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Collegium Alexandrinum der
Universität Erlangen-Nürnberg -
Wissenschaft für die Öffentlichkeit -
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Sommersemester
2008
Ort: Aula im Schloß, Erlangen,
Schloßplatz 4 Zeit: 20.15 Uhr |
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Themenschwerpunkt
„Die Entwicklung des Universums und des Lebens“ In diesem
Vortragsblock sollen neuere Ergebnisse zur Entwicklung des Universums, der
Erde und des Lebens vorgestellt werden. Dieses Thema ist nicht zuletzt
deshalb von aktuellem Interesse, weil in letzter Zeit fundamentalistische
Strömungen nicht nur in den USA und in Russland,
sondern auch bei uns versuchen, den christlichen Schöpfungsmythos als eine
gleichwertige Alternative zu Kosmologie und Evolutionstheorie zu etablieren.
Deshalb wird sich der erste Vortrag der Reihe insbesondere mit den kreationistischen Vorstellungen kritisch
auseinandersetzen. Im zweiten Vortrag kommen dann die großen Katastrophen der
Erdgeschichte zur Sprache, wobei insbesondere darauf eingegangen wird, mit
welchen wissenschaftlichen Verfahren die Paläontologie diese Ereignisse
rekonstruiert. Thema des dritten Vortrags ist die fundamentale Rolle, die die
geschlechtliche Fortpflanzung für die Evolutionsgeschichte spielt. Im vierten
Vortrag wird aus der Sicht der Biologie die Evolution zum Leben befähigter |
Donnerstag, |
Ist der Kreationismus
eine ernstzunehmende Alternative zu Kosmologie und Evolutionstheorie? Dr.
Rudolf Kötter Zentralinstitut
für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation (ZIEW) Mit
“Kreationismus” bezeichnet man eine
christlich-fundamentalistische Strömung, die vor etwa 80 Jahren ihren
Ursprung in den USA hatte und dort eine bis heute stetig wachsende Anhängerschaft
gefunden hat. In konsequenter Verfolgung ihrer Auffassung von Bibeltreue
wollen diese Kreise insbesondere den Schöpfungsbericht der Bibel wörtlich
verstanden wissen und sehen in ihm eine ernst zu nehmende Alternative zu
einer naturwissenschaftlichen Evolutionstheorie und Kosmologie. Kreationisten versuchen einerseits, die Evolutionstheorie
(und mit ihr Kosmologie und historische Geologie) als wissenschaftlich
fragwürdig erscheinen zu lassen, indem man deren offene Probleme und
ungelösten Fragen als theoretische Defizite darstellen; auf der anderen Seite
wollen sie die biblische Schöpfungsgeschichte durch wissenschaftliche Belege
und Argumentationen absichern. Auf diese Weise soll die Evolutionstheorie zur
„Evolutionslehre” abgewertet und der Schöpfungsmythos zur „Schöpfungslehre”
aufgewertet werden. Im
Vortrag wird gezeigt werden, dass diese Versuche in
jeder Hinsicht zum Scheitern verurteilt sind. |
Donnerstag,
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Massensterben in der Erdgeschichte
– Biologisch stimulierende Ereignisse? Prof. Dr.
Richard Höfling Professur
für Paläontologie Bedingt
durch globale, aber auch weniger effektvolle Massenaussterben gliedert sich
die Erdgeschichte in diverse Erdzeitalter bzw. Zeitscheiben. So starben am
Ende des Kambriums etwa 80 % aller Tierarten, am
Ende des Perms sogar 95 % aller Meeresbewohner und
66 % der landlebenden Organismen aus; am Ende der Kreidezeit (vor 65
Millionen Jahren) waren mehr als 50 % aller irdischen Lebewesen betroffen,
darunter auch die Dinosaurier. Nach wie vor herrscht lebhafte Diskussion in
Fachkreisen, aber auch bei wissenschaftlichen Laien über die möglichen Verursacher
solcher durchgreifenden Extinktionen: energiereiche
Meteoriteneinschläge, starker Vulkanismus, abrupter Klimawandel oder
extraterrestrische Strahlungseinflüsse werden als mögliche Ursachen für
unterbrochene Nahrungsketten oder letale Lebensraum-Beeinträchtigungen ins
Feld geführt. Problematisch bleiben indessen zumeist das Ausmaß der Zeiträume
der Dezimierung der Organismen wie auch die Abschätzung derjenigen
Zeitabschnitte, in denen sich Fauna und Flora wieder ausbreiteten. Ungeachtet
der Tatsache, ob der Massentod aus dem All oder aus der Tiefe initiiert
wurde, scheint während der organismischen
„Erholungsphase“ ein beschleunigter Evolutionsverlauf mit neuen, besser angepassten Arten die jeweils entstandenen Nischen wieder
besetzt zu haben. Lassen sich demnach Massenextinktionen
als biologisch stimulierende Ereignisse deuten? Der Vortrag versucht, diese
provokante Frage zu beleuchten. Video-Datei
der Fernsehaufnahme |
Donnerstag,
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Sexuelle Selektion und die
Evolution von Verhaltensweisen Prof. Dr.
