Startseite
| Kontakt | |Vortragszusammenfassungen | Impressum
|
Collegium Alexandrinum der
Universität Erlangen-Nürnberg -
Wissenschaft für die Öffentlichkeit -
|
|
|
|
|
Siehe auch die Aufstellung der
bisherigen Themenschwerpunkte unter Archiv
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Sommersemester 2009 (siehe
Themenschwerpunkte)
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Wintersemester 2008/2008 (siehe
Themenschwerpunkte)
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Sommersemester 2008 (siehe
Themenschwerpunkte)
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Wintersemester 2007/2008 (siehe
Themenschwerpunkte)
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Sommersemester 2007 (noch in Arbeit)
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Wintersemester 2006/2007 (noch in
Arbeit)
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Sommersemester 2006 - siehe Veranstaltungsprogramm
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Wintersemester 2005/2006 - siehe Veranstaltungsprogramm
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Sommersemester 2005
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Wintersemester 2004/2005 - siehe Veranstaltungsprogramm
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Sommersemester 2004 (noch in Arbeit)
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Wintersemester 2003/2004
§
Zusammenfassungen der Vorträge im Sommersemester 2003
Vorträge im Sommersemester 2009 |
Vorträge im Wintersemester 2008/2009 |
Altern
von Werkstoffen und Produkten
Exzellenz an
der Universität Erlangen-Nürnberg
Vorträge im Sommersemester 2008 |
Zum Jahr der
Mathematik (2 Vorträge)
Vorträge im Wintersemester 2007/2008 |
Organtransplantation
(5 Vorträge: 10.1. bis 7.2.2008)
Vortrag
am 24. Oktober 2007 im Collegium Alexandrinum (Themenschwerpunkt „Bildung in
Europa“)
Europas
Vatersprache. Latein und der europäische Bildungskanon
Prof. Dr. Michele
Camillo Ferrari
Professur
für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit
Universität
Erlangen-Nürnberg
In Zeiten der kulturellen Konflikte stellt sich die
Frage nach den geistigen Wurzeln dringender denn je. Weit über das Ende des
Römischen Reiches hinaus war Latein das einzige anerkannte
Kommunikationsmittel in Europa. Das lateinische Zeitalter ging erst im 19. Jh.
zu Ende. Der Vortrag möchte an diese oft vergessene Tatsache erinnern und
einige Gründe erörtern, warum die Pflege des lateinischen Erbes kein
nostalgischer Akt der Ewiggestrigen sein muß.
Vortrag
am 31. Oktober 2007 im Collegium Alexandrinum (Themenschwerpunkt „Bildung in
Europa“)
Bildung und
Aufklärung
Prof. Dr. Eckart Liebau
Institut
für Pädagogik
Universität
Erlangen-Nürnberg
Der
Vortrag wird eine Brücke von der Renaissance bis zur Romantik schlagen,
mit Schwerpunkten bei der Aufklärung und bei den Bildungstheorien der deutschen
Klassik.
Vortrag
am 8. November 2007 im Collegium
Alexandrinum (Themenschwerpunkt „Bildung in Europa“)
Gedächtniskunst,
Sammlertum und neue Wissenschaft im 17. Jahrhundert.
Das Gelehrsamkeitskonzept Sir Thomas Brownes
Prof. Dr. Arno
Löffler
Institut
für Anglistik und Amerikanistik
Universität
Erlangen-Nürnberg
Im 17. Jahrhundert übte das empiristische Denken Francis
Bacons einen entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung der Naturwissenschaft
aus. Den Gelehrten ging es darum, die Wissenschaft 'von den Zwängen
scholastischer Obscuritas zu befreien und die Dinge
verständlich zu machen'. Dabei stellte sich auch die Frage, wieweit der alte
Gelehrsamkeitsfundus noch von Belang war, welches Wissen erinnernswert war und
nach welchen Kriterien man es im Gedächtnis speichern sollte. Die Loslösung von
den tradierten Autoritäten und das Fehlen einer festen Methode ist der Stolz
der jungen Wissenschaft. Erlaubt ist der Umgang mit allem, was interessant
erscheint, d.h. gleichermaßen mit dem Alltäglichen und dem Ungewöhnlichen,
'Monströsen'. Kein Gegenstand erscheint den Gelehrten zu unwichtig oder zu
schwierig, als daß man ihn unbeachtet lassen könnte. Man sammelt
Beobachtungen und Erfahrungen, Meinungen und Argumente, man sammelt aber auch
materielle Gegenstände – naturalia und artificialia - und trägt diese in
Raritätenkabinetten zusammen, - ein entscheidender Schritt für die Entstehung
von Museen. – In diesem Zusammenhang ist der englische Arzt Sir Thomas Browne (1605-82) zu sehen. Er lehnte die alte Kulturtechnik
der Gedächtniskunst ab und suchte einen neuen Weg, traditionelles Wissen zu
sammeln und neues Wissen zu entdecken. Aufschlußreich für seine 'virtuose'
Gelehrtenmentalität ist u.a. ein kleines Werk mit dem
Titel Musaeum Clausum,
der Katalog eines virtuellen Raritätenkabinetts.
Vorträge im Sommersemester 2007 |
Themenschwerpunkt „Arbeitsmarktforschung“
Neu
gegründetes Interdisziplinäres Zentrum für Arbeitsmarkt- und
Arbeitslebensforschung stellt sich in einer Vortragsreihe im Collegium
Alexandrinum vor:
Im Zuge des technologischen und strukturellen Wandels hin zu
einer wissensbasierten Gesellschaft sind Arbeit und Wissen zum bedeutendsten
Produktionsfaktor geworden. Die Pflege und Entwicklung der Humanressourcen
sowie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gehören heute zu den wichtigsten
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben. Vor diesem Hintergrund wurde
an der FAU jüngst ein neues Interdisziplinäres Zentrum gegründet, das die
empirisch gestützte Analyse der Arbeitswelt und des Arbeitsmarktes zum Ziel
hat. Hierbei wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt, der es ermöglicht,
die vielfältigen Aspekte von Arbeit aus ökonomischer, soziologischer,
psychologischer und juristischer Sicht zu analysieren. Die
Untersuchungsgegenstände reichen vom Zusammenspiel von Arbeitsangebot und
-nachfrage am Arbeitsmarkt über personalwirtschaftliche Fragen bis zur Analyse
wichtiger Akteure am Arbeitsmarkt und zur Lebensverlaufsforschung.
