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Sommersemester 2005
Lehrstuhl für
Bayerische und Fränkische Landesgeschichte
Institut für
Geschichte
Universität
Erlangen-Nürnberg
Kochstr.
4
91054
Erlangen
Süddeutschland
ist durch die Entwicklung seiner weit über die Grenzen der Region hinaus
bekannten Reichs- und Residenzstädte, aber auch durch die Vielzahl seiner sich
wie ein Spinnennetz in der Landschaft festgesetzten kleineren Städte und Märkte
zu einer Städtelandschaft in Mitteleuropa geworden, wie sie in dieser Dichte
lediglich im oberitalienischen und niederländischen Raum ihresgleichen fand.
Wer einerseits die Stadtsilhouette einer gewachsenen mittelalterlichen Reichsstadt
wie die Rothenburgs ob der Tauber, Nürnbergs, Weißenburgs
oder Nördlingens betrachtet, in der kein Winkel, kein Haus, kein Türeingang und
erst recht kein Platz dem anderen zu gleichen scheint, und wer sich
andererseits in frühmodernen Planstädten und den Abbildern idealtypischer
Utopien umsieht, fragt sich völlig zurecht, wie und ob Städte insgesamt planbar
waren und welche graduellen Unterschiede wir auf der Zeitreise in die Utopia
erkennen können. Letztere schien sich zu manifestieren in der 1686 geplanten
Stadterweiterung Ansbachs, in Bruchsal, wo die Stadtkirche zur neuen, nördlich
der Stadt gelegenen Residenz seit Kardinal Damian Hugo von Schönborn in den
1720er Jahren über eine verbindende Querachse die planerischen Koordinaten bot,
in Freudenstadt, Erlangen, Ludwigsburg, Mannheim, Rastatt oder Karlsruhe, wo
offenbar alles auf dem planerischen Reißbrett der Baumeister und fürstlichen
Städtegründer entworfen wurde, in der erdrückenden Gleichung der Baustrukturen
sowie in den häufig anspruchslosen, weil ohne Fundamente ausgestalteten
Musterhaussiedlungen der Gründerzeit. Das Ende vom Mythos gewachsener Städte,
wie Klaus Humpert und Martin Schenk annahmen, ist damit freilich noch nicht in
Sicht. Im Gegenteil weisen „gewachsene“ Städte sehr viel mehr
Planung auf als häufig angenommen, auch wenn sie wie Kempten ein
ausgesprochenes Doppelleben führten oder wenn sie wie Regensburg mit
Bischofssitz, Pfalz, reichsunmittelbaren Klöstern und Stiften eine polyzentrale
Topographie zeigten. Und „geplante“ urbane Strukturen ertrugen
mehr, bisweilen auch unkoordiniertes Wachsen als es prima vista vielleicht den
Anschein hat.
*
Die
Frage, ob Städte planbar sind, begleitet uns also durch den heutigen
Abendvortrag. Symmetrie, Zentrierung
und Geometrie, quadratische oder rechteckige Märkte, mühlbrettartig oder
karreeförmig angeordnete Häuserzeilen, radialförmig wie Jagdsterne zulaufende
Straßenzüge, Türme und Obelisken als architektonische Fixpunkte oder sieben-
und mehreckige Festungsanlagen beherrschten das Bild und ließen Stadtreisende
erstaunen. Es geht um die Nahtstellen zwischen städtischer Architektur,
Bausubstanz, Haus- und Platzgestaltung mit und ohne dekretierter
Planung. Die urbane Gesetzesmaschine, angestoßen gleichermaßen durch Räte,
Bürger, Handels- und Kaufleute sowie bestellter Baumeister, ist die eine,
die normative, die „spielerische“ oder die auszuführende Seite des
Themas – sie ist einmal zu Papier, Leinwand oder Pergament gebracht von
oft langer Dauer und großem Einfluss gewesen. Der
städtische Bauzustand ist die andere, die ausgeführte und die
