Startseite
| Kontakt | Impressum
|
Collegium Alexandrinum der
Universität Erlangen-Nürnberg - Wissenschaft für die Öffentlichkeit -
|
Vorträge von Prof. Dr. Karl Knobloch im Collegium
Alexandrinum
18. Dezember 2014 |
Geschichte und Herkunft unserer Weihnachtsgewürze: Ingwer,
Kardamom, Muskat Die
Ingwerpflanze bildet unterirdisch waagerecht wachsende und aromatische Sprosse
(„Rhizome“), an denen sich Wurzeln bilden und dicke Stengel
mit großen Laubblättern bis etwa 1 m über den Erdboden herauswachsen. Ihrer
kräftig aromatischen Rhizome wegen war Ingwer schon immer eine geschätzte
Gewürz- und Arzneipflanze, die seit alters her in den Tropen und Subtropen
gehegt wurde und ihr Ursprung (möglicherweise auf pazifischen Inseln) nur
vermutet werden kann. – Ingwer kam schon früh mit arabischen Händlern nach
Europa und ist ein altes Gewürz für Lebkuchen, Konfekt (kandierte Ingwerstückchen),
Marmeladen und Liköre. Unverzichtbar ist Ingwer für die Herstellung von
Gingerale, dem Ingwerbier. Zu
den tropischen Ingwergewächsen gehört auch die Kardamompflanze, beheimatet in
feuchten Bergwäldern Indiens und der Malabarküste
dort, die in ihren Samenkapseln stark aromatische Samen bildet. Auch die
Kardamomstaude treibt aus Rhizomen Blattsprosse und niedrige Blütenstände, an
denen Kapselfrüchte reifen mit runzeligen, 3 mm großen Samen; diese schmecken
scharf und sehr aromatisch wegen ihres Gehalts an Ätherischen Ölen. Im Nahen
Osten sind sie ein begehrtes Kaffeegewürz. Seit dem Mittelalter schon werden
bei uns die zermörserten Samen in Lebkuchen verbacken und sind ferner ein Gewürz in Schokoladen,
Likören u.a.m. Der
Muskatbaum (es gibt männliche und weibliche – „zweihäusiger“ Baum),
beheimatet auf den Banda-Inseln und Molukken, bis zu 20 m hoch, bildet nach
der Bestäubung pfirsichgroße Früchte mit einer fleischigen, aromatisch-süßen
Schicht um den Samen, welcher noch von einem leuchtend roten und
zerschlitzten Samenmantel (dem Arillus) umwachsen
ist. Im festen Samen ist der kleine Embryo in ein stark gefaltetes, stark
aromatisches Nährgewebe eingebettet. – Der Same ist die Muskat-„Nuss“
(fälschlich als Nuss bezeichnet), der Samenmantel ist die
Mazis; beide sind geschätzte Gewürze für Backwaren, Gemüsen, Suppen,
Fleischgerichten u.a. – Bis ins Mittelalter brachten arabische Händler
Muskatgewürz nach Europa. Nach Entdeckung des Seeweges nach Indien wurde
Muskat zu einem wichtigen Handelsprodukt der Portugiesen und der später der
Holländer, die den Anbau streng auf die Banda-Inseln begrenzten und den
Muskat-Handel zum Monopol machten. Heute wächst der Muskatbaum an geeigneter
Stelle im gesamten Tropengürtel. |
Übersicht
der bisherigen Vorträge
11.
Dezember 2003 |
Pfefferkuchen,
Mandelkern mögen alle Leute gern. Über unsere Weihnachtsgewürze (Dias) |
9.
Dezember 2004 |
Geschichte
und Herkunft unserer Weihnachtsgewürze |
8.
Dezember 2005 |
Biblische
Nahrung – Früchte des Morgenlandes |
27.
Juli 2006 |
Aus
fernen, warmen und langen Sommern: Königliche Früchte im tropischen Asien –
Mango, Mangosteen und Durian |
21.
Dezember 2006 |
Zur
Weihnacht Nüsse aus aller Welt |
5.
Juni 2007 |
Die Erlanger
Opium-Brote (Ringvorlesung über Uni-Sammlungen) |
19.
Juli 2007 |
Wasser
und Leben (Themenschwerpunkt: Wasser) |
20.
Dezember 2007 |
Zur
Weihnacht – ‚Unser täglich Brot’ – Über die Getreide Europas |
26.
Juni 2008 |
Anfänge
des Lebens (Themenschwerpunkt zur Evolution) |
18.
Dezember 2008 |
Gold,
Weihrauch und Myrrhe |
23.
Juli 2009 |
Aus
fernen und warmen Sommern – Prächtige, großartige und wertvolle
Blütenpflanzen |
17.
Dezember 2009 |
Der Weihnachtsbaum
und seine Artgenossen |
15.
Juli 2010 |
Von
den Alten Erlanger Kräuterbüchern zum heutigen Wissen – Ausgewählte
Nutzpflanzen |
16.
Dezember 2010 |
Zur
Weihnacht – Hutzeln, Kletzen, Knäckerla |
28.
Juli 2011 |
30
Jahre Aromagarten Erlangen |
15.
Dezember 2011 |
Der
Schokoladenbaum – Kakao-Arten und ihre wertvollen Früchte |
26.
Juli 2012 |
Aus warmen Sommern – Mohn,
Opium, Morphin, Heroin |
20.
Dezember 2012 |
Zauberpflanzen und Hexenkräuter |
18.
Juli 2013 9.
Januar 2014 3.
Juli 2014 |
Früchte aus fernen Sommern – Annonen, Guaven,
Papayas Zauberpilze, unsere einheimischen Magic Mushrooms, die Psilos Aromapflanzen der Tropen - Patchouli,
Vanille, Vetiver und Ylang |
|
|
Die
Vortragsthemen mit Zusammenfassung
11. Dezember 2003 |
Pfefferkuchen,
Mandelkern mögen alle Leute gern. Über unsere Weihnachtsgewürze (Dias) Gewürze und ihre Aromastoffe werden
heute wie in früheren Zeiten in allen menschlichen Kulturkreisen vielfältig
genutzt. Viele Pflanzenarten produzieren sie als „Ätherische Öle“, „Senföle“
und als „Scharfstoffe“. Ihre Vielfalt im Pflanzenreich
ist kaum überschaubar. Aromen aus heimischen Gärten, aber auch aus fernen
Ländern – zumal aus den Tropen – haben für uns etwas oft Nicht-Alltägliches,
vermeintlich Seltenes und Wertvolles. Unter ihnen sind geschätzte,
angenehm duftende, kräftig schmeckende und in richtiger Konzentration auch
vielfältig wirksame Stoffe. Zu Weihnachtszeit, an den dunkleren und kälteren Tagen, sind sie
uns besonders willkommen - im
Lebkuchen und Stollen, in Plätzchen, als Süssigkeiten, in Nüssen und kandierten Früchten, im
Glühwein und auch in der Aromalampe. Nicht nur angenehm sind sie uns in Duft
und Geschmack, sie sind für uns auch wertvoll als biochemisch aktive, als
physiologisch wirksame Naturstoffe. |
|
9. Dezember 2004 |
Geschichte und
Herkunft unserer Weihnachtsgewürze http://www.video.uni-erlangen.de/cgi-bin/index.pl/Clip/224 Das Weihnachtsfest soll
in die dunkleren und kalten Tage mehr Freude bringen; für Duft und Geschmack
sorgen dann die Weihnachtsgewürze. Schon vor Jahrhunderten waren mühe- und
gefahrenvolle Handelswege erkundet worden, um vom Morgenlande, aus den
Subtropen und Tropen, noch unbekanntes Aroma zu holen. Gewürze aus dem Orient
waren so sehr begehrt, dass Europas Seefahrernationen über Jahrhunderte im
Fernen Osten untereinander Kriege austrugen, um damit die Herrschaft über den
Gewürzanbau dort und über den Gewürzhandel zu erringen („Gewürz-Kriege“).
