot vom Hausvater angeschnitten und verteilt. Die Kinder, Mägde und Knechte bekamen einen Anteil. Um Glück in den Stall zu bringen, erhielten die Tiere Früchtebrot als „Maulgabe“.

Die älteste Form zur Herstellung von Hutzel- oder Kletzen-Brot ist wahrscheinlich das Einbacken der Früchte in Brotteig.

Knäckerla, auch Kleiner Neuzerling, Knäcker, Hirschknäckerle, sind die Namen für eine uralte Apfelsorte, die vermutlich vor 1600 in Franken entstanden ist. Eine erste Erwähnung findet sich in Wolfgang Jakob Dümlers 1651 in Nürnberg erschienenem „Obstgarten“. Um 1862 war der Knäcker in Mittelfranken allgemein verbreitet und sehr gerühmt wegen der „großen Bäume von großer Fruchtbarkeit“. Sie fruchten jedes Jahr, auch in rauem Klima; sie kommen spät zur Reife (September bis November). Heute sind nur noch wenige alte Baumriesen im Forchheimer Land vorhanden. Seit etlichen Jahren wird die immer noch beliebte Sorte von Baumschulen wieder angeboten. [www.obstarche.de]

28. Juli 2011

30 Jahre Aromagarten Erlangen

Als im Sommer 1981 der fast ein Hektar grosse Aromagarten in Erlangen mitten in der Stadt im Landschaftsschutzgebiet an der Schwabach neben der Ludwigs-Brücke eröffnet wurde, war er der erste Garten dieser Art. Der Garten wurde schnell weltweit bekannt. Wissenschaftler aus aller Welt haben ihn besucht. – Schnell war er zu einem einmaligen Ökosystem heran gewachsen.

Aromapflanzen bilden ihre Aromastoffe als Ätherisches Öl (z.B. in Salbei, Kamille, Fenchel u.a.), als schwefelhaltige Aromavorstufen in Lauch-Gewächsen (z.B. in Küchenzwiebel, Knoblauch u.a.), als Senföle in Kreuzblütlern (z.B. in Rettich, Senf, Kren u.a.), als Bitterstoffe (in Wermut, Schafgarbe u.a.), als Scharfstoffe (in Paprika, Kalmus u.a.).

Aromastoffe sind Ergebnisse einer langsamen – in ihren Produkten stets ausgewogenen – Evolution, die ihren Trägern und ihrer Umwelt damit Vorteile verschaffen.

Zahlreiche Aromastoffe sind reaktive Moleküle, die in allen Organismen Wirkungen verursachen; ihre biochemischen und physiologischen Aktivitäten hat die Natur immer vielfältig genutzt.

Wirkungen der aktiven Bestandteile einer Aromapflanze auf eine Nachbarpflanze, auf ein Pflanzen fressendes Insekt oder einen Vogel, auch auf den zugreifenden Menschen sind zu einem kaum mehr überschaubaren, dichten Netz von Information und Wirkung geworden.

Die Wirkung der Aromastoffe auf Lebewesen wurde zu einem bewundernswerten Forschungsfeld mit erstaunlichen Ergebnissen, die heute Verständnis vermitteln bis auf die Ebene der wirksamen Moleküle mit ihren aktiven Atomgruppen. --

Nachdenklich macht zuweilen die Einsicht, dass viel Kenntnis uns und unseren Vorfahren als Erfahrungswissen schon lange bekannt ist, uns schon immer als unverzichtbares Wissen gegen Krankheit gegeben war und als solches gehütet wurde.

Literatur aus dem Erlanger Arbeitskreis über Aromapflanzen und Aromastoffe:

(1) Ber. Deutsch. Botan. Ges. 95 (1982) 277-280.

(2) Progress in Essential Oil Research, Editor  E.-J. Brunke (1986), Walter de Gruyter & Co., Berlin, 429-445.

(3) Z. Lebensm. Unters. Forsch. 185 (1987) 10-13.

(4) Bioflavour ’87 (1988), Walter de Gruyter & Co., Berlin, 287-299.

(5) J. Ess. Oil Res. 1 (1989) 119-128.

(6) Progress in Flavour Precursor Studies; P. Schreier, P. Winterhalter (eds.) (1993) Allured Publishing Co., Carol Stream Illinois, U.S.A., 175-183.

15. Dezember 2011

Der Schokoladenbaum – Kakao-Arten und ihre wertvollen Früchte

Der Kakaobaum stammt aus Südamerika. Er wurde schon früh von den Indianern kultiviert und genutzt und spielte im Mythos wie in der Wirtschaft (Kakaosamen als Zahlungsmittel) zur Zeit der Entdeckung Amerikas eine grosse Rolle. Erst im 17. Jahrhundert wurde der Kakaotrunk und die mit Zucker hergestellte Schokolade in Europa bekannter. Bald führte ihr Siegeszug zur Entstehung einer umfangreichen Industrie, die heute auf die Zulieferung von Kakaomasse und Kakaobutter aus bestimmten Klimabereichen (zw. 20° nördl. und 20° südl. Breite) rund um die Erde angewiesen ist.

