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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

Wintersemester 2013/2014

 

 

Zauberpilze, unsere einheimischen Magic Mushrooms, die Psilos

 

Vortrag im Wintersemester 2013/14 am 9. Januar 2014

Prof. Dr. Karl Knobloch

Fliegenpilz und Spitzkegliger Kahlkopf sind unsere heimischen „Zauberpilze“. Sie verursachen Halluzinationen, Sinnestäuschungen und Trugwahrnehmungen, die zu den spektakulärsten seelischen Symptomen gehören. „Magic Mushrooms“ können das Bewusstsein so verändern, dass seelische Krankheiten auftreten, die zu depressivem Verhalten oder zu Wahnvorstellungen (Verfolgungswahn) führen. Der Fliegenpilz gilt weit verbreitet und seit langer Zeit als besonders giftig, ja als „tödlich giftig“; diese pauschale Meinung ist nicht richtig; er kann auch als Speisepilz gebraucht werden; in Teilen Japans gilt er als Spezialität; auch um Hamburg war das Essen von Fliegenpilzen einmal recht verbreitet. Dazu gehört jedoch eine genaue, spezielle Kenntnis mit Erfahrungswissen.

Der Fliegenpilz enthält Ibotensäure, eine leicht zersetzliche Substanz, die zu Muscimol zerfällt. Damit findet sich in getrockneten Pilzen stets Muscimol und nicht mehr die Ibotensäure. Und dieses Muscimol wirkt besonders stark psychotrop. Deshalb werden die als „Magic Mushrooms“ gesammelten Fliegenpilze getrocknet und zerschnitten; das so gewonnene, braune Material unterscheidet sich dann kaum noch von anderen getrockneten Pilzen. – Der Fliegenpilz kann neben Halluzinationen ein Delirium verursachen; dabei geht die Einsicht in die   Ursache und Wirkung des Rausches verloren. Beschrieben ist das Phänomen der Makropsie (Gegenstände werden übergroß gesehen) nach Konsum von Fliegenpilz, und auch der überlieferte Brauch bei sibirischen Völkern, den Urin des Schamanen zu trinken, nachdem dieser Fliegenpilz konsumiert hat.

Der blassgelbe bis hellbraune Spitzkegliger Kahlkopf mit dünnem Stiel und spitzkegeligem Schirm wächst in großen Mengen in Kuhmist auf feuchten, warmen Weiden und Feldern. Wegen seines Gehaltes an Psilocybin zählt er zu den wirkungsvollsten halluzinogenen Pilzarten. Schon mit geringen Mengen treten Rauschzustände, bei größeren Gaben Halluzinationen auf. Wenn eine nur relativ kleine Menge genommen wird, kann es sein, dass man sich euphorisch und glücklich, von der Welt losgelöst fühlt, Halluzinationen bekommt, unwirkliche Dinge sieht oder hört, Geräusche und Farben verzerrt, aber intensiver wirken, man die Zeit vergisst.

Heute ist der Anbau, der Verkauf oder Besitz psilocybinhaltiger Pilze in den meisten Ländern der Welt verboten; auch das Sammeln in der Natur ist in Deutschland ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.

 

 

 

 

Vorträge von Prof. Dr. Karl Knobloch im Collegium Alexandrinum (Zusammenstellung)

Stand: 23. März 2013/3.12.2013