Zimt, Gewürz-Nelken, Pfeffer u.v.a.m. wurden an den Höfen Europas wie mit
Gold aufgewogen. Die Gewürze des Orients haben eine inhaltsreiche Geschichte.
Mit ihrem kräftigen Aroma unterstützen sie - heute wie früher - täglich unser
Wohlbefinden. Dies bewirken die im ätherischen Öl vorhandenen aktiven
Bestandteile, besonders die biologisch kräftig wirksamen substituierten phenolischen Komponenten. Heute sind Gewürze aus allen
Teilen der Welt für uns leicht verfügbar. |
|
8. Dezember 2005 |
Biblische Nahrung –
Früchte des Morgenlandes http://www.collegium-alexandrinum.de/knobloch_biblische-nahrung_ws5-6.htm Dattelpalme, Olive und Feigenbaum
sind neben zahlreichen weiteren alten Kulturpflanzen eindrucksvolle Beispiele
und Symbole der ersten von Menschen geprägten Landschaften im Morgenlande.
Von ihnen berichten jahrtausende alte
Zeugnisse in Stein, auf Ton und freilich auch im Text der Bibel. Sie wurden aus Wildformen
verlesen und bis in unsere Zeit hinein kultiviert. Wir schätzen sie als
Nahrungs- und Genussmittel. In
biblischer Zeit waren sie, wie oft auch noch heute, für Menschen dieser
Ökosysteme von existenzieller Bedeutung. Sie liefern energiereiche
Nahrung, holen häufig Wasser aus tiefen Erdschichten und spenden Schatten in
der trockenen Hitze. Oft sind sie zu vertrauten Mitgliedern familiärer
Lebensgemeinschaften geworden. - Die Dattelfrucht, heute von der
Sahara bis Indien - und darüber hinaus in ariden tropischen Gebieten der
ganzen Welt - kultiviert, enthält einen sehr hohen Zuckeranteil, der sie nach
dem Trocknen als wertvolles Nahrungsmittel haltbar macht. In älteren
Kulturkreisen bereitet man aus der Dattel noch einen Sirup, den
„Dattelhonig“, und durch Vergärung gewinnt man einen „Arrak“.
– In den trockenen und kargen Gebieten ihres Anbaues werden
selbstverständlich sämtliche Teile der Palme sinnvoll genutzt. - Feigen sind krugförmig
ausgebildete, fleischig verdickte Blütenstands-Achsen, auf denen sich
zahlreiche kleine, weibliche und männliche Steinfrüchte zu einem Verband
angeordnet haben. Sehr kompliziert hat sich die Befruchtung durch eine Gallwespe entwickelt. - Getrocknete Feigen
sind allein wegen ihres hohen Zuckeranteils haltbar. - Der Feigenbaum
produziert auch einen Milchsaft mit einem hohen Anteil an Proteinasen, d.h.
Protein-spaltenden Enzymen, die heute von grosser Bedeutung
sind in der Veredelung von Nahrungsmitteln und Gebrauchswaren. Seit Jahrtausenden ist besonders der Ölbaum die bezeichnende
Kultur- und Charakterpflanze des Mittelmeergebietes - mit grosser Vitalität und hohem Alter. Seine
Steinfrüchte enthalten das wohlschmeckende und energiereiche Öl, das durch
verschiedene Verfahren der Pressung sorgsam als Nahrungsmittel und Kosmetikum
wie auch für technische Zwecke gewonnen wird. - Wie alle flüssigen
pflanzlichen Speiseöle enthält es einen hohen Anteil ungesättigter
Fettsäuren, die für eine gesunde Ernährung von Bedeutung sind. |
|
27. Juli 2006 |
Aus fernen, warmen und
langen Sommern: Königliche Früchte im tropischen Asien – Mango, Mangosteen und Durian http://www.collegium-alexandrinum.de/knobloch_tropische-sommer_ss6.html Tropen sind für uns leichter
erreichbar geworden; auch ihre Produkte kommen auf unsere Märkte. Umso interessanter ist in den Tropen ein
genaueres Hinschauen auf die Natur dort geworden und besonders auch auf ihre
Früchte. - ex oriente lux - . Die ältesten Kulturen entstanden
im Osten und mit ihnen entwickelten sich auch ihre Früchte dort, da sie immer
ein wichtiger Teil menschlicher Kulturen sind. Im Tropengürtel der Erde waren
besonders günstige Bedingungen für die Evolution pflanzlicher Formen gegeben.
Ganzjährig gleichförmige Lichteinstrahlung und relativ hohe Temperaturen,
welche Eiszeiten dort nicht ermöglichten, förderten Entwicklung und Wachstum.
Die deutlich unterschiedlichen Niederschlagsmengen im Tropengürtel der Erde
führten zu Lebensgemeinschaften in trockenen Wüstengebieten bis zu den
Regenwäldern mit ihrer besonderen Formenvielfalt. - Seit alters her ist im tropischen Asien der Durian der „König der Früchte“ und die Mangosteen die „Königin“. Die Mango-Frucht aber
war vermutlich schon immer eine der am weitesten verbreiteten tropischen
Früchte. Während die Mango unsere Märkte
erreicht hat, gilt dies so nicht für Mangosteen und
schon gar nicht für Durian. Letztere sind auch in ihrer Heimat als
Saison-Früchte noch nicht in ihrer Kultur hoch entwickelt; sie sind
empfindlich für den Transport, und sie bleiben nicht lange haltbar. Und voll
aromatisch und richtig köstlich sind sie erst in der Vollreife – kurz vor der
dann unvermeidlichen Fäulnis. Deshalb sind Mangosteen und Durian auf ihren Heimatmärkten teuer
geblieben. Aber es sind wirkliche Köstlichkeiten, die ganz reife Mango, und
erst recht die „schneeweissen, feuchten,
aromatischen, Ambrosia-gleichen“ Segmente der einer Königin gleichenden Mangosteen,
und das „heisse und
feuchte“, ganz übel stinkende, mit Attributen schlimmer Düfte bezeichnete und
so überaus köstlich schmeckende, mit nichts anderem zu vergleichende,
butterweiche Fruchtfleisch der einem König gleichen Durian-Frucht. |
|
21. Dezember 2006 |
Zur Weihnacht Nüsse
aus aller Welt Nüsse sind Speicher energiereicher Öle und
Fette. Dies und ihr nussiges Aroma machen sie
weltweit, und schon seit prähistorischer Zeit, zu einer wertvollen,
besonderen Nahrung. Eine kleine informative Auswahl von Vertretern
der vielen Nuss-Früchte aus aller Welt mit zahlreichen und verschiedenen
Aspekten ihrer Nutzung und Bedeutung ist eine Zusammenstellung mit 4
Früchten, nämlich der einheimischen Hasel, der Erdnuss als einer
Weltwirtschaftspflanze, der Paranuss als Frucht riesiger tropischer Bäume und
der Kokosnuss als schwimmfähigem Organ der Kokospalme im Tropengürtel der
Erde. Hasel- und Erdnuss sind beide echte
Nussfrüchte, da ihre Fruchtwand zu einer trockenen, harten Schale verholzt.