Aus den Kakaobaum-Stämmen und Ästen wachsen die ca. 20 cm langen Früchte, die eingebettet in ein weiches, süsses, aromatisches Fruchtfleisch (Pulpa) die grossen Samen enthalten. Die heraus gelöste Pulpa wird mit den Samen, abgedeckt unter Blättern und in Kisten, einer Gärung überlassen, wobei die Pulpa abläuft und in den Samen die Aromastoffe entstehen.

Nach dem Trocknen der Samen in der Tropensonne werden diese dann in den Verbraucherländern geröstet und gemahlen. So entsteht ein zähflüssiger Brei (Fettgehalt über 50%), der nach Zugabe von Zucker, Gewürzen und ggf. Trockenmilch, sowie nach vielfältigem Rühren, Walzen und Temperieren, zu Schokolade gegossen wird. Zur Herstellung von Kakaopulver muss ein grosser Teil des Fettes abgepresst werden.

Kakao enthält Theobromin, das chemisch und in seiner Wirkung dem Koffein ähnlich ist.    Besonders Bitterschokolade mit hohem Kakaoanteil enthält als ein wirksames Antioxidans das Flavonoid Epicatechin, das – wie viele andere Inhaltstoffe zahlreicher Nahrungsmittel – in der Lage ist, die ständig im Stoffwechsel auftretenden Radikale unschädlich zu machen.

26. Juli 2012

Aus warmen Sommern – Mohn, Opium, Morphin, Heroin

Seit den Anfängen der Agrikultur schon hat der sesshaft gewordene Mensch den ölreichen Mohnsamen und besonders auch den schlafbringenden Milchsaft der unreifen Mohnkapseln, das Opium, in vielen Zubereitungen genutzt. Diese den Schmerz ganz zuverlässig stillende Arznei brachte aber auch mit sich die Sucht, das unstillbare Verlangen nach dem Stoff.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden aus dem Opium die wirksamen Substanzen Morphin, Codein, Papaverin u.a. isoliert, und es begann ihre spezifischere Anwendung als gut dosierbare Arzneiformen.

Die moderne Naturwissenschaft und Medizin hat den sinnvollen Einsatz der Opium-Inhaltstoffe weiter entwickelt und ihre Molekülstrukturen zu sehr spezifisch wirksamen Opioiden umgebaut - zum Heil der Schmerz-Leidenden, zum Unheil obendrein für alle, die der Sucht verfallen.

Die Produktion von Opium, die Isolierung des Morphins, dessen Umsetzung zum noch teureren Heroin ist immer noch die Geldquelle vieler Armen auf der Welt.

20. Dezember 2012

Zauberpflanzen und Hexenkräuter

Zur Zeit der Hexenverfolgungen in Europa, im Spätmittelalter (von 1250 bis 1500) werden hinter geschädigtem, vernichtetem Haus und Hof gern magische Praktiken vermutet, hinter denen der Teufel steckt. Gross war das Interesse an Mitmenschen, von denen man meinte, sie stehen in Verbindung, in einem Pakt mit dem Satan.

Kräuterkundige Frauen bewirkten mit ihren Mischungen und Auszügen aus Pflanzen oftmals Verwunderliches. Und, wenn nötig, wurden sie verhört, schonungslos, und ihr Wirken als unerklärlich befunden und nur als möglich erachtet in einem Pakt mit dem Teufel. Dann war eine Hexe erkannt.

Von den Hexen man nahm an, sie buhlten mit dem Teufel, sie bereiteten aus Kräutern ‚Buhl-Salben’, ‚Hexen-Salben’, mit deren Hilfe sie sogar fliegen konnten – so am Hexen-Sabbat, in der Walpurgisnacht hinauf zum Bocksberg oder zum Walberla.

 Die Vorstellung von Zaubermitteln zum Fliegen ist uralt und reicht zurück bis in die Antike. Und man findet sie immer wieder im Europa z.Zt. der Hexenverfolgungen. Von da überlieferte Rezepturen enthalten alkaloidhaltige Pflanzen vor allem mit halluzinogenen Wirkstoffen, besonders aus der Familie der Nachtschattengewächse.

Nach dem Ende des Finsteren Mittelalters dann, ab etwa 1500, machen auch bedeutende Gelehrte (Ärzte, Heiler, Mystiker) Gebrauch von Kräuterzubereitungen mit den Nachtschattengewächsen Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel, Mandragora, mit Mohn-Gewächsen bzw. Opium und auch mit dem Eisenhut, einem Hahnenfussgewächs.