Vortrag
am 19. April 2007 im Collegium
Alexandrinum
Berufswege Erlanger Hochschulabsolventinnen und –absolventen des Jahrgangs 1995/96.
Berufserfolg und Lebenszufriedenheit
Prof. Dr.
Andrea Abele-Brehm
Lehrstuhl
Sozialpsychologie, Erlangen
Die Erlanger Langzeitstudie untersucht die Berufs- und
Lebenswege Erlanger Absolventinnen und Absolventen seit 1995. Die Befragten
hatten damals gerade ihr Examen gemacht und waren im Schnitt 27 Jahre alt. Der
Vortrag zeigt, was aus diesen Personen 10 Jahre später beruflich geworden ist,
wie erfolgreich sie sind und welche „soft-skills“ zum
Berufserfolg beigetragen haben. Auch der
Zusammenhang zwischen Berufserfolg, Lebenszufriedenheit und Gesundheit wird
thematisiert.
Vortrag
am 26. April 2007 im Collegium
Alexandrinum
Personalauswahl und
Unternehmenserfolg
Prof. Dr.
Klaus Moser
Lehrstuhl
Wirtschaftspsychologie, Nürnberg
Systematisch entwickelte und eingesetzte Methoden zur
Personalauswahl haben einen nachweisbaren Effekt auf den ökonomischen Erfolg
von Unternehmen. Benchmarking-Studien haben gezeigt, dass am Markt erfolgreichere Unternehmen besonders
professionell in der Personalauswahl vorgehen. Der Vortrag stellt die
erfolgreichsten Methoden vor und erläutert an Fallbeispielen aus der
Unternehmenspraxis, warum Personalauswahl für den Unternehmenserfolg so
bedeutsam ist.
Vortrag
am 3. Mai 2007 im Collegium Alexandrinum
Welche
Wirkung haben ökonomische Anreize auf das Mitarbeiterverhalten?
Prof. Dr.
Regina Riphahn
Lehrstuhl Statistik und empirische Wirtschaftsforschung,
Nürnberg
Anhand ausgewählter Beispiele aus der empirischen,
personalökonomischen Forschung wird gezeigt, dass
Arbeitnehmer ihr Verhalten an die jeweiligen Anreize anpassen.
Kündigungsschutz, Probezeit, Bonusentlohnung, und Mitarbeiterevaluationen
können die Produktivität der Beschäftigten beeinflussen.
Vortrag
am 10. Mai 2007 im Collegium Alexandrinum
Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbände – Dinosaurier der Industriegesellschaft?
Prof. Dr.
Claus Schnabel
Lehrstuhl für Arbeitsmarkt und Regionalpolitik, Nürnberg
Mitgliederverluste, Tarifprobleme und neue Herausforderungen
wie Globalisierung stellen die einflussreiche Rolle
in Frage, die die Sozialpartner im deutschen Wirtschafts- und
Gesellschaftssystem spielen.
Vorträge im Sommersemester 2005 (soweit vorhanden) |
Vortrag
am 21. April 2005 im Collegium Alexandrinum
Einsteins
Raum-Zeit
Prof. Dr. Frieder
Lenz
Lehrstuhl
für Theoretische Physik (Kernphysik)
Universität
Erlangen-Nürnberg
Staudtstr. 7 /A§
91058 Erlangen
Im Mittelpunkt dieses Vortrags stehen
Einsteins Arbeiten zur Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie.
Ihre grundlegenden Ideen werden veranschaulicht und ihre
weitreichenden Konsequenzen diskutiert. Reaktionen der wissenschaftlichen wie
auch der allgemeinen
Öffentlichkeit auf die Formulierung dieser Theorien werden beschrieben und die
Bedeutung dieser Arbeiten Einsteins für das naturwissenschaftlichte
Weltbild skizziert.
Vortrag am 28. April 2005 im Collegium Alexandrinum
Einstein und
die Natur des Lichts
Prof. Dr. Lothar Ley
Lehrstuhl
für Experimentalphysik
Universität
Erlangen-Nürnberg
Erwin-Rommel-Straße 1
91058 Erlangen
In
der ersten der drei berühmten Arbeiten Einsteins aus dem Jahre 1905 hat er die
gängigen Vorstellungen über die Natur des Lichts radikal geändert. Er
postulierte nämlich, daß Licht aus einzelnen Partikeln, den Lichtquanten,
besteht. Die Energie dieser Lichtquanten ist unteilbar, und sie wird bei allen
Prozessen, in denen Licht mit Materie in Wechselwirkung tritt, als ganzes
übertragen.
In
dem Vortrag werden die Vorstellungen über die Natur des Lichts vor Einstein und
die Überlegungen, die Einstein zu seiner revolutionär neuen Sicht geführt
haben, aufgezeigt. Es werden die physikalisch-technischen Konsequenzen an
Beispielen erläutert, die sich aus dem Teilchencharakters des Lichts ergeben.
Schließlich wird auf den Welle-Teilchen Dualismus eingegangen, der sich aus der
Einsteinschen Arbeit ergibt und der zum Paradigma der modernen Physik geworden
ist.
Vortrag am 4. Mai 2005 im Collegium Alexandrinum
Vielfalt und
Bedeutung des Stadtgrüns. Geplantes und Wildes
Michaela Ise, Dipl.-Geographin
Institut
für Geographie
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstraße 4
91054 Erlangen
Gibt es
Natur in der Stadt? Am Beispiel der Stadt Erlangen werden verschiedene
Ansichten der Natur gegeben. Alle Freiflächen in Städten sind Raum für
Stadtgrün, für Natur in der Stadt. Diese Natur wird im Folgenden von zwei
Seiten beleuchtet: Geplantes und Wildes.