Die Para-,Nuss' ist mit botanischer Bezeichnung eine Kapsel und die
Kokos-,Nuss' eine Steinfrucht. Die
Haselnuss war in Europa und Asien schon in vorgeschichtlicher Zeit ein
willkommenes Nahrungsmittel, blieb es auch bei den Griechen und Römern, und
so ist es bis heute. - Die Erdnuss wird in riesigen Mengen in den Tropen und
Subtropen angebaut und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor; ihre
Keimblätter sind als Knabberartikel beliebt in
roher, gedämpfter oder gerösteter Form; ihr Öl ist ebenso von Bedeutung. Wie
alle pflanzlichen Öle ist es den tierischen Fetten als Energiequelle in der
Nahrung vorzuziehen. - Die Paranuss wächst noch wild im Amazonaswald (und
gepflanzt an manchen Stellen über die Tropen verteilt) auf Baumriesen in grosser Höhe; dort reifen ihre dreikantigen Samen zu 10
bis 16 Stück in schweren grossen Kapselfrüchten
heran, davon bis zu 600 an jedem Baum. - Die Kokospalme war schon immer für
die Menschen in den Tropen an Wasserläufen und Küsten eine unverzichtbare
Quelle für Baumaterial, für Material zur Herstellung von Körben, Matten,
Seilen und Tauen; ihre Früchte lieferten immer schon eine energie-, vitamin-
und mineralreiche, wohlschmeckende Nahrung in Form von Kokoswasser,
Kokosmilch und Kopra (Fruchtfleisch; Kokosraspel), aber auch als Honig und
als Zuckersaft zum Vergären (Toddy). Das aus der
Kopra isolierte Kokosfett enthält vornehmlich gesättigte Fettsäuren und ist
damit in seinem ernährungsphysiologischen Verhalten den tierischen Fetten
gleichzusetzen. Wegen ihrer vielseitigen Verwendbarkeit und Bedeutung wird
der Anbau der Kokospalme heute in vielen Gegenden der Tropen kultiviert. Das
geschätzte nussige Aroma ergibt sich aus
komplizierten, komplexen und je nach Art auch wechselnden Gemischen. |
|
5. Juni 2007 |
Die Erlanger
Opium-Brote (Vortrag über die
Martius-Pharmakognosie-Sammlung in der Ringvorlesung über Sammlungen der
Universität) |
|
19. Juli 2007 |
Wasser und Leben
(Themenschwerpunkt: Wasser) http://www.collegium-alexandrinum.de/knobloch_wasser_ss7.html
Im Wasser hat sich das Leben auf unserer
Erde entwickelt. Dort wurde die dazu erforderliche Information in Abfolgen
von dafür geeigneten Molekülen zusammengestellt. Und mit Energie aus der Umgebung
wurde Materie gestaltet zu Strukturen, die sich selbst erhalten, ihre
Baupläne speichern, sie vervielfältigen und vererben können. Bei allen während der Evolution
entstandenen Formen des Lebens, bei Mikroben, Pilzen, Pflanzen und Tieren, ist
für deren Erhalt - durch Stoffwechsel, Wachstum und Fortpflanzung - das
Wasser als tragendes Medium grundlegende Voraussetzung. - Auch Lebensformen
besonderer Art, wie sie vielgestaltig vorkommen in extremen, etwa
sauerstoffarmen oder besonders trockenen Gebieten, auch in ökologischen
Nischen als salz-, säure- und hitzebeständige Organismen, alle benötigen sie
Wasser für vielfältige und auch spezifische Lebensprozesse. Grüne Pflanzen holen sich aus dem Wasser
geeignete Mineralien zum Aufbau ihrer Struktur und erzeugen die dafür
benötigte Energie, indem sie in den grünen Blättern Lichtenergie einsammeln
und diese mit Enyzm-Protein in nutzbare chemische
Energie umsetzen. Im Licht werden dazu die Wassermoleküle gespalten und mit
dem Kohlendioxid der Luft zu Kohlenhydrat verbunden, wobei gleichzeitig aus
dem Wasser Sauerstoff frei wird. Die so als autotroph bezeichneten Pflanzen
produzieren damit energiereiche Nahrung für die Lebewesen, welche
Lichtenergie nicht nutzen können und auf pflanzliche und tierische Nahrung
angewiesen sind. Diese heterotrophen Lebensformen gewinnen Energie für ihre
Lebensprozesse durch die Sauerstoff-abhängige Veratmung
ihrer organischen Nahrung, wobei als Endprodukte wieder Kohlendioxid und
Wasser entstehen. Weltweit treiben Photosynthese und Atmung
diese ineinander greifenden Kreisläufe. Jährlich werden so unvorstellbar grosse Mengen an Wasser und Kohlendioxid (1,8 x 1017g als
C) aus der Umwelt in den Zellstoffwechsel eingebracht. Während der Evolution
haben sich diese Materie- und Energie-Kreisläufe, verknüpft mit den anderen
Lebensvorgängen, harmonisch ausgestaltet. - Da hat der Mensch eingegriffen,
und das Gleichgewicht ist nicht mehr da. - In allen Lebensformen wird andauernd, und
an vielen Orten in jeder Zelle durch molekulares Geschehen, ein für alle
energiebedürftigen Lebensvorgänge benötigtes energiereiches Phosphat-Molekül
gebildet. Bei Knüpfung solch einer energiereichen Verbindung wird Wasser frei
gesetzt. Durch Einlagerung von Wasser kann diese Bindung wieder zu den Ausgangsstoffen
gelöst und damit die in ihr enthaltene Energie den Lebensprozessen zugeführt
werden. Täglich verstoffwechselt der Mensch allein
in diesem kleinen, aber grundlegenden Kreislauf auf molekularer Ebene eine
seinem Körpergewicht vergleichbare Menge an diesem Energie enthaltenden
Molekül mit Hilfe von Wasser. - Diese grundlegenden Lebensprozesse wurden
ganz früh schon bei der Evolution der Organismen angelegt und sind so (wie
dies für alle bewährten Lebensvorgänge gilt) unverändert übernommen worden bis
zur Entwicklung zu den höchsten Formen im Pflanzen- und Tierreich. Als Organismen begannen, aus dem Wasser
kommend, das Festland zu erobern, ergaben sich schnell Zustände mit
Wasserknappheit. Hier gelang und gelingt es der Evolution immer wieder, für
die jeweiligen Gegebenheiten die interessantesten Lebensformen zu entwickeln,
um Versorgungsengpässen für das Leben aus dem Weg zu gehen. Wasser
wechselt zwischen Ozeanen und Kontinenten, zwischen dem Pflanzen- und
Tierreich, zwischen Lebensprozessen bis hin zu grundlegendem Geschehen
zwischen Molekülen. |
|
20. Dezember 2007 |
Zur Weihnacht – ‚Unser
täglich Brot’ – Über die Getreide Europas http://www.collegium-alexandrinum.de/ws_7-8_jahresende.html „Getreide“ kommt von „tragen“,
es ist das, was der Boden „trägt“, hergibt. – Im niederschlagsreichen
Winterregengebiet im Norden der Arabischen Halbinsel, im „Fruchtbaren
Halbmond“, begann vor 10.000 Jahren der sesshaft gewordene Mensch den Ackerbau
und die Viehzucht; er hat als erstes Kulturgras hat die Gersteausgwählt
und begann 1.000 Jahre später Wildformen des Weizen zu sammeln und diese gezielt
anzubauen. Mit Weizen und Gerste kam vor ca. 3.500 Jahren auch der Roggen aus den vorderasiatischen
Ursprungsgebieten nach Europa, und mit diesen kam – wahrscheinlich zunächst
als Unkraut – auch der Hafer mit. Heute sind die wichtigsten
europäischen Getreide der Saatweizen,
der Hartweizen, der Dinkel (Spelz-Weizen), der Roggen, der Triticale (eine Gruppe von
Getreideneuzüchtungen aus Kreuzungen zwischen Weizen und Roggen), die Gerste, der Hafer und als Futterpflanze der Mais. Die Getreidekörner enthalten
ca. 60% Kohlenhydrate (Stärke), 9 bis 12% Protein und 2% Öl; doch das Haferkorn enthält beachtliche 7% Öl. – Weizen produziert mit seinem Kleber-Eiweiss ein besonderes Protein, welches
hervorragende Backeigenschaften gewährleistet. – Roggen, das wichtigste
Brotgetreide, wurde früher und gelegentlich auch heute noch von einem Pilz
befallen, der das Samenkorn zum auffälligen Mutterkorn werden lässt. Im Mutterkorn werden Giftstoffe gebildet, die
früher zu gefürchteten Epidemien führten; heute sind dies Ausgangsstoffe für
wertvolle Arzneimittel. – Triticale bietet
hohe Erträge und gute Kornqualität, ist ausgezeichnet durch Winterhärte,
Anspruchslosigkeit und Krankheitsresistenz; der hohe Proteinanteil des Kornes
wird überdies aufgewertet durch einen Lysin-Anteil von 3 bis 4%.