Heute können wir erklären, welche Wirkungen die Menschen früherer Zeiten mit ihren Hexenkräutern, ihren Zauberpflanzen erreichen konnten.

18. Juli 2013

Früchte aus fernen Sommern – Annonen, Guaven, Papayas

 

Die Annonen-Früchte der Tropen sind Sammelbeeren; besonders vier Arten werden kultiviert, - 1. die Cherimoya, 2. die Stachelannone (der Sauersack), 3. die Netzannone, 4. der Süßsack (der Rahmapfel). –  Die Sammelbeerenfrucht der Annonen ist apfelgroß (so bei der Cherimo-ya, die schon bei den Inkas in Kultur war, heute auch in den Subtropen gedeiht und die verbreitetste Art ist), kann aber auch (wie beim Sauer-sack) melonengroß werden und 2 kg wiegen. Die Früchte haben eine zentrale Blütenachse, an der – in weißes aromatisches, köstlich erfrischendes Fruchtfleisch (die Pulpa) eingebettet – schwarze glänzende Samen sitzen. –                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      

Die sortenreichen Obstbäume (3 bis 8 m hoch) der Guaven (ursprünglich von den Antillen) werden heute überall in den Tropen kultiviert. Die oft birnenförmige gelbe Beerenfrucht kann bis 12 cm groß werden und bleibt bekrönt von den vertrockneten Kelchzipfeln. Ein Baum kann im Jahr bis 1000 Früchte (bis 400 kg) hervorbringen. Diese sind nur wenig haltbar. Das weiße bis rötliche Fruchtfleisch hat einen quittenartigen, süß-säuerlichen Geschmack (gehaltvoll an Vitamin C) und kann zahlreiche Samen und Steinzellnester enthalten. Köstliche Säfte, mehr oder weniger dick, werden aus den Früchten gepresst. Guaven werden gern auch gekocht und in Konserven verwahrt. –

Die Beerenfrucht der Papaya, des „Melonenbaumes“ (von den spanischen Eroberern in Panama angetroffen), wird heute auch weltweit in den Tropen und Subtropen kultiviert (und ist gelegentlich in unseren Märkten zu haben). Die Kultur beginnt durch Aussaat. Die Papaya wächst sehr rasch zu einem bis 10 m hohen Stamm mit lang gestielten, tief handförmig eingeschnittenen Blättern, die bald abfallen und eine dreieckige Narbe am Stamm hinterlassen; so bleibt immer nur ein Blätterschopf an der Stammspitze. – Es gibt männliche und weibliche, auch zwittrige Papayas. Aus den bestäubten Fruchtknoten wachsen, dicht gedrängt unter dem Blattschopf (in etwa 6 Monaten) kopfgroße, ei- bis birnenförmige und 0,5 bis 1,5 kg schwere Beeren heran, die mit zunehmender Reife gelb werden. Das dicke Fruchtfleisch unter der ledrigen Haut ist gelb, orange oder lachsrot; es umschließt eine zentrale Fruchthöhle mit sehr vielen schwarzen Samen, die senfölhaltig sind und angenehm streng-würzig schmecken. Das bezeichnend aromatische Fruchtfleisch enthält (neben wertvollen Karotinoiden) beachtlich wenig Zucker und – besonders angenehm und wichtig – kaum Fruchtsäuren und wird deshalb sehr geschätzt und empfohlen (auch schon zum Frühstück) als besonders gut verträglich bei gesundheitlichen Problemen. – Alle Teile der Papaya enthalten Milchröhren mit dem wertvollen und medizinisch wie technisch vielseitig verwendeten, dem proteinspaltenden Enzym Papain, das mit ständig steigendem Bedarf weltweit  eingesetzt wird.  

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9. Januar 2014

 

Zauberpilze, unsere einheimischen Magic Mushrooms, die Psilos

 

Fliegenpilz und Spitzkegliger Kahlkopf sind unsere heimischen „Zauberpilze“. Sie verursachen Halluzinationen, Sinnestäuschungen und Trugwahrnehmungen, die zu den spektakulärsten seelischen Symptomen gehören. „Magic Mushrooms“ können das Bewusstsein so verändern, dass seelische Krankheiten auftreten, die zu depressivem Verhalten oder zu Wahnvorstellungen (Verfolgungswahn) führen. Der Fliegenpilz gilt weit verbreitet und seit langer Zeit als besonders giftig, ja als „tödlich giftig“; diese pauschale Meinung ist nicht richtig; er kann auch als Speisepilz gebraucht werden; in Teilen Japans gilt er als Spezialität; auch um Hamburg war das Essen von Fliegenpilzen einmal recht verbreitet. Dazu gehört jedoch eine genaue, spezielle Kenntnis mit Erfahrungswissen.