Nach einem
historischen Blick auf die Geschichte der Garten- und Grünflächenkultur werden
unsere heutige Vielfalt der geplanten Freiraumtypen sowie die Artenvielfalt des
Gärtnergrüns in Abhängigkeit von Modeströmungen dargestellt. Beide sind
Grundlage für die Artenvielfalt der städtischen Spontanvegetation, die jene des
Umlandes deutlich übersteigt und die innerhalb der Städte klaren strukturellen
und sozioökonomischen Mustern folgt. Die Vielfalt der städtischen
Spontanvegetation ist sowohl in ihrer Quantität als auch in ihrer Qualität
Ausdruck des menschlichen Einflusses.
Zuletzt
wird auf die Bedeutung des Stadtgrüns eingegangen, wobei wieder Geplantes und
Wildes zusammenwirken. Dem Stadtgrün werden heute zahlreiche Funktionen
abverlangt. Es soll planerische Funktionen im Zusammenhang mit Gliederung,
Erschließung, und ästhetischer Gestalt der Städte sowie ökologische Funktionen
im Zusammenhang mit Stadtklima, Lufthygiene, Lärm und Artenschutz erfüllen und
dabei das Erlebnis- und Erholungsbedürfnis der Stadtbewohner befriedigen.
Möglichkeiten und Grenzen der Erfüllung dieser vielfältigen Ansprüche werden an
konkreten Beispielen diskutiert.
Vorträge im Wintersemester 2003/2004 (soweit vorhanden) |
Vortrag am 30. Oktober 2003 im Collegium Alexandrinum:
Spurensuche -
Synagogen und jüdisches Leben in Bayern
Barbara Eberhardt und
Angela Hager
Projekt
Synagogen-Gedenkband Bayern
Universität
Erlangen-Nürnberg
Harfenstr. 16
91054 Erlangen
1930 gab es in Bayern über 250 Synagogen,
von einfachen Landsynagogen bis zu architektonischen Meisterbauten in den
Städten. Sie zeugten von der Vielfalt der jüdischen Geschichte in Franken und
den anderen bayerischen Gebieten, bis die meisten von ihnen während der Zeit
der nationalsozialistischen Herrschaft zerstört wurden. Das Projekt
Synagogen-Gedenkband Bayern hat das Ziel, die Geschichte dieser Gotteshäuser
und der Gemeinden, die in und mit ihnen lebten, zu dokumentieren.
Im Vortrag geben die
wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Barbara Eberhardt und Angela Hager anhand
von vier Ortsbeispielen einen Einblick in die Arbeit
des Projekts. Nach einer einleitenden Kurzinformation über Ziele und
Vorgehensweise des Projektteams folgt ein kurzer Überblick über die Geschichte
der Juden in Bayern.
Anschließend werden die
Arbeitsergebnisse zu vier Orten vorgestellt:
- zum unterfränkischen Miltenberg, dessen jüdische Gemeinde im 13. Jahrhundert
eine prächtige Synagoge im gotischen Stil errichtete, deren Fragmente noch
heute im Hinterhof einer Brauerei zu sehen sind;
- zur ehemaligen freien Reichsstadt Regensburg in der Oberpfalz, deren jüdische
Gemeinde im Mittelalter eine blühende Talmudschule betrieb und die heute wieder
im Wachsen begriffen ist;
- zum mittelfränkischen Gunzenhausen, dessen jüdische Vergangenheit
mittlerweile in zwei aufsehenerregenden Projekten aufgearbeitet wurde und wird;
- zum kleinen unterfränkischen Ort Kleinbardorf, in
dem die Beziehungen von Christen und Juden sich im Spannungsfeld zwischen
Dorfsolidarität und Antisemitismus bewegten.
Eine Reflexion über Grenzen und
Chancen der Arbeit am Synagogen-Gedenkband rundet den Vortrag ab.
Vortrag am 13. November 2003 im Collegium Alexandrinum:
Psychotherapie
und Religion. Gegner oder Bundesgenossen?
Prof. Dr. Joachim Demling
Klinik
für Psychiatrie und Psychotherapie
Universität
Erlangen-Nürnberg
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen
Psychotherapie und Religion sind,
auf ihre je eigene Art, um das „seelische Wohl“ des Menschen bemüht. Die
christliche Religion hat eine lange seelsorgerliche Tradition, die
Psychotherapie geht von sehr unterschiedlichen theoretischen und praktischen
Ansätzen aus.
Das Verhältnis beider zueinander ist
von einer langen geschichtlichen Kontroverse geprägt. Der Vortrag versucht zur
Diskussion darüber anzuregen, worin sich Psychotherapie und Seelsorge
unterscheiden, ob sie in der Arbeit mit dem Hilfesuchenden einander
grundsätzlich ausschließen oder wie ggf. eine gegenseitige Befruchtung denkbar
wäre. Eine eigene Studie zur Wertigkeit von Glaube/Religion in der
psychotherapeutischen Praxis wird vorgestellt.
Vortrag am 20. November 2003 im Collegium Alexandrinum:
100 Jahre
Psychiatrische Universitätsklinik Erlangen:
Biographien ihrer Leiter und Schwerpunkte der Forschung
Prof. Dr. Rolf Baer
Klinik
für Psychiatrie und Psychotherapie
Universität
Erlangen-Nürnberg
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen
Am
1. Oktober 2003 wurde die Psychiatrische Universitätsklinik Erlangen 100 Jahre
alt. Als Abschluss einer Serie von Veranstaltungen
berichtet Prof. Dr. Rolf Baer, dort seit 32 Jahren tätig, im Collegium
Alexandrinum der Universität über die Biographien ihrer früheren Leiter und die
Schwerpunkte der Forschung. Die Rolle der Klinik im Nationalsozialismus wird
ebenso dargestellt wie die Pionierarbeit auf dem Gebiet der Psychopharmakologie
ab 1953. Der Vortrag findet statt am Donnerstag, dem 20.11.2003 um 20.15 Uhr in
der Aula der Universität.