Otto von Helversen Lehrstuhl
für Zoologie Die
meisten Lebewesen müssen zwei Bedingungen erfüllen, um ihre Gene an die
nächste Generation weitergeben zu können: Sie müssen bis zum betrachteten
Zeitpunkt überlebt haben und sie müssen einen Partner finden. Darwin hat die
erste dieser Bedingungen als Ursache der „natürlichen“ Selektion erkannt und
die zweite als Ursache der „sexuellen“ Selektion bezeichnet. Da Männchen
ihren Fortpflanzungserfolg durch häufige Paarungen erhöhen können, während
der Fortpflanzungserfolg der Weibchen vor allem durch physiologische
Barrieren begrenzt ist, entsteht bei allen sich bisexuell fortpflanzenden Organismen
eine Asymmetrie im Verhältnis der Geschlechter. Diese führt zu einer
Verschiebung des „operationalen Geschlechterverhältnisses“ in Richtung auf
mehr Männchen. Das wiederum ist Ursache von Männchen-Konkurrenz und Weibchen-Wahl
(female choice). Die
sexuelle Selektion wirkt keineswegs immer parallel zur natürlichen Selektion,
was in der Evolution der Organismen zu den erstaunlichsten Phänomenen, die
oft an „Luxusbildungen“ erinnern, geführt hat. Deren evolutive
Entstehung ist in vielen Fällen immer noch nicht restlos verstanden. Video-Datei
der Fernsehaufnahme |
Donnerstag,
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Prof. Dr. Karl Knobloch Nürnberg Als vor 4,6 Milliarden
Jahren unsere Erde entstanden war, hat in ihrer energiereichen Wasserstoff-Atmosphäre
– gefördert durch starke ionisierende, ultraviolette Strahlung, elektrische
Entladungen, Vulkantätigkeiten und hohe Temperatur – eine chemische Evolution
begonnen, die in dieser (noch sauerstofffreien) Ur-Atmosphäre zu kleinen
Molekülen führte, die untereinander weiter reagieren konnten zu einfachen,
aber biologisch wichtigen Bausteinen. Diese sammelten sich (auf der kälter
gewordenen Erde) in den Ur-Ozeanen zu einer reaktiven „Ur-Suppe“.
Konzentrierte Ansammlungen organischer Säuren, Basen, Zucker u.a. reagierten an strukturierten und geladenen
Mineral-Oberflächen zu geordneten oligo- und
polymeren Bio-Molekülen (zu Nucleotiden, Proteinen,
Lipiden, Porphyrinen u.a.). Nur wenige, aber vorteilhafte Bausteine
für eine geordnete Materie wurden ausgewählt in den frühen Schritten einer
Evolution zu lebenden Formen. – Nur mit 4 verschiedenen Nucleosiden
wurden langkettige Nucleotide geknüpft, die auf
Grund einer spezifischen Molekül-Abfolge die Information und Weitergabe zur
Bildung von Proteinen enthielt – und das ist bis heute so geblieben. Nur 20
verschiedene Aminosäuren wurden gewählt, um die unüberschaubare Vielfalt an
spezifischem, langkettigem und aufgefaltetem Protein, und in der Folge an
Enzym-Protein für die Herstellung, Weitergabe und Vererbung von Zell-,
Gewebe- und Körper-Strukturen zu sichern – und das ist in dieser Form bis
heute so geblieben. Zur Aufrechterhaltung dieser
komplizierten Ordnung und Struktur war geeignete Energie aus der Umgebung
erforderlich. Absorbierte Lichtenergie (Photosynthese) konnte schon – vor 3
bis 2,3 Milliarden Jahren – durch einfache Purpur- und Cyano-Bakterien
in einheitliche Energie-Pakete umgewandelt werden. Diese konnten weiter zu
energiereicher Nahrung umgesetzt werden, welche dann neben dem eigenen
Fortkommen auch anderen Zellen und Organismen zur Verfügung stand, die Licht
nicht verwerten konnten und Energie für ihre Lebenstätigkeit aus dem Abbau dieser
Nahrung (Atmung) gewinnen mussten. Eine Evolution lebender Formen mit
Information für den eigenen Aufbau, ihren Erhalt und für ihre Vermehrung war
auf dem Weg. Dabei waren schon die ersten Formen des Lebens in sich geschlossene
Systeme, die aber nach aussen offen blieben für den
Austausch von Materie und Energie mit ihrer Umwelt. Nichts hat sich bis heute
– bis hin zu den am höchsten organisierten Formen des Lebens – verändert an
diesen grundlegenden Vorgaben für lebende Strukturen, die bei den Anfängen
des Lebens in sehr viel einfacheren Formen festgeschrieben worden waren.
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Donnerstag,
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Die Entwicklung des Universums vom
Urknall bis heute Prof. Dr.
Gisela Anton Lehrstuhl
für Experimentalphysik (Teilchen- und Astroteilchenphysik) Seit der Beaobachtung, dass das Universum sich in einem Prozess
der Expansion befindet, sind viele weitere physikalischen
Indizien für einen Urknall beobachtet worden. Präzise Messungen und darauf
aufbauende Berechnungen erlauben die Beschreibung der Entwicklung unseres Universums
mit beeindruckender Genauigkeit und Detailfülle. Im Vortrag werden die
wesentlichen astronomischen Beobachtungen vorgestellt und der Werdegang des
Universums beschrieben. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick auf die
zukünftige Entwicklung unserer Welt. Video-Datei
der Fernsehaufnahme |
Stand: 21. Juli 2009