– Wintergerste dient als Brotgetreide, für
Graupen, als Grütze und Viehfutter; Sommergerste ist ein Malzrohstoff. „Unser tägliches Brot gib uns heute“ ist nicht nur ein
wichtiger Teil des christlichen Gebetes, war stets und ist auch heute eine
orientalische Bitte und bleibt ein kulturgeschichtliches Denkmal für den
Raum, in dem der Mensch begann, den Boden zu kultivieren für den erhofften
und erbetenen Ertrag, das Getreide, unser Brot. |
|
26. Juni 2008 |
Anfänge des Lebens
(Themenschwerpunkt zur Evolution) http://www.collegium-alexandrinum.de/ss_8_universum.html Als vor 4,6 Milliarden Jahren unsere Erde entstanden war, hat in
ihrer energiereichen Wasserstoff-Atmosphäre – gefördert durch starke
ionisierende, ultraviolette Strahlung, elektrische Entladungen, Vulkantätigkeiten
und hohe Temperatur – eine chemische Evolution begonnen, die in dieser (noch
sauerstofffreien) Ur-Atmosphäre zu kleinen Molekülen führte, die
untereinander weiter reagieren konnten zu einfachen, aber biologisch
wichtigen Bausteinen. Diese sammelten sich (auf der kälter gewordenen Erde)
in den Ur-Ozeanen zu einer reaktiven „Ur-Suppe“. Konzentrierte Ansammlungen
organischer Säuren, Basen, Zucker u.a.
reagierten an strukturierten und geladenen Mineral-Oberflächen zu geordneten oligo- und polymeren Bio-Molekülen (zu Nucleotiden, Proteinen, Lipiden, Porphyrinen u.a.). Nur wenige, aber vorteilhafte Bausteine für
eine geordnete Materie wurden ausgewählt in den frühen Schritten einer
Evolution zu lebenden Formen. – Nur mit 4 verschiedenen Nucleosiden wurden langkettige Nucleotide geknüpft, die auf Grund einer
spezifischen Molekül-Abfolge die Information und Weitergabe zur Bildung von
Proteinen enthielt – und das ist bis heute so geblieben. Nur 20 verschiedene
Aminosäuren wurden gewählt, um die unüberschaubare Vielfalt an spezifischem, langkettigem und aufgefaltetem Protein, und in der Folge
an Enzym-Protein für die Herstellung, Weitergabe und Vererbung von Zell-,
Gewebe- und Körper-Strukturen zu sichern – und das ist in dieser Form bis
heute so geblieben. Zur Aufrechterhaltung dieser komplizierten
Ordnung und Struktur war geeignete Energie aus der Umgebung erforderlich.
Absorbierte Lichtenergie (Photosynthese) konnte schon – vor 3 bis 2,3
Milliarden Jahren – durch einfache Purpur- und Cyano-Bakterien in einheitliche Energie-Pakete
umgewandelt werden. Diese konnten weiter zu energiereicher Nahrung umgesetzt
werden, welche dann neben dem eigenen Fortkommen auch anderen Zellen und
Organismen zur Verfügung stand, die Licht nicht verwerten konnten und Energie
für ihre Lebenstätigkeit aus dem Abbau dieser Nahrung (Atmung) gewinnen mussten. Eine
Evolution lebender Formen mit Information für den eigenen Aufbau, ihren
Erhalt und für ihre Vermehrung war auf dem Weg. Dabei waren schon die ersten
Formen des Lebens in sich geschlossene Systeme, die aber nach aussen offen blieben für den Austausch von
Materie und Energie mit ihrer Umwelt. Nichts hat sich bis heute – bis hin zu
den am höchsten organisierten Formen des Lebens – verändert an diesen
grundlegenden Vorgaben für lebende Strukturen, die bei den Anfängen des
Lebens in sehr viel einfacheren Formen festgeschrieben worden waren. |
|
18. Dezember 2008 |
Gold, Weihrauch und
Myrrhe http://www.collegium-alexandrinum.de/ws_8-9_zumendedesjahres.html
Der Stern von Bethlehem zeigte den Heiligen
Drei Königen den Weg zum Geburtsort Jesu, und so konnten sie ihm ihre
Geschenke - Gold, Weihrauch und Myrrhe - bringen (Math. 2, 11). Dieser Stern,
ein "neuer", besonders hell strahlender Stern, war wahrscheinlich
das Licht von Saturn und von Jupiter, die an diesen Tagen für den Beobachter
am Himmel dicht zusammen standen; möglicherweise war es aber ein Komet oder
gar eine Supernova. Das Gold, das die Könige brachten, war -
wie jedes Element schwerer als Eisen - in einer zurück liegenden Zeit in
einem der unzähligen ausgebrannten Sterne im All entstanden, als ein solcher
Stern am Ende seiner Brennphase - in gedrängter Zeit dann - zu einem unvorstellbar
dichten Eisenkern implodierte, seine Hauptmasse aber zu einer hell
strahlenden Supernova explodierte, wobei Energien für das Entstehen schwerer
Elemente - und eben auch des Goldes - freigesetzt und die Massen ins All
geschleudert wurden. Weihrauch und Myrrhe sind von dieser Welt.
Weihrauch- und Myrrhe-Bäume wachsen in den trockenen Gebieten um den
Indischen Ozean im Süden Arabiens und auf dem Horn von Afrika im Somaliland. Ihr Harz wurde vor tausenden von Jahren schon
gesammelt und als Räuchermittel im Kult der Ägypter, Babylonier, Perser,
Griechen und Römer gebraucht. Das Räucherharz war den Israeliten im
mosaischen Gesetz (2. Mos. 30.7 ff) vorgegeben; in der Synagoge wird es nicht
verwendet. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts wurde es in den christlichen
Gottesdienst übernommen. In der katholischen und der orthodoxen Kirche gilt
Weihrauch als Symbol des zum Himmel steigenden Gebetes und als Zeichen einer
besonderen Ehrerweisung. Mit der Nachfrage nach dem wertvollen Harz
entstanden wichtige Handelsstrassen - eben die alten "Weihrauchstrassen".
- Früh schon hatte der findige Mensch auch den Nutzen der Harze und ihrer
Zubereitungen als ein Heilmittel entdeckt. Bei Verletzung der Bäume tritt zu deren
Schutz aus der Wunde (als Heilmittel) eine zähflüssige, tropfenden Masse, die
zu "Harz-Tränen" erhärtet und so geerntet wird. Ein Harz ist ein
komplexes Gemisch aus Ätherischem Öl und, hauptsächlich, aus schwereren
Bestandteilen (Molekülen), die die Natur letztlich aus gleichen Bausteinen
und mit gleichen Mitteln herstellt. Die
moderne naturwissenschaftliche Analytik und Pharmakognosie/Pharmakologie hat
unter den Hunderten von Inhaltstoffen eines solchen Harzes auch diejenigen
herausgefunden, welche desinfizierend und, darüber hinaus, u.a.