Vortrag am 27. November 2003 im Collegium Alexandrinum:
Kafkas Arbeit am
Mythos und die „talmudische Melodie“
Prof. Dr. Theo Elm
Institut
für Germanistik
Professur für Neuere
Deutsche Literaturgeschichte
Universität
Erlangen-Nürnberg
Bismarckstraße 1
91054 Erlangen
Ausgangspunkt des Vortrags ist der
Widerspruch zwischen Kafkas erkenntniskritischer Modernität und den vormodernen
Bildvorstellungen seiner Texte (der „Mann vom Lande“, die „kaiserliche
Botschaft“, der „Hausvater“ usw.). Kafkas Mythenerzählungen („Das Schweigen der
Sirenen“) zeigen jedoch, daß solche Bildprägungen unter dem Einfluß der aufklärerischen Vernunft des Erzählers ihren archaischen
Sinn verloren haben. Allerdings haben sie eine neue „vernünftige“ Bedeutung
nicht gewonnen. Die entmytisierende Reflexion bleibt
also sinnoffen, ohne Ende. Die Sinnoffenheit der Reflexion hinter Kafkas Bildern
weist auf Kafkas Judentum: Auch die Kommentare des Talmud sind endelos. Aber ihre Unendlichkeit zeigt den unausschöpfbaren Bedeutungsreichtum der Religionsgesetze.
Die sinnfreien Bildauflösungen des
jüdischen Aufklärers Kafka dagegen erweisen nur die Begrenztheit der Vernunft,
die einen abschließenden Sinn nicht zu finden vermag. Kafkas „modernes“
erkenntniskritisches Problem zeigt nicht nur das Dilemma der Assimilation
zwischen Judentum und Aufklärung, sondern auch den Abstand seines Werks zur
heutigen Postmoderne mit ihrer Sinnbeliebigkeit.
Vortrag am 4. Dezember 2003 im Collegium Alexandrinum
Jüdische
Sondersprachen in Mittelfranken
PD Dr. Alfred Klepsch
Institut
für Germanistik
Privatdozent am
Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft
Universität
Erlangen-Nürnberg
Bismarckstraße 1
91054 Erlangen
In Mittelfranken wurde bis vor 150
Jahren von den hier ansässigen Juden ein westjiddischer Dialekt gesprochen.
Diese Sprache enthielt Merkmale, die mit den lokalen Dialekten Mittelfrankens identisch
waren, aber auch solche, die sie davon unterschieden. Vor allem die zahlreichen
Lehnwörter aus dem Hebräischen bewirkten, daß das Jiddische von den Christen
kaum verstanden wurde.
Die meisten Juden lebten damals in
kleinen Ortschaften auf dem Land, weil ihnen der Zuzug in Städte wie Nürnberg
oder Weißenburg noch verboten war. Mit der Emanzipation setzte dann eine
Landflucht ein, die einherging mit kultureller, insbesondere auch sprachlicher
Assimilation. Aus diesem Grund starb das Westjiddische aus und wurde durch eine
jüdische Umgangssprache ersetzt, die der Umgangssprache der Christen weitgehend
entsprach und sich nur dadurch unterschied, daß für Begriffe aus dem Bereich
von Religion und religiösem Brauchtum weiterhin hebräische Lehnwörter verwendet
wurden. Deren Aussprache glich sich aber allmählich einer Konvention an, die im
ganzen deutschen Sprachgebiet beachtet wurde, so daß auch in dieser Beziehung
keine spezifisch regionalen Sprachmerkmale mehr erhalten blieben.
Reste des historischen Jiddisch
haben aber in der Nische von Sondersprachen überlebt, die heute noch von
einigen Gruppen der nichtjüdischen Bevölkerung Mittelfrankens gesprochen
werden. Zu nennen sind in erster Linie die Berufssprache der Viehhändler und
das "Lachoudische" des Marktfleckens
Schopfloch bei Dinkelsbühl. Beide Idiome entsprechen zwar in Lautung und
Grammatik der lokalen fränkischen Mundart, enthalten aber einen ca. 500 Wörter
umfassenden Sonderwortschatz, der es den Sprechern ermöglicht, ein fachliches
oder auch ein alltägliches Gespräch so zu verschlüsseln, daß es für
außenstehende unverständlich ist.
Der Vortrag befaßt sich mit der
Beschreibung dieser beiden Sondersprachen in struktureller und sozialer
Hinsicht und mit ihrem Verhältnis zum historischen Jiddischen der Region.
Vortrag am 11. Dezember 2003 im Collegium Alexandrinum:
Pfefferkuchen,
Mandelkern mögen alle Leute gern. Über unsere Weihnachtsgewürze.
Prof. Dr. Karl
Knobloch
Institut
für Botanik und Pharmazeutische Biologie
Universität
Erlangen-Nürnberg
Staudtstraße 5
91058 Erlangen
Gewürze und ihre Aromastoffe werden
heute wie in früheren Zeiten in allen menschlichen Kulturkreisen vielfältig
genutzt. Viele Pflanzenarten produzieren sie als „Ätherische Öle“, „Senföle“
und als „Scharfstoffe“
Ihre richtige Anwendung machte sie zu angesehenen Hilfsstoffen des Menschen für
seine Nahrung, zur Körperpflege und zur Behandlung von Unwohlsein und
Krankheit.
Ihre Vielfalt im Pflanzenreich ist
kaum überschaubar. Aromen aus heimischen Gärten, aber auch aus fernen Ländern –
zumal aus den Tropen – haben für uns etwas oft Nicht-Alltägliches, vermeintlich
Seltenes und Wertvolles.
Unter ihnen sind geschätzte, angenehm duftende, kräftig schmeckende und in
richtiger Konzentration auch vielfältig wirksame Stoffe.
Zu Weihnachtszeit, an den dunkleren und kälteren Tagen, sind sie uns besonders
willkommen -im Lebkuchen und Stollen, in Plätzchen,
als Süssigkeiten, in Nüssen und kandierten Früchten,
im Glühwein und auch in der Aromalampe. Nicht nur angenehm sind sie uns in Duft
und Geschmack, sie sind für uns auch wertvoll als biochemisch aktive, als
physiologisch wirksame Naturstoffe.
Vortrag am 8. Januar 2004 im Collegium Alexandrinum:
Weihnachtliche
„Experimente“ aus der Erlanger Physik
Physik zur Unterhaltung und zum Staunen
Die Weihnachtsvorlesung
der Erlanger Physik im Rahmen des Collegium Alexandrinum findet diese Jahr am
Donnerstag, 18. 12.2003, 20.15 Uhr, im Hörsaal G des Physikums, Staudtstraße 5,
statt. Gestaltet wird die Weihnachtsausgabe von Studierenden und Mitarbeitern
des Lehrstuhls für Astroteilchenphysik (Prof. Dr. Ulrich Katz) und des
Lehrstuhl für Kern- und Astrophysik (Prof. Dr. Gisela Anton).
