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Sommersemester 2005
Professur für
Neuere Geschichte und Landesgeschichte
Institut für
Geschichte
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstr.
4
91054
Erlangen
Nie sind die Städte in Europa so gewachsen und haben
sich so verändert wie im 19. Jahrhundert. Das lag vor allem an der Industrie,
der größten Neuerung im Wirtschaften der Menschen, seit sie vor Jahrtausenden
als Ackerbauern seßhaft geworden sind. Welch vielfältige Folgen das für die
Lebensweise hatte, zeigt – ein ‚naheliegendes’ Beispiel
– besonders Nürnberg, das um 1900 zur größten Industriestadt
Süddeutschlands geworden war, aber auch das benachbarte, noch stärker
industriell geprägte Fürth. Es geht um vier Fragen:
1. Wie haben sich die Städte gewandelt – durch
ihre enorme Ausdehnung, durch starke Veränderungen des Stadtbilds, durch neue
Verkehrsmittel und eine neuartige Infrastruktur? Was vor allem bestimmte nun
ihre Zentralität?
2. Wer lebte in der Stadt – von der alten
Nürnberger Elite, den Patriziern, und der neuen der Unternehmer, in der sich
große Kaufleute und Fabrikanten verbanden, über eine vielfältige
Handwerkerschaft bis zum anschwellenden Heer der Arbeiter?
3. Wie lebten diese Menschen in Arbeit und Freizeit
– in den Kontors, Werkstätten und Maschinenhallen, in den
‚Kulturtempeln’ des Bürgertums und den Wirtshäusern und Volksgärten
der kleinen Leute, in liberalen Honoratiorenzirkeln und den Vereinen der
sozialdemokratischen Arbeiterkultur und Arbeiterbewegung, die in dieser
Doppelstadt eine Hochburg hatte?
4. Und schließlich, wie wohnten die Menschen –
von der schloßartigen Unternehmervilla über die alten Bürgerhäuser bis zu den
Unterkünften der Arbeiter, die in elenden Hinterhöfen hausten, aber zunehmend
auch in weit besseren neuen Quartieren wie in der Nürnberger Südstadt.
All dies ist Vergangenheit, zumal seit den
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und dem wirtschaftlich-sozialen
Strukturwandel der letzten Jahrzehnte. Dennoch, Grundformen der uns gewohnten
Städte und des Lebens, das wir heute in dieser Umwelt führen, haben sich damals,
vor einem Jahrhundert, gebildet, Das gibt einem Rückblick auch einen durchaus
aktuellen Sinn.
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Stand: 10. Mai 2005