entzündungshemmend wirken. - Schon lange wird in Indien Weihrauch u.a. zur
Behandlung chronisch entzündlicher Gelenkerkrankungen eingesetzt. - Und
bereits in die Deutschen Arzneibücher DAB 1 (1872) und im Erg.-B. 6 DAB (1941), hatte man den Weihrauch (Olibanum)
aufgenommen. - Ausgehend von neueren Beobachtungen wurde gezeigt (in vitro-Experimente 1991),
dass die im Weihrauchharz enthaltenen Boswelliasäuren
(pentazyklische Triterpene)
in einen Entzündungsstoffwechsel eingreifen, dort die Ausbildung von Leukotrienen unterbinden und damit eine Entzündung
schwächen oder zum Abklingen bringen können. - Weihrauch ist seit 2002
Bestandteil des Europäischen Arzneibuches, der Pharmakopoea
Europaea. |
|
23. Juli 2009 |
Aus fernen und warmen
Sommern – Prächtige, großartige und wertvolle Blütenpflanzen http://www.collegium-alexandrinum.de/ss_9_vortraege.html#Ausklang
l Blüten können besonders schön
sein und obendrein noch von grossem Interesse,
wenn sie von einer Nutzpflanze stammen. So gibt es z.B. unzählige
Malven mit herrlichen Blüten, und besonders auffallend schön sind die in
zahlreichen Formen und Farben vorkommenden Blüten der Hibiscus-Arten in den Tropen. Jedoch nur eine Hibiscus-Art, Hibiscus sabdariffa, ist heute von wirtschaftlicher
Bedeutung, da ihre grossen fleischigen
Kelchblätter, die „Hibiscus-Blüten“, in vielen
Teilen der Welt für wohlschmeckende Zubereitungen gefragt sind. Unter den Aronstab-Gewächsen gibt
es - wiederum in den begünstigten Tropen - besonders riesige und schöne,
interessante Blütenstände mit erstaunlich wirksamen Mechanismen zum Einfangen
von Insekten. Manche dieser Arten besitzen kräftige Wurzeln, welche wertvolle
Stärken bilden. Ihre Stärkekörner sind oft nicht verdaulich und haben das
Interesse geweckt für die Bereitung zwar gut verträglicher, aber nahezu
kalorienfreier Nahrung. Innerhalb der Familie der
australischen Proteaceen mit
ihren ungewöhnlich schönen und grossen Blütenständen
findet man den Queensland-Nuss-Baum, Macadamiatetraphylla, der wegen seiner besonders
wohlschmeckenden Makadamia-Nüsse grosse Beachtung
findet. Manche tropischen Bäume der Hülsenfrüchtler (Schmetterlingsblütler), so einige
aus der Gattung Pithocellobium, tragen wunderschön erscheinende
pinselborstige Blütenstände, welche auf den ersten Blick gar nicht einer
Schmetterlingsblüte ähneln. Ihre grossen Hülsenfrüchte
produzieren in den Keimblättern der Samen interessante Aromastoffe, die denen
des Knoblauchs verblüffend ähneln und auf den lokalen Märkten in grossen Mengen als Gemüse und Gewürz
angeboten werden. Ein besonders kostbares und
„schwer“ duftendes Aroma wird als Ätherisches Öl, das den Namen Ylang Ylang bekommen hat, in den bizarren, goldgelben Blüten
eines tropischen Baums der Magnoliengewächse, Cananga odorata , gebildet und auf dem Weltmarkt mit
hohen Preisen gehandelt. In der artenreichen
Pflanzen-Ordnung der Orchideen - mit vorwiegend Bodenorchideen in den gemässigten und mit Epiphyten in den tropischen Klimazonen - kommt
seit alters her den einheimischen und subtropischen Knabenkräutern Bedeutung
zu mit ihren schleim- und stärkehaltigen Knollen, die man zu dem aromatischen Saleptrocknet.
Bedeutsamer noch ist das Vanillin mit seinen begleitenden
Aromastoffen, welches die in Mexiko beheimatete Kletterpflanze Vanilla planfolia in ihren langen Früchten
ablagert. In der Natur mit ihrer nur schwer zu überschauenden Vielfalt
kann man neben Wunderschönem auch gleichzeitig sehr Wertvolles finden. |
|
17. Dezember 2009 |
Der Weihnachtsbaum und
seine Artgenossen Zu den Nadelhölzern gehört die große
Baum-Familie der Pinien-Gewächse mit ihren nadelförmigen Blättern und verholzenden,
weiblichen Blütenständen (den „Zapfen“), in denen die (nackten) Samen
heranreifen. Je nach Region war in früheren Jahren eine
Tanne oder eine Fichte als Weihnachtsbaum ausgesucht worden; heute schmückt
vorwiegend eine Nordmann-Tanne am Weihnachtsfest unser Zuhause. Alle Pinien-Gewächse sind reich an
Ätherischen Ölen in ihren Nadeln; und in deren Holz werden bei zahlreichen
Arten Balsame (Gemische aus Ätherischem Öl und Harz) gebildet. Interessante
Bestandteile im Holze sind auch pflanzliche Oestrogene,
Lignane (z.B. Pinoresinol)
und Stilbene (z.B. Pinosylvin);
weiter von Bedeutung sind die Gerbstoffe, die häufig in der Baumrinde
angereichert werden. Bei Verwundung eines Pinien-Baumes tritt
zum Wundschutz ein aromatisches, zähflüssiges Gemisch aus, das als Balsam
flüssig bleibt und sich mit der Zeit zu einem Harz verfestigt. In vielen
menschlichen Kulturen, schon in lang zurückliegenden Zeiten, wurden diese
Nadelbaum-Balsame und Harze gesammelt, weiter verarbeitet und vielfältig
genutzt. – Heute gewinnt man Balsame durch Einschneiden der Rinden; und durch
Schmelzen, Filtrieren und Destillieren des Rohprodukts erhält man Terpentinöl
(technisch genutztes Kiefern-Terpentin; hochwertiges Lärchen-Terpentin) und
als zurückbleibenden, festen Bestandteil Kolophonium und weitere Harze. Harze
werden auch eingesetzt bei der Herstellung von Lacken, Firnissen und Seifen.
– Wertvolle Harze verschiedener Araucarien-Arten
sind das Kopal- und ebenso das Dammar-Harz. Bernstein ist altes,
versteinertes Pinien-Harz. Durch Destillation mit Wasserdampf gewinnt
man die Ätherischen Öle der Pinien-Gewächse. Sie sind seit langer Zeit als
Heilmittel in Gebrauch. Ausgesuchte Pinien-Öle wurden in die Deutschen und
Europäischen Arzneibücher aufgenommen. Zu
den Pinien-Gehölzen zählen weltweit die Gattungen der Fichte (Picea) und Tanne (Abies) mit je
40 Arten, die der Hemlocktanne (Tsuga) mit 14 Arten
und der Douglasie (Pseudotsuga) mit 7 Arten
[jeweils mit Nadeln an den Langtrieben], sowie die Gattung der immergrünen
Zeder (Cedrus) mit 4 Arten und die Gattung der
sommergrünen Lärche (Larix) mit 10 Arten [jeweils
mit Nadeln an den Lang- und an den Kurztrieben], und schließlich noch die
große Gattung der Kiefer-Gehölze (Pinus) mit etwa
90 Arten (mit den Kiefern, Zierben/Arven, Latschen
und Spirken) [jeweils mit Nadeln allein an den
Kurztrieben]. |
|
15. Juli 2010 |
Von den Alten Erlanger
Kräuterbüchern zum heutigen Wissen – Ausgewählte Nutzpflanzen Unsere Universitätsbibliothek behütet eine
erstaunlich grosse Anzahl alter Handschriften und
Kräuterbücher (frühe Vorstufen der späteren Arzneibücher) (wie folgt). Die ältesten sind lateinische
Pergamenthandschriften (noch ohne Abbildungen) aus dem 13. Jahrhundert (der
Zeit des röm.-deutschen Staufer-Kaisers Friedrichs II, der Zeit des Albertus
Magnus, der Elisabeth von Thüringen, des Meister Eckhart und auch die Zeit
der Kreuzzüge), so der ‚liber de simplici medicina’ (‚circa instans’) des Johannis Platearii
(?), aus den Schriften der Medizinschule in Salerno. Eine bedeutende Quelle aus alten Zeiten ist
ebenso das ‚herbarius latinus’,
von 1484, des Mainzer Peter Schöffer, 1425 - 1503
(einer der ersten Buchhändler im neuen Zeitalter des Buchdruckes). Von Georg Oellinger,
1487 - 1557, Apotheker in Nürnberg, wurde eine umfangreiche Handschrift mit