Unterhalten, zum Nachdenken anregen
und die Physik von ihrer ursprünglichen, experimentell geprägten Seite zeigen -
dies sind die Ziele der Weihnachtsvorlesung. In
ansprechender und verständlicher Form werden diesmal Themen aus der Teilchen-
und der Astrophysik präsentiert. In zahlreichen Experimenten und multimedialen
Beiträge wird die Welt der Elementarteilchen erzählt. Beispielsweise können die
Zuhörer erleben, mit welchen Methoden die aus dem Weltraum kommenden Teilchen,
die so genannte „kosmische Strahlung“, sichtbar gemacht werden können. Im
Mittelpunkt stehen dabei die fast unsichtbaren Neutrinos. Mit riesigen
Detektoren können deren Geheimnis aufgedeckt werden.
Vortrag am 8. Januar 2004 im Collegium Alexandrinum:
Die
Berichterstattung in unseren Medien aus den Krisengebieten des Nahen Ostens
Prof. Dr. Johanna
Haberer
Professur
für christliche Publizistik
Theologische Fakultät
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstraße 6
91054 Erlangen
Das Jahr 2003 war politisch
dominiert vom Krieg gegen den Irak des Saddam Hussein und der nicht enden
wollenden kriegerischen Handlungen danach. Ganz neue Dimensionen der
Kriegsberichterstattung haben wir als Fernsehzuschauer während des Irakkrieges
erlebt: Krieg als live-Übertragung. Neue Begriffe für
das Handwerk des Kriegsreporters wurden geprägt: embeddedkorrespondent
z.B. Der in die Truppen eingebettete Journalist.
Wieder einmal fragen sich
Fernsehzuschauer, Medienschaffende und Medientheoretiker: Welche Rolle spielen
die Medien im Krieg? Wie werden sie instrumentalisiert? Erleben wir heute am
Bildschirm inszenierte Kriege?
Der Vortrag gibt einen Rückblick auf
die Erkenntnisse und Reflexionen Medienschaffender im vergangenen Jahr.
Vortrag am 15. Januar 2004 im Collegium Alexandrinum:
Antisemitismus
in der arabischen Welt
Prof. Dr. Thomas
Philipp
Institut
für Politische Wissenschaft
Professur für
Zeitgeschichte/Politikwissenschaft des Nahen und Mittleren Ostens
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstraße 4
91054 Erlangen
Religiöse
Judenfeindlichkeit - allerdings mit unterschiedlichen Folgen - ist sowohl im
Christentum als auch im Islam zu erkennen. Der moderne Antisemitismus entstand
ausschließlich im Europa des 19. Jahrhunderts im Kontext der Französischen und
Industriellen Revolution. Manifestationen modernen Antisemitismus lassen sich
in der arabischen Welt bis in die Mandatszeit zurückverfolgen werden aber erst
nach dem 2. Weltkrieg häufiger. Da sie in einem völlig anderen
gesellschaftlichen und politischen Zusammenhang erscheinen, bedürfen sie der
Deutung und Einordnung. Diese Aufgabe wird besonders dadurch schwierig, weil
heute auch in Europa erneut die Frage, was ist Antisemitismus, wer ist
Antisemit, mit Heftigkeit (und oft mit politischen Absichten) diskutiert wird.
Vortrag am 22. Januar 2004 im Collegium Alexandrinum:
Die
Jerusalem-Frage - Knackpunkt des Nahostkonfliktes
Prof. Dr. Horst Kopp
Institut
für Geographie
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstraße 4
91054 Erlangen
Kaum
ein Ort der Welt ist emotional so aufgeladen wie Jerusalem. Für drei
monotheistische Weltreligionen stellt Jerusalem ein wichtiges Zentrum gelebten
Glaubens dar, was in der Geschichte immer wieder zu blutigen
Auseinandersetzungen geführt hat. Zeitweise gab es allerdings auch Phasen eines
friedlichen, toleranten Zusammenlebens. Im Nahostkonflikt, der seit über 100
Jahren die Entwicklung im gesamten Nahen Osten überschattet, nimmt die
Jerusalem-Frage eine zentrale Rolle ein, da sich hierbei in besonderer Weise
scheinbar unversöhnliche und unvereinbare Standpunkte gegenüberstehen. Weniger
bekannt ist, dass von Vertretern beider Seiten immer
wieder kreative Ansätze entwickelt werden, das Problem zu lösen. Der Vortrag
geht auch der Frage nach, warum die auf Ausgleich bedachten Stimmen
offensichtlich so wenig Chancen haben sich durchzusetzen.
Vortrag am 29. Januar 2004 im Collegium Alexandrinum:
Bindungsentwicklung
von Kindern
Prof. Dr. Gottfried Spangler
Institut
für Psychologie
Universität
Erlangen-Nürnberg
Bismarckstraße 6 II
91054 Erlangen
Im
Vortrag wird zunächst die Entwicklung erster emotionaler Bindungen von Kindern
im Säuglings- und Kleinkindalter beschrieben, wann sie erstmals auftreten, wie
sie sich verändern, welche Verhaltensgrundlagen auf Seiten der Kinder gegeben
sind und welche Rolle das Verhalten der Bezugspersonen spielt. Als nächstes
wird auf die Bedeutung von Bindungserfahrungen für
die psychische Entwicklung bis hin zum Erwachsenenalter eingegangen, z. B.
inwieweit eine sichere Bindung zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung
beitragen kann. Daneben werden auch gesellschaftlich relevante Themen
angesprochen wie Bindung auf dem Hintergrund außerfamiliärer Tagesbetreuung
oder Bindung bei elterlicher Trennung und Scheidung.
Vortrag am 12. Februar 2004 im Collegium Alexandrinum:
Organzerstörende
Gewebeform des Tuberkulose-Erregers
Dr. Valentin Aplas
Schwabachstr. 15
91077 Dormitz
Die käsige Nekrose des tuberkulösen
Gewebes gehört zweifellos zu den markantesten und zugleich destruktivsten
Kennzeichen des histopathologischen Bildes der
Tuberkulose. Trotz vieler Studien ist es bislang nicht gelungen, die Pathogenese der käsigen Nekrose beweiskräftig aufzuklären.
