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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

 

        Wintersemester 2007/2008

 

Ort: Aula im Schloß, Erlangen, Schloßplatz 4

Zeit: donnerstags 20.15 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

Organtransplantation

Donnerstag,

10. Januar 2008

Die Entwicklungsgeschichte der Organtransplantation: Rück- und Ausblicke

Dr. med. Katharina Pressmar,

Med. Klinik 4, Nephrologie und Hypertensiologie (Transplantationszentrum)

 

Die Entwicklungsgeschichte der Organtransplantation erzählt von der wahr gewordenen Idee, Organe zu verpflanzen um akut oder chronisch kranken Menschen das Leben zu retten. Ihr Ursprung findet sich in einer Vielzahl von Legenden und Mythen aus vergangenen Zeiten und Kulturen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gleicht sie einer spannenden Abenteuergeschichte, die von Pionieren und schwer erkämpften Errungenschaften über Perfektion chirurgischer Techniken, Erkenntnisse der natürlichen Immunologie und Entwicklung der immunsuppressiven Therapie erzählt. Im Jahr 1954 ist es dann soweit, in den USA wird die erste menschliche Nierentransplantation durch eine Lebendnierenspende erfolgreich durchgeführt.
Seither nimmt die Organtransplantation und die mit ihr verbundene Transplantationsmedizin weltweit einen deutlichen Aufschwung. Von 1963 bis 2006 sind allein in Deutschland über 83.000 Organe übertragen worden. Der steigende Bedarf an Spenderorganen wird heute durch ein straff organisiertes Netzwerk von Stiftungen in Europa und Deutschland koordiniert.
Trotz dieser Erfolge auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin gibt es ungelöste Probleme: der Mangel an ausreichenden Spenderorganen, Organabstoßungen und die bis heute nur begrenzte Haltbarkeit der Transplantate.
Neben einer zunehmenden Aufklärung der Bevölkerung über Organtransplantation, zu der auch diese Vorlesung beitragen soll, um Unsicherheiten und Angst zu nehmen und die Einsicht in die Spendebereitschaft zu stärken, wird heute weltweit fieberhaft nach Alternativen in der Transplantation und experimentellen Lösungsansätzen (Xenotransplantation, "tissue engineering") gesucht.
Ein Ende der Entwicklung der Transplantationsmedizin, die eines der größten Herausforderungen in der heutigen Medizin ist, ist noch nicht abzusehen.

 

Ausstrahlung in BR-Alpha am 25. August 2008, 17 bis 17.30 Uhr

 

Donnerstag,

17. Januar 2008

Der Weg vom Spender zum Empfänger am Beispiel der postmortalen Nierenspende

Dr. med. Mirian Opgenoorth, Medizinische Klinik 4, Nephrologie und Hypertensiologie

Teil 1: Vorbereitung der Nierenentnahme und Auswahl des Empfängers

Mit dem großen Thema Organtransplantation ist eng verknüpft das Thema der Organspende. In aller Regel handelt es sich dabei um die postmortale Organspende. Der Ablauf einer solchen Organspende - der Weg eines Spendeorgans zu einem bestimmten Empfänger auf der Warteliste - soll Thema dieses Vortrags sein.

Eine postmortale Organspende ist nur in einer bestimmten Situation möglich, nämlich dann wenn ein Patient auf einer Intensivstation an einem Hirntod verstirbt. Nach Hirntodfeststellung wird in einem Gespräch mit den Angehörigen geklärt, ob eine Zustimmung zu einer Organspende vorliegt. Falls dies der Fall ist, geht es im Organspendeprozess weiter mit der Klärung der medizinischen Eignung und der Spendermeldung an Eurotransplant. Hier erfolgt die Allokation, d.h. die Zuteilung der gemeldeten Spendeorgane an bestimmte Patienten auf der Warteliste. Dann startet die Planung der  Entnahmeoperation und der Organtransporte.

 

Dr. med. Undine Samuel, Medizinischen Klinik 4, Nephrologie und Hypertensiologie

Teil 2: Von der Nierenentnahme zur Transplantation. Ablauf der Operation:

Nach Feststellung des Hirntodes und Vorliegen des Einverständnisses des Spenders bzw. der Angehörigen zur Nierenentnahme wird diese geplant und durchgeführt. Hierzu wird ein großer Bauchschnitt gemacht, die Nieren und großen Hauptgefäße präpariert und nach Durchspülen mit einer speziellen Lösung zusammen entfernt. Anschließend erfolgt eine Trennung der Organe und getrenntes Verpacken. Zur Transplantation werden die Gefäße der zu transplantierenden Niere speziell vorbereitet. Beim Empfänger erfolgt ein Unterbauchschnitt, die Beckengefäße werden zugänglich gemacht und die Niere hier angeschlossen. Anschließend wird der Harnleiter in die Blase eingepflanzt. Die Eigennieren verbleiben normalerweise im Patienten, es sei denn, sie haben aufgrund ihrer Grunderkrankung eine Größe erreicht, die es notwendig machen, sie vor einer Transplantation zu entfernen, um Platz für die zu transplantierende Niere zu erhalten. Eine der Hauptkomplikationen ist die akute Abstoßung, die sogar zu einem “Platzen” des transplantierten Organs führen kann und somit eine Entfernung des Organs unumgänglich macht. Ziel ist es, die Organqualität zu verbessern und die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen.