kolorierten Federzeichnungen angefertigt und im Jahre 1553 durch Samuel Quicchelberg vollendet, die ‚magnarum
medicinae partium herbarieae et zoographieae imagines’. Im 18. Jahrhundert gelangte der Band in die
berühmte Sammlung des Nürnberger Arztes Christoph Jakob Trew,
1695 - 1769, und nach dessen Tod an die Universität Altdorf und liegt seit
1818 in unserer Universitätsbibliothek. Die ‚historia plantarum’ des Conrad Gesner, 1516 - 1565, wurde auch von
C.J. Trew gesammelt und herausgegeben. Der Nürnberger Arzt und Botaniker Joachim Camerarius d.J., 1534 - 1598, ergänzte in seinem ‚camerarius florilegium’ Angaben
aus ältern Kräuterbüchern und liess
es mit farbigen Zeichnungen illustrieren (1589). Basilius Besler, 1561 - 1629, Nürnberger
Apotheker, Kurator des Gartens des Eichstätter Erzbischofs (zu dieser Zeit
der einzig bedeutende Botanische Garten ausserhalb
Italiens) schuf den berühmten ‚hortus eystettensis’ (erschienen 1613); dazu besitzt unsere
Universitätsbibliothek sogar die Vorzeichnungen. Christoph Jacob Trew,
1695 - 1769, der Nürnberger Arzt und bedeutende Sammler, war Herausgeber der
umfangreichen ‚plantae selectae ’ , dem wohl
prachtvollsten Pflanzenwerk, das je in Deutschland hergestellt und schon von
seinen Zeitgenossen Carl von Linné und Albrecht von
Haller hoch gelobt wurde. Am
15. Juli werden einige in den Erlanger Kräuterbüchern beschriebene
Nutzpflanzen vorgestellt, ihre Präsenz in der Martius-Sammlung der
Universität (der umfangreichen, 200 Jahre alten „Pharmakognostisch-pharmazeutisch-technischen
Sammlung“ des Erlanger Hof- und Universitäts-Apothekers Ernst Wilhelm Martius
und seiner Söhne) sowie ihre Anpflanzung im Botanischen- und im Aroma-Garten
gewürdigt und nach ihrer heutigen Bedeutung befragt. |
|
16. Dezember 2010 |
Zur Weihnacht –
Hutzeln, Kletzen, Knäckerla http://www.collegium-alexandrinum.de/ws_10-11_Jahresende.html Hutzeln (alemannisch), Kletzen
(bayrisch-österreichisch) sind getrocknete (zur Haltbarmachung gedarrte)
Birnen, Dörrbirnen, die in Hutzel-Broten verbacken
werden. – Kneckerle, Siess-Knäckerla,
sind – im Fränkischen seit frühen Zeiten schon – geschätzte, haltbare,
besonders kleine, leichte und langstielige Äpfel mit gelber, rot-gestreifter,
zuweilen kräftig roter Schale, die besonders zum Schmuck des Weihnachtsbaumes
geeignet sind. Dörrobst (Trockenobst) hat eine
Restfeuchtigkeit von etwa 20 %. Nicht alle obstliefernden Pflanzen sind zur
Herstellung von Trockenobst eignet. – Tockenobst ist reich an Vitaminen, Mineralien und
Kalorien. Kletzenbirnen sind für die
Dörrobstherstellung gezüchtete, oft auch sehr alte Obstsorten, die früher der
bäuerlichen Selbstversorgung dienten. Sie haben eine besonders stabile
Schale, ein festes Fruchtfleisch und einen sehr hohen Zuckergehalt. Sie
reifen sehr spät. Als rohes Obst sind sie zum Verzehr wenig geeignet. Kletzen und Hutzeln (im
Gegensatz zu Kletzen aus geschälten Früchten
hergestellt) werden in die gehaltvollen und sehr lange haltbaren Früchtebrote
eingebacken . Ursprünglich wurden als Trockenfrüchte nur Kletzen
und Hutzeln verwendet, erst später nahm man auch Trockenpflaumen und Nüsse,
und mit der Einfuhr südländischer Früchte auch Feigen und Rosinen dazu,
ebenso wie kandierte, aromatische Citrus-Schalen (Zitronat, Orangeat). Hutzel-Brot hat Tradition, es ist eines der
ältesten Weihnachtsgebäcke und wird vor allem im bayerischen und schwäbischen
Raum gebacken. Früher wurde Kletzenbrot ohne Honig oder Zucker hergestellt,
seine Süsse bekam es nur durch die Kletzen und Hutzeln. Begonnen wurde mit dem Backen des
Früchtebrots in den Tagen um den Andreastag am 30. November. In der
Andreasnacht begannen die „Klöpfelnächte“, in denen
maskierte junge Männer mit Gedichten um Gaben, darunter auch Früchtebrot,
bettelten. Am Heiligen Abend oder am Stephanstag, am 26. Dezember, wurde das
Früchtebrot vom Hausvater angeschnitten und verteilt. Die Kinder, Mägde und
Knechte bekamen einen Anteil. Um Glück in den Stall zu bringen, erhielten die
Tiere Früchtebrot als „Maulgabe“. Die älteste Form zur Herstellung von
Hutzel- oder Kletzen-Brot ist wahrscheinlich das
Einbacken der Früchte in Brotteig. Knäckerla, auch Kleiner Neuzerling, Knäcker, Hirschknäckerle, sind die Namen für eine uralte
Apfelsorte, die vermutlich vor 1600 in Franken entstanden ist. Eine erste
Erwähnung findet sich in Wolfgang Jakob Dümlers
1651 in Nürnberg erschienenem „Obstgarten“. Um 1862 war der Knäcker in Mittelfranken allgemein verbreitet und sehr
gerühmt wegen der „großen Bäume von großer Fruchtbarkeit“. Sie fruchten jedes
Jahr, auch in rauem Klima; sie kommen spät zur Reife (September bis
November). Heute sind nur noch wenige alte Baumriesen im Forchheimer Land
vorhanden. Seit etlichen Jahren wird die immer noch beliebte Sorte von
Baumschulen wieder angeboten. [www.obstarche.de] |
|
28. Juli 2011 |
30 Jahre Aromagarten Erlangen Als
im Sommer 1981 der fast ein Hektar grosse
Aromagarten in Erlangen mitten in der Stadt im Landschaftsschutzgebiet an der
Schwabach neben der Ludwigs-Brücke eröffnet wurde, war er der erste Garten
dieser Art. Der Garten wurde schnell weltweit bekannt. Wissenschaftler aus
aller Welt haben ihn besucht. – Schnell war er zu einem einmaligen Ökosystem
heran gewachsen. Aromapflanzen
bilden ihre Aromastoffe als Ätherisches Öl (z.B. in Salbei, Kamille, Fenchel
u.a.), als schwefelhaltige Aromavorstufen in Lauch-Gewächsen (z.B. in
Küchenzwiebel, Knoblauch u.a.), als Senföle in Kreuzblütlern (z.B. in
Rettich, Senf, Kren u.a.), als Bitterstoffe (in Wermut, Schafgarbe u.a.), als
Scharfstoffe (in Paprika, Kalmus u.a.). Aromastoffe
sind Ergebnisse einer langsamen – in ihren Produkten stets ausgewogenen –
Evolution, die ihren Trägern und ihrer Umwelt damit Vorteile verschaffen. Zahlreiche
Aromastoffe sind reaktive Moleküle, die in allen Organismen Wirkungen
verursachen; ihre biochemischen und physiologischen Aktivitäten hat die Natur
immer vielfältig genutzt. Wirkungen
der aktiven Bestandteile einer Aromapflanze auf eine Nachbarpflanze, auf ein
Pflanzen fressendes Insekt oder einen Vogel, auch auf den zugreifenden
Menschen sind zu einem kaum mehr überschaubaren, dichten Netz von Information
und Wirkung geworden. Die
Wirkung der Aromastoffe auf Lebewesen wurde zu einem bewundernswerten
Forschungsfeld mit erstaunlichen Ergebnissen, die heute Verständnis
vermitteln bis auf die Ebene der wirksamen Moleküle mit ihren aktiven
Atomgruppen. -- Nachdenklich
macht zuweilen die Einsicht, dass viel Kenntnis uns und unseren Vorfahren als
Erfahrungswissen schon lange bekannt ist, uns schon immer als unverzichtbares
Wissen gegen Krankheit gegeben war und als solches gehütet wurde. Literatur
aus dem Erlanger Arbeitskreis über Aromapflanzen und Aromastoffe: (1) Ber. Deutsch. Botan. Ges. 95
(1982) 277-280. (2)
Progress in Essential Oil Research, Editor E.-J. Brunke (1986), Walter de Gruyter & Co., Berlin, 429-445. (3)
Z. Lebensm. Unters. Forsch. 185 (1987) 10-13. (4) Bioflavour ’87 (1988), Walter de Gruyter
& Co., Berlin, 287-299. (5) J. Ess.