Eine neue, leicht praktikable
Methode ermöglicht, im für die Tuberkulose typischen käsigen, nicht
verflüssigten Nekrosegewebe mikroskopisch regelmäßig massenhaft kokko-bazilläre wie filamentöseMykobakterien
in myzeloid kolonisierten Formationen aufzudecken,
die sich mit den bekannten färberischen Verfahren nicht nachweisen lassen.
Der substantiell bestimmende
Bestandteil der käsigen Nekrose besteht somit aus einer morphologisch besonders
gekennzeichneten myzeloid strukturierten,
vorherrschend kokkoiden oder bazillär-filamentösenMykobakterienkolonie,
wallartig eingeschlossen von einem resorptiv-fibrosierenden
Granulationsgewebe mit einzelnen oder zahlreichen mehrkernigen Riesenzellen vom
Langhans- und Fremdkörpertyp.
Damit ist erstmals der Beweis erbracht worden, daß der Erreger der Tuberkulose
seine zer-störende pathogene Wirkung nicht nur als Kochsches Stäbchen intrazuellulär entfaltet, sondern weit wirksamer ebenso
extrazellulär in einzigartig flächenhaft myzeloid
kolonisierten Verbänden. Es fällt nicht schwer, sie direkt für die käsige
Zerstörung tuberkulöser Organe (Lunge, Niere usw.) kausal verantwortlich zu
machen.
Vorträge im Sommersemester 2003
(soweit
vorhanden) |
Vortrag am 10.
April 2003 im Collegium Alexandrinum
Judentum und
Antisemitismus im Neuen Testament
Prof. Dr. Peter Pilhofer
Lehrstuhlinhaber
für Neues Testament I (Neutestamentliche Theologie)
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstr. 6
91054 Erlangen
Der Begriff "Antisemitismus"
hat sich eingebürgert und wird sich schwerlich wieder "ausbürgern"
lassen. Er stammt aus der Debatte am Ende des 19. Jahrhunderts und ist daher
für antike Verhältnisse nicht ohne weiteres verwendbar. Sinnvoller spricht man von
"Antijudaismus". Schon in der Antike gab es solchen Antijudaismus. Es
handelt sich also um eine Erscheinung, die unabhängig vom Neuen Testament ist
und längst verbreitet war, bevor der erste neutestamentliche
Autor zur Feder gegriffen hat. Im ersten Teil des Vortrags sollen solche
antiken Auffassungen skizziert werden, die man "antijüdisch" nennen
kann.
Im zweiten Teil des Vortrags wird
die Frage erörtert, ob solcher Antijudaismus auch im Neuen Testament
anzutreffen ist. Die Lage ist hier anders als sonst in der Antike, da die
Autoren der neutestamentlichen Schriften selbst Juden
waren. Es handelt sich also um innerjüdische Polemik, vergleichbar heute etwa
dem amerikanischen "Antiamerikanismus".
(Eine führende griechische Zeitung
hat unlängst die Politik des Präsidenten der Vereinigten Staaten als
"antiamerikanisch" bezeichnet.) Paulus etwa - unser ältester
Gewährsmann - nimmt Motive des heidnischen Antijudaismus auf und verbreitet sie
im christlichen Rahmen weiter. Auch das Matthäusevangelium und das Johannesevangelium
sind in diesem Zusammenhang zu nennen.
Vortrag am 30. April 2003 im Collegium Alexandrinum
Die gute Policey in Franken. Gesellschaftliche Reglementierung in
der Frühmoderne
Prof. Dr. Wolfgang
Wüst
Lehrstuhlinhaber
für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstraße 4
91054 Erlangen
Der
Vortrag soll mit Beispielen aus über dreißig Territorien eines in der zentralen
Gesetzgebung sehr aktiven Reichskreises typische und bisweilen auch untypische
Kennzeichen frühmoderner "Ordnungspolitik" veranschaulichen und
interpretieren. Diese wird für eine Zeit untersucht, der als
"Sattelzeit" der Moderne eine kaum zu überschätzende Weichenstellung
zufiel, nach der sich Rechte und Pflichten, öffentliche und kirchliche Ordnung,
sozialer Friede, Ehre, Glückseligkeit und Wohlstand zum Teil bis heute
ableiten. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in den ihm
zugeordneten zehn Reichskreisen - dabei bestimmt der Fränkische Reichskreis die
regionalen Schwerpunkte - setzten sowohl die Kaiser selbst als auch die
legislativen Reichsorgane, allen voran die Reichstage, auf eine bereits im 16.
Jahrhundert weitgehend ausgereifte neue Form zur Vermittlung allgemeiner Normen
und Wertmaßstäbe. Die zentralen Fragen lauten freilich, wie und seit wann sie
umschrieben werden können und ob sie sich regional unterschiedlich entwickelten
und verbreiteten. Ihre Herkunft ist nur unpräzise datierbar. In Anlehnung an
die Reichsreformdiskussion des 15. Jahrhunderts, an Postulate aus der
Reformationszeit und der Zeit der Bauernkriege sowie an ältere, durchaus schon
breiter angelegte Gesetze des Mittelalters - Dorf- und Stadtordnungen, Weistümer, Gerichtsstatuten - formierte sich ein Regelwerk,
das als frühmoderne "Policey" eine neue
Gesetzesdimension schuf. Es wird erörtert, wie die Reichsgesetzgebung auf die
Statuten territorialer und städtischer Policey für
Franken wirkte. Spannend wird zudem der grenzüberschreitende Vergleich
normativer Herrschaftsinstrumente entwickelt, der Aussagen zu dem noch wenig
erforschten Kommunikationssystem von Kanzlei zu Kanzlei zulässt.