 

Ausstrahlung in BR-Alpha am 1. September 2008, 17 bis 17.30 Uhr

 

 

Donnerstag,

24. Januar 2008

Möglichkeiten und Grenzen der Transplantation

Prof. Dr. med. Christian Hugo, Medizinische Klinik 4, Nephrologie und Hypertensiologie

Priv.-Doz. Dr. med. Volker Müller, Chirurgische Klinik

 

Die Nierentransplantation ist für nierenkranke Patienten die beste Nierenersatztherapie, da nach der Transplantation nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Überlebenszeit verbessert wird. Im Vortrag werden vor allem die derzeitigen Möglichkeiten und Problembereiche der Nierentransplantation besprochen. Hierbei wird die begrenzte Haltbarkeit einer transplantierten Niere, die derzeitige immunsuppressive Therapie, die Konsequenzen der anhaltenden Organmangelsituation, die Lebendspende, auch in der Situation nicht passender Blutgruppen zwischen Spender und Empfänger, die Transplantation bei älteren Patienten, sowie die Transplantation von mehreren Organen am Beispiel der kombinierten Nieren-Bauchspeicheldrüsen-Transplantation dargestellt.  

 

Ausstrahlung in BR-Alpha am 8. September 2008, 17 bis 17.30 Uhr

 

 

Donnerstag,

31. Januar 2008

Die Nierentransplantation im Kindesalter: Besondere Probleme und Chancen

Dr. med. Katalin Dittrich, Kinder- und Jugendklinik

 

Die Organübertragung wurde in den letzten Jahrzehnten technisch an immer jüngeren Kindern möglich. Heute können schon Neugeborene eine Dauerdialysebehandlung erhalten, so überleben immer mehr Kinder, die auf eine Nierentransplantation warten. Trotzdem beträgt der Anteil der unter 18jährigen nicht einmal 5% aller Nierentransplantierten in Deutschland.

Nicht nur die unterschiedlichen Grunderkrankungen und die technischen Besonderheiten machen die Nierentransplantation komplizierter als bei Erwachsenen. Die Ziele der Transplantation sind auch für diese kleine Gruppe eine bessere Lebensqualität und ein langes Organüberleben. „Nebenbei“ wollen wir auch normales körperliches Wachstum, eine regelrechte Pubertätsentwicklung und Fertilität sichern. Der Schutz vor Abstoßungsreaktionen und vor den Nebenwirkungen der immunsuppressiven Behandlung können nur mit aktiver Zusammenarbeit der jungen Patienten gemeistert werden. Gleichzeitig sollen diese Kinder in der Schule integriert bleiben und ihren Werg ins Berufsleben finden.

Diese Kinder haben große Chancen, die Aufgaben sind jedoch aufwendig; deshalb können junge Patienten vor und nach der Nierentransplantation nur von einem multidisziplinären Team optimal betreut und auf das „Erwachsenenleben“ vorbereitet werden. 

 

Ausstrahlung in BR-Alpha am 15. September 2008, 17 bis 17.30 Uhr

 

 

Donnerstag,

7. Februar 2008

 

Ethische und rechtliche Probleme der Organspende

Prof. Dr. med Andreas Frewer, M.A., Institut. für Geschichte und Ethik der Medizin, Professur für Ethik in der Medizin

 

Die Möglichkeiten der modernen Transplantationsmedizin haben in den letzten Jahrzehnten für große Fortschritte bei der Versorgung von Patienten, aber auch wiederholt zu Diskussionen über ethische und rechtliche Fragen gesorgt: Wann darf das Organ eines Verstorbenen oder gar eines lebenden Menschen entnommen werden? Die Definitionen der Bedingungen des Todes und der Spende haben immer wieder zu intensiven gesellschaftlichen Kontoversen zur Ethik geführt. Wie kann die Organtransplantation nicht nur medizinisch-fachlich korrekt, sondern auch individuell und sozial gerecht geregelt werden? Grundsätzliche Modelle wie die Zustimmungslösung und die Widerspruchslösung werden vorgestellt und auf ihre philosophisch-ethische Konsistenz analysiert.

Welcher Mensch soll bei gleicher Bedürftigkeit ein Organ transplantiert bekommen? Im Mittelpunkt des Vortrages stehen moralische wie auch rechtliche Fragen der Organspende und der so genannten Allokation: Damit ist die gerechte Verteilung von Gütern oder Ressourcen – in diesem Fall Klinikkapazitäten und Organe – auf potenzielle Empfänger gemeint. Wer soll in welcher Form das lebensrettende Transplantat erhalten, welche Kriterien sind sinnvoll und ethisch gerechtfertigt?

Wie kann dieser schwierige Bereich politisch gestaltet werden? Der grundsätzliche Organmangel wie auch theoretische Fragen der Verteilungsgerechtigkeit werden problematisiert und in Bezug gesetzt zu Grenzfragen ärztlichen Handelns im Urteil der Medizinethik.

 

Ausstrahlung in BR-Alpha am 22. September 2008, 17 bis 17.30 Uhr

 

 

 

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Stand: 28. Januar 2008, ergänzt am 2. August 2008