Oil Res. 1 (1989) 119-128. (6) Progress in Flavour Precursor Studies; P. Schreier,
P. Winterhalter (eds.) (1993) Allured Publishing
Co., Carol Stream |
|
15. Dezember 2011 |
Der Schokoladenbaum – Kakao-Arten
und ihre wertvollen Früchte Der
Kakaobaum stammt aus Südamerika. Er wurde schon früh von den Indianern
kultiviert und genutzt und spielte im Mythos wie in der Wirtschaft
(Kakaosamen als Zahlungsmittel) zur Zeit der Entdeckung Amerikas eine grosse Rolle. Erst im 17. Jahrhundert wurde der
Kakaotrunk und die mit Zucker hergestellte Schokolade in Europa bekannter.
Bald führte ihr Siegeszug zur Entstehung einer umfangreichen Industrie, die
heute auf die Zulieferung von Kakaomasse und Kakaobutter aus bestimmten
Klimabereichen (zw. 20° nördl. und 20° südl.
Breite) rund um die Erde angewiesen ist. Aus
den Kakaobaum-Stämmen und Ästen wachsen die ca. 20 cm langen Früchte, die
eingebettet in ein weiches, süsses, aromatisches
Fruchtfleisch (Pulpa) die grossen Samen enthalten.
Die heraus gelöste Pulpa wird mit den Samen, abgedeckt unter Blättern und in
Kisten, einer Gärung überlassen, wobei die Pulpa abläuft und in den Samen die
Aromastoffe entstehen. Nach
dem Trocknen der Samen in der Tropensonne werden diese dann in den
Verbraucherländern geröstet und gemahlen. So entsteht ein zähflüssiger Brei
(Fettgehalt über 50%), der nach Zugabe von Zucker, Gewürzen und ggf.
Trockenmilch, sowie nach vielfältigem Rühren, Walzen und Temperieren, zu
Schokolade gegossen wird. Zur Herstellung von Kakaopulver muss ein grosser Teil des Fettes abgepresst werden. Kakao
enthält Theobromin, das chemisch und in seiner Wirkung dem Koffein ähnlich
ist. –
Besonders Bitterschokolade mit hohem Kakaoanteil enthält als ein
wirksames Antioxidans das Flavonoid Epicatechin, das – wie viele andere Inhaltstoffe
zahlreicher Nahrungsmittel – in der Lage ist, die ständig im Stoffwechsel
auftretenden Radikale unschädlich zu machen. |
|
26. Juli 2012 |
Aus warmen Sommern – Mohn, Opium, Morphin, Heroin Seit den Anfängen der Agrikultur schon hat
der sesshaft gewordene Mensch den ölreichen Mohnsamen und besonders auch den
schlafbringenden Milchsaft der unreifen Mohnkapseln, das Opium, in vielen
Zubereitungen genutzt. Diese den Schmerz ganz zuverlässig stillende Arznei
brachte aber auch mit sich die Sucht, das unstillbare Verlangen nach dem
Stoff. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden aus
dem Opium die wirksamen Substanzen Morphin, Codein, Papaverin u.a. isoliert,
und es begann ihre spezifischere Anwendung als gut dosierbare Arzneiformen. Die moderne Naturwissenschaft und Medizin
hat den sinnvollen Einsatz der Opium-Inhaltstoffe weiter entwickelt und ihre
Molekülstrukturen zu sehr spezifisch wirksamen Opioiden umgebaut - zum Heil
der Schmerz-Leidenden, zum Unheil obendrein für alle, die der Sucht
verfallen. Die Produktion von Opium, die Isolierung
des Morphins, dessen Umsetzung zum noch teureren Heroin ist immer noch die
Geldquelle vieler Armen auf der Welt. |
|
20. Dezember 2012 |
Zauberpflanzen
und Hexenkräuter Zur Zeit der Hexenverfolgungen in Europa,
im Spätmittelalter (von 1250 bis 1500) werden hinter geschädigtem, vernichtetem Haus und Hof gern magische Praktiken
vermutet, hinter denen der Teufel steckt. Gross war
das Interesse an Mitmenschen, von denen man meinte, sie stehen in Verbindung,
in einem Pakt mit dem Satan. Kräuterkundige
Frauen bewirkten mit ihren Mischungen und Auszügen aus Pflanzen oftmals Verwunderliches.
Und, wenn nötig, wurden sie verhört, schonungslos, und ihr Wirken als
unerklärlich befunden und nur als möglich erachtet in einem Pakt mit dem
Teufel. Dann war eine Hexe erkannt. Von den Hexen man
nahm an, sie buhlten mit dem Teufel, sie bereiteten aus Kräutern
‚Buhl-Salben’, ‚Hexen-Salben’, mit deren Hilfe sie sogar fliegen konnten – so
am Hexen-Sabbat, in der Walpurgisnacht hinauf zum Bocksberg oder zum Walberla. Die Vorstellung von Zaubermitteln zum
Fliegen ist uralt und reicht zurück bis in die Antike. Und man findet sie
immer wieder im Europa z.Zt. der Hexenverfolgungen. Von da überlieferte
Rezepturen enthalten alkaloidhaltige Pflanzen vor
allem mit halluzinogenen Wirkstoffen, besonders aus der Familie der
Nachtschattengewächse. Nach dem Ende des
Finsteren Mittelalters dann, ab etwa 1500, machen auch bedeutende Gelehrte
(Ärzte, Heiler, Mystiker) Gebrauch von Kräuterzubereitungen mit den
Nachtschattengewächsen Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel,
Mandragora, mit Mohn-Gewächsen
bzw. Opium und auch mit dem Eisenhut,
einem Hahnenfussgewächs. Heute können wir
erklären, welche Wirkungen die Menschen früherer Zeiten mit ihren
Hexenkräutern, ihren Zauberpflanzen erreichen konnten. |
|
18. Juli 2013 |
Früchte aus fernen
Sommern – Annonen, Guaven, Papayas Die Annonen-Früchte der Tropen sind
Sammelbeeren; besonders vier Arten werden kultiviert, - 1. die Cherimoya, 2. die Stachelannone (der Sauersack), 3. die
Netzannone, 4. der Süßsack (der Rahmapfel). – Die Sammelbeerenfrucht der Annonen ist apfelgroß
(so bei der Cherimo-ya, die schon bei den Inkas in
Kultur war, heute auch in den Subtropen gedeiht und die verbreitetste Art
ist), kann aber auch (wie beim Sauer-sack) melonengroß werden und 2 kg
wiegen. Die Früchte haben eine zentrale Blütenachse, an der – in weißes
aromatisches, köstlich erfrischendes Fruchtfleisch (die Pulpa) eingebettet –
schwarze glänzende Samen sitzen. –
Die sortenreichen Obstbäume (3 bis 8 m
hoch) der Guaven (ursprünglich von den Antillen)
werden heute überall in den Tropen kultiviert. Die oft birnenförmige gelbe
Beerenfrucht kann bis 12 cm groß werden und bleibt bekrönt von den
vertrockneten Kelchzipfeln. Ein Baum kann im Jahr bis 1000 Früchte (bis 400
kg) hervorbringen. Diese sind nur wenig haltbar. Das weiße bis rötliche
Fruchtfleisch hat einen quittenartigen, süß-säuerlichen Geschmack (gehaltvoll
an Vitamin C) und kann zahlreiche Samen und Steinzellnester enthalten.