Regionale und überregionale Merkmale werden unter Einschluss
zahlreicher Reichs- und Landstände wie dem Reichskreis selbst, den beiden Markgraftümern der Hohenzollern, Sachsen-Coburg, den Reichsstädten
Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt und Dinkelsbühl, den Fürstbistümern
Bamberg, Würzburg - letzteres stand auch in Personalunion mit Kurmainz - und Eichstätt, dem Domkapitel Würzburg, den
Klöstern Münsterschwarzach und St. Clara (Bamberg)
oder einer Schar kleinerer Adelsherrschaften (Egloffstein,
Ostheim, Schönborn, Thüngen, Zobel) vor dem Hintergrund europäischer
Kulturgeschichte betrachtet. Die Transparenz des frühmodernen Normen- und
Ordnungsgefüges kann so an unterschiedlichen Typen der Territorialität - groß
und klein, weltlich und geistlich, städtisch und ländlich - überprüft werden.
Der Vergleich legt schließlich upraterritoriale
Tendenzen offen, die einen Wissenstransfer über die engen Grenzen im
Fränkischen Reichskreis von Land zu Land voraussetzen.
Vortrag am 15. Mai 2003 im Collegium Alexandrinum
Die Gen-Waage
- Diagnostik von Krankheiten im Flug
PD Dr. Andreas Humeny
Institut
für Biochemie
Emil-Fischer-Zentrum
Lehrstuhl für Biochemie
und Molekulare Medizin
Universität Erlangen-Nürnberg
Fahrstr. 17
91054 Erlangen
Sowohl die Individualität des
Menschen als auch sein Krankheitsrisiko werden durch zahlreiche Umweltfaktoren
und die jeweilige Gen-Ausstattung bestimmt. Basierend auf den veröffentlichten
Daten des Humanen Genomprojekts (HUGO) und bioinformatischer
Ansätze rücken die genetischen Unterschiede zwischen den Menschen verstärkt in
den Blickpunkt der Grundlagenforschung und klinisch-diagnostischen Applikation.
Die wichtigste Klasse der genetischen Heterogenitäten sind die Einzelbasenaustausche
(singlenucleotidepolymorphisms, SNPs),
die 90% der genetischen Heterogenitäten des Menschen darstellen. SNPs können in der klinischen Diagnostik genutzt werden, da
sie oftmals Risikoallele für Krankheiten darstellen.
Voraussichtlich werden SNPs in der Pharmakogenomik zukünftig eine wichtige Rolle in der
individuellen Art und Dosierung der Medikation in Abhängigkeit vom Genotyp des
Patienten spielen. Diese Anwendungen setzen aber eine DNA-Analytik voraus, die
eine reproduzierbare, sichere, aber auch automatisierte und daher
kostengünstige Genotypisierung im Hochdurchsatz ermöglicht. Die verschiedenen
Genvarianten können durch den Einsatz der Matrix-unterstützten Laser Desorptions/Ionisations Flugzeit Massenspektrometrie (Matrix - assistedlaserdesorption/
ionizationtime - of - flightmassspectrometry,
MALDI-TOF-MS) als Gen-Waage analysiert werden. Aufgrund ihrer hohen
Genauigkeit, Auflösung und Sensitivität insbesondere stellt die MALDI-TOF-MS
eine integrative Plattformtechnologie der Molekularen Medizin und Bioanalytik
im Hochdurchsatz dar.
Vortrag am 22. Mai 2003 im Collegium Alexandrinum
Chemie, die
uns nachdenken läßt – Signalübertragung an Synapsen –
Synthese von Neurotransmittern
PD Dr. Hans-Georg Breitinger
Institut
für Biochemie
Emil-Fischer-Zentrum
Lehrstuhl für Biochemie
und Molekulare Medizin
Universität
Erlangen-Nürnberg
Fahrstr. 17
91054 Erlangen
Signalübertragung im Nervensystem
erfordert eine feinabgestimmte Zusammenarbeit von Proteinen, Molekülen und
Ionen. Die Erzeugung eines elektrischen Nervensignals, sowie die Übertragung
und Verarbeitung dieses Signals an chemischen Synapsen
wird vorgestellt. Höhere Leistungen des Nervensystems werden an einigen
Beispielen (Drogen, Gaseinsatz Moskau, der Fall Phineas
Gage) demonstriert.
Das menschliche Nervensystem besteht aus ca. 10(12) Neuronen, die miteinander
kommunizieren. Die Signalweiterleitung innerhalb einer Nervenzelle, wie auch
die Reizübertragung von Zelle zu Zelle erfordern ein geregeltes Zusammenspiel
einer Vielzahl zellulärer Proteine. Mittels verschiedener Transporter und
Pumpen erzeugt jede Zelle ein typisches Konzentrationsmuster an Ionen, das zu
einem elektrischen Potential eines Neurons von ca. -70 mV gegenüber dem
Extrazellulärraum führt.
Ionenkanäle vermitteln eine
kurzfristige Steigerung der Membranleitfähigkeit für einzelne Ionen, was zu
einer Potentialänderung, und damit zu einem
elektrischen Reiz innerhalb des Neurons führt. Ionenkanäle werden entweder
durch eine Potentialänderung an der Zellmembran aktiviert
(spannungsgesteuert), oder öffnen sich nach Bindung eines spezifischen Neurotransmitters (ligandengesteuert).
Im Gegensatz zur gut charakterisierten Funktion der Ionenkanäle sind die
Proteinstrukturen, die die transiente Öffnung eines
Kanals durch die Zellmembran vermitteln, bisher nur in grobem Umriss, nicht aber im atomaren Detail bekannt.
Bei einigen Neuronen führt ein
häufig wiederholter Reiz zu einer verstärkten Antwort. Dieser Prozess ist als Langzeitpotenzierung
bekannt, und bildet eine der molekularen Grundlagen des Lernens. Die
Signalverarbeitung innerhalb des Nervensystems kann außerdem durch Verschaltung
verschiedener Neurone gesteuert werden. Neben der detaillierten Untersuchung
der Funktion einzelner Proteine, Zellen und Zellgruppen ist auch der Einfluss von Drogen, Nervengasen und Verletzungen auf
höhere Funktionen des Nervensystems Gegenstand der aktuellen Forschung.
Vortrag am 12. Juni 2003 im Collegium Alexandrinum
Historische
Überlegungen zur Entstehung des Judentums
Prof. Dr. Gunther
Wanke
Professur
für Altes Testament
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstraße 6
91054 Erlangen
Vor
dem Hintergrund der die Existenz des alten Israel bestimmenden Institutionen,
nämlich Staat, davidische Dynastie, Stadt und Tempel
von Jerusalem, werden die Veränderungen beschrieben, die sich in der religiösen
Einstellung und im theologischen Denken im Zusammenhang mit dem babylonischen
Exil bei den judäischen Israeliten vollzogen haben.
Der Verlust dieser identitätsstiftenden Institutionen führte zu einer
Neuorientierung Israels während der Exilszeit. Die Ausrichtung an
bewährten, vor allem prophetischen und normativen Überlieferungen, die Deutung
der Vergangenheit als Mahnung für die Zukunft und das damit verbundene
veränderte Gottesbild (Monotheismus) sowie die gesteigerte Bedeutung von
kultunabhängigen Riten wie Sabbat und Beschneidung trugen nicht nur zur
Bewältigung der mit dem Untergang des Tempels und der davidischen
Herrschaft verbundenen Krise bei, sondern bildeten neue identitätsstiftende
Faktoren, die zur Grundlage des aus dem alten Israel entstehenden Judentums
wurden.
Vortrag am 26. Juni 2003 im Collegium Alexandrinum
Medienwandel
durch Kulturtransfer. Die Einführung des arabischen Buchdrucks in den Vorderen
Orient
PD Dr. Dagmar Glaß
Institut
für Außereuropäische Sprachen und Kulturen
Lehrstuhl für
Orientalische Philologie
Universität
Erlangen-Nürnberg
Bismarckstr. 1
91054 Erlangen
Kaum mehr überschaubar sind heute die
Dokumentationen zum Ruhme der Erfindung Gutenbergs und dessen Auswirkungen auf
die europäischen Schriftkulturen. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erstmals
praktiziert und in der Folge perfektioniert, verbreitete sich seine Technik des
Druckens mit seriell hergestellten Lettern aus Metall in Europa mit
erstaunlicher Geschwindigkeit - hier der Reformation ebenso den Weg ebnend wie
den modernen Naturwissenschaften, der Entwicklung des Deutschen zu einer
Nationalsprache und der Hebung des allgemeinen Bildungsniveaus.
Was aber vermochte die Gutenbergsche
Drucktechnik im Hinblick auf die traditionsreiche arabische Schriftkultur des
Vorderen Orients und Nordafrikas zu leisten? Was haben z.B. jüdische Drucker,
die sich ab Ende des 15. Jahrhunderts in Konstantinopel, in Marokko oder,
später, in Ägypten niederließen, mit der Verbreitung des arabischen Typendrucks
zu tun? Wie wirkten europäische Schriftschneider oder Autoritäten des
orientalischen Christentums in Libanon und Syrien darauf ein? Wozu bedurfte es
der Druckerlaubnis des osmanischen Sultans? Anders ausgedrückt: Auf welche
Weise vollzog sich der Wechsel vom arabischen Manuskript zum Buchdruck im
Vorderen Orient und Nordafrika? Wie und durch wen wurde der arabische
Typendruck dort gefördert (bzw. gehemmt)? Diese und verwandte Fragen bilden die
Schwerpunkte des Vortrages.
Vortrag am 3. Juli 2003 im Collegium Alexandrinum
Das Bild der
Juden im Koran und der Nahostkonflikt
Prof. Dr. Hartmut Bobzin
Professur
für Islamwissenschaft
Universität
Erlangen-Nürnberg
Bismarckstraße
91054 Erlangen
Im Koran, dem heiligen Buch der
Muslime, werden die Juden neben den Christen als sog. „Buchbesitzer“
bezeichnet, d.h. als Gemeinschaften, die über ein von Gott offenbartes Buch
verfügen. Aber im Laufe der Zeit wurde die Botschaft dieses Buches von Juden
und Christen so verfälscht, daß Gott erneut den unverfälschten Text offenbarte,
und zwar an den Araber Mohammed (ca. 570-632 n. Chr.).
Parallel zu diesem Gedanken einer
Zweitrangigkeit der jüdischen und christlichen Offenbarungsschriften findet
sich im Koran die Auffassung, daß die Muslime als Anhänger der ursprünglichen,
unverfälschten monotheistischen Religion zugleich „Erben“ der Juden und
Christen sind, -auch ihres „Landes“. An zahlreichen
Stellen im Koran finden sich Auseinandersetzungen und Diskussionen mit Christen
und Juden. Dabei werden die Juden negativer gezeichnet als die Christen. Viele
dieser Stellen scheinen sich auch auf kriegerische Auseinandersetzungen
zwischen Juden und Anhängern Mohammeds zu beziehen. Darüber berichten andere
Texte, welche die Biographie Mohammeds erzählen, genauer. Wie zuverlässig diese
Texte sind, d.h. ob sie sich auf reale Begebenheiten stützen, ist in der
Forschung sehr umstritten.
Ebenso wie den Christen wurde auch
den Juden vom islamischen Recht der Status einer geschützten Minderheit
zugestanden. Was speziell die Juden betraf, so spielten jahrhundertelang
die negativen Aussagen des Korans im Alltagsleben zwischen Muslimen und Juden
deshalb keine Rolle, weil diese Aussagen nicht verallgemeinert und losgelöst
von ihrem historischen Bezugsrahmen interpretiert wurden. Das änderte sich
jedoch in den letzten fünfzig Jahren. Einerseits war im Islam selbst ein
fundamentalistisches, weitgehend ahistorisches
Textverständnis aufgekommen, vor allem in Kreisen, die den Muslimbrüdern
nahestanden. Zum anderen hatte sich mit der Existenz des Staates Israel der
Status der Juden geändert. Eine Neuinterpretation der negativen Aussagen über
die Juden im Koran gedieh vor allen bei solchen Gruppen, die ihren Widerstand
gegen Israel religiös zu begründen suchten. Das Bild der Juden im Koran kann
als paradigmatisches Beispiel dafür angesehen werden, wie notwendig gerade
heute eine historisch-kritische Interpretation des Korans ist, um diesen
heiligen Text vor politischem Mißbrauch zu schützen.
erstellt am 5. Mai 2005;
zuletzt bearbeitet am 21.7.2009
Startseite
| Kontakt | |Vortragszusammenfassungen | Impressum