Der Fliegenpilz enthält Ibotensäure, eine leicht zersetzliche Substanz, die zu Muscimol zerfällt. Damit findet sich in getrockneten Pilzen stets Muscimol und nicht mehr die Ibotensäure. Und dieses Muscimol wirkt besonders stark psychotrop. Deshalb werden die als „Magic Mushrooms“ gesammelten Fliegenpilze getrocknet und zerschnitten; das so gewonnene, braune Material unterscheidet sich dann kaum noch von anderen getrockneten Pilzen. – Der Fliegenpilz kann neben Halluzinationen ein Delirium verursachen; dabei geht die Einsicht in die   Ursache und Wirkung des Rausches verloren. Beschrieben ist das Phänomen der Makropsie (Gegenstände werden übergroß gesehen) nach Konsum von Fliegenpilz, und auch der überlieferte Brauch bei sibirischen Völkern, den Urin des Schamanen zu trinken, nachdem dieser Fliegenpilz konsumiert hat.

Der blassgelbe bis hellbraune Spitzkegliger Kahlkopf mit dünnem Stiel und spitzkegeligem Schirm wächst in großen Mengen in Kuhmist auf feuchten, warmen Weiden und Feldern. Wegen seines Gehaltes an Psilocybin zählt er zu den wirkungsvollsten halluzinogenen Pilzarten. Schon mit geringen Mengen treten Rauschzustände, bei größeren Gaben Halluzinationen auf. Wenn eine nur relativ kleine Menge genommen wird, kann es sein, dass man sich euphorisch und glücklich, von der Welt losgelöst fühlt, Halluzinationen bekommt, unwirkliche Dinge sieht oder hört, Geräusche und Farben verzerrt, aber intensiver wirken, man die Zeit vergisst.

Heute ist der Anbau, der Verkauf oder Besitz psilocybinhaltiger Pilze in den meisten Ländern der Welt verboten; auch das Sammeln in der Natur ist in Deutschland ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.

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3. Juli 2014

Aromapflanzen der Tropen - Patchouli, Vanille, Vetiver und Ylang

 

Die Tropen beeindrucken durch ihre Vielfalt in der Natur mit dem anziehend Unbekannten; dies gilt besonders für die Aromapflanzen dort mit ihren fremden, intensiven, oft als „schwer“ empfundenen Aromen.

Das Patchouli-Kraut, ein Lippenblütler, enthält ein dickflüssiges ätherisches Öl von ganz besonderer Intensität. Sein intensiver, erdiger, waldiger, holzig-herber und zugleich süßlicher Duft wird besonders geschätzt und ist ein wichtiger Bestandteil vieler Parfums, Seifen u.a. Toilettenartikel; er haftet, verflüchtigt nur sehr langsam. Dieser Duft kann aber auch muffig anmuten.

Vanille, eine tropische Orchidee und Kletterpflanze, bildet als Früchte längliche Samenkapseln (anatomisch gesehen sind es keine „Vanille-Schoten“), die in ausgereiftem Zustand während eines herbeigeführten Gärungsvorgangs ein kräftiges, „süßes, sahniges, typisches“ Aroma bilden; dessen Hauptbestandteil ist das Vanillin. - Wegen der Knappheit und hohen Kosten der natürlichen Vanilleextrakte

gibt es lange schon synthetische Herstellungsverfahren für Vanillin (als ein naturidentischer Aromastoff).

Vetiver ist ein tropisches Gras, dessen dichtes Wurzelgeflecht ein ätherisches Öl bildet mit einem „schweren, waldig-erdigen, holzig-balsamischen“ Duft. Es wird verwendet in der Parfümherstellung, in der Aromatherapie und Naturheilkunde und dient als Räucherwerk.

Ylang Ylang ist ein großer, mächtiger tropischer Baum, der in seinen goldgelben, anmutig graziös gestalteten Blüten ein ätherisches Öl bildet mit einem „blumig-jasminigen, süßen, narkotischen“ Duft. Zur Gewinnung der kostbaren und in großen Mengen benötigten Blüten zieht man Ylang Ylang  strauchförmig in Monokulturen. Das besondere Aroma des ätherischen Öls gibt zahlreichen Duftkompositionen eine besondere „blumig-warme“ Eleganz. Im Handel sind mehrere Fraktionen des sehr teuren ätherischen Öls.

Text mit Bildern

 

Stand: 4.11.2014

 

 

Vorträge im Rahmen der Führungen durch die Martius-Pharmakognosie-Sammlung

 

 

Beschreibung: Beschreibung: Knobloch

Foto: I.-U. Materne 2009

Prof. Dr. Karl Knobloch

 

E-Mail:  karl.knobloch@rzmail.uni-erlangen.de

Telefon:   0911 20 31 41

Telefax:  0911 20 35 55