Köstliche Säfte, mehr oder weniger dick, werden aus den Früchten gepresst. Guaven werden gern auch gekocht und in Konserven
verwahrt. – Die Beerenfrucht der Papaya, des
„Melonenbaumes“ (von den spanischen Eroberern in Panama angetroffen), wird
heute auch weltweit in den Tropen und Subtropen kultiviert (und ist
gelegentlich in unseren Märkten zu haben). Die Kultur beginnt durch Aussaat.
Die Papaya wächst sehr rasch zu einem bis 10 m hohen Stamm mit lang gestielten, tief handförmig eingeschnittenen Blättern,
die bald abfallen und eine dreieckige Narbe am Stamm hinterlassen; so bleibt
immer nur ein Blätterschopf an der Stammspitze. – Es gibt männliche und
weibliche, auch zwittrige Papayas. Aus den
bestäubten Fruchtknoten wachsen, dicht gedrängt unter dem Blattschopf (in
etwa 6 Monaten) kopfgroße, ei- bis birnenförmige und 0,5 bis 1,5 kg schwere
Beeren heran, die mit zunehmender Reife gelb werden. Das dicke Fruchtfleisch
unter der ledrigen Haut ist gelb, orange oder lachsrot; es umschließt eine
zentrale Fruchthöhle mit sehr vielen schwarzen Samen, die senfölhaltig sind
und angenehm streng-würzig schmecken. Das bezeichnend aromatische
Fruchtfleisch enthält (neben wertvollen Karotinoiden) beachtlich wenig Zucker
und – besonders angenehm und wichtig – kaum Fruchtsäuren und wird deshalb
sehr geschätzt und empfohlen (auch schon zum Frühstück) als besonders gut
verträglich bei gesundheitlichen Problemen. – Alle Teile der Papaya enthalten
Milchröhren mit dem wertvollen und medizinisch wie technisch vielseitig
verwendeten, dem proteinspaltenden Enzym Papain,
das mit ständig steigendem Bedarf weltweit
eingesetzt wird.
|
|
9. Januar 2014 |
Zauberpilze, unsere
einheimischen Magic Mushrooms, die Psilos Fliegenpilz und Spitzkegliger Kahlkopf sind
unsere heimischen „Zauberpilze“. Sie verursachen Halluzinationen,
Sinnestäuschungen und Trugwahrnehmungen, die zu den spektakulärsten
seelischen Symptomen gehören. „Magic Mushrooms“
können das Bewusstsein so verändern, dass seelische Krankheiten auftreten,
die zu depressivem Verhalten oder zu Wahnvorstellungen (Verfolgungswahn)
führen. Der Fliegenpilz gilt weit verbreitet und seit langer Zeit als
besonders giftig, ja als „tödlich giftig“; diese pauschale Meinung ist nicht
richtig; er kann auch als Speisepilz gebraucht werden; in Teilen Japans gilt
er als Spezialität; auch um Hamburg war das Essen von Fliegenpilzen einmal
recht verbreitet. Dazu gehört jedoch eine genaue, spezielle Kenntnis mit
Erfahrungswissen. Der Fliegenpilz enthält Ibotensäure,
eine leicht zersetzliche Substanz, die zu Muscimol zerfällt. Damit findet sich in getrockneten
Pilzen stets Muscimol und nicht mehr die Ibotensäure. Und dieses Muscimol
wirkt besonders stark psychotrop. Deshalb werden die als „Magic Mushrooms“ gesammelten Fliegenpilze getrocknet und
zerschnitten; das so gewonnene, braune Material unterscheidet sich dann kaum
noch von anderen getrockneten Pilzen. – Der Fliegenpilz kann neben
Halluzinationen ein Delirium verursachen; dabei geht die Einsicht in die Ursache und Wirkung des Rausches verloren.
Beschrieben ist das Phänomen der Makropsie (Gegenstände werden übergroß
gesehen) nach Konsum von Fliegenpilz, und auch der überlieferte Brauch bei sibirischen
Völkern, den Urin des Schamanen zu trinken, nachdem dieser Fliegenpilz
konsumiert hat. Der blassgelbe bis hellbraune Spitzkegliger
Kahlkopf mit dünnem Stiel und spitzkegeligem Schirm wächst in großen Mengen
in Kuhmist auf feuchten, warmen Weiden und Feldern. Wegen seines Gehaltes an
Psilocybin zählt er zu den wirkungsvollsten halluzinogenen Pilzarten. Schon
mit geringen Mengen treten Rauschzustände, bei größeren Gaben Halluzinationen
auf. Wenn eine nur relativ kleine Menge genommen wird, kann es sein, dass man
sich euphorisch und glücklich, von der Welt losgelöst fühlt, Halluzinationen
bekommt, unwirkliche Dinge sieht oder hört, Geräusche und Farben verzerrt,
aber intensiver wirken, man die Zeit vergisst. Heute ist der Anbau, der Verkauf oder
Besitz psilocybinhaltiger Pilze in den meisten
Ländern der Welt verboten; auch das Sammeln in der Natur ist in Deutschland
ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. |
|
3. Juli 2014 |
Aromapflanzen der Tropen - Patchouli,
Vanille, Vetiver und Ylang Die Tropen beeindrucken durch ihre Vielfalt in der
Natur mit dem anziehend Unbekannten; dies gilt besonders für die
Aromapflanzen dort mit ihren fremden, intensiven, oft als „schwer“
empfundenen Aromen. Das Patchouli-Kraut, ein
Lippenblütler, enthält ein dickflüssiges ätherisches Öl von ganz besonderer
Intensität. Sein intensiver, erdiger, waldiger,
holzig-herber und zugleich süßlicher Duft wird besonders geschätzt und ist ein wichtiger Bestandteil vieler
Parfums, Seifen u.a. Toilettenartikel; er haftet, verflüchtigt nur
sehr langsam. Dieser Duft kann aber
auch muffig anmuten. Vanille, eine tropische Orchidee und
Kletterpflanze, bildet als Früchte längliche Samenkapseln (anatomisch gesehen sind es keine
„Vanille-Schoten“), die in ausgereiftem Zustand während eines herbeigeführten
Gärungsvorgangs ein kräftiges, „süßes, sahniges, typisches“ Aroma bilden;
dessen Hauptbestandteil ist das Vanillin. - Wegen der Knappheit und hohen
Kosten der natürlichen Vanilleextrakte gibt es lange schon synthetische Herstellungsverfahren
für Vanillin (als ein naturidentischer Aromastoff). Vetiver ist ein tropisches Gras, dessen
dichtes Wurzelgeflecht ein ätherisches Öl bildet mit einem „schweren,
waldig-erdigen, holzig-balsamischen“ Duft. Es wird verwendet in der
Parfümherstellung, in der Aromatherapie und Naturheilkunde und dient als
Räucherwerk. Ylang Ylang ist
ein großer, mächtiger tropischer Baum, der in seinen goldgelben, anmutig
graziös gestalteten Blüten ein ätherisches Öl bildet mit einem „blumig-jasminigen, süßen, narkotischen“ Duft. Zur Gewinnung der
kostbaren und in großen Mengen benötigten Blüten zieht man Ylang Ylang strauchförmig in Monokulturen. Das besondere
Aroma des ätherischen Öls gibt zahlreichen Duftkompositionen eine besondere
„blumig-warme“ Eleganz. Im Handel sind mehrere Fraktionen des sehr teuren
ätherischen Öls. |
|
|
Stand: 4.11.2014 |
|
Vorträge im Rahmen der Führungen durch die Martius-Pharmakognosie-Sammlung
Foto:
I.-U. Materne 2009
|
Prof. Dr. Karl Knobloch
E-Mail: karl.knobloch@rzmail.uni-erlangen.de
Telefon: 0911 20
31 41
Telefax: 0911 20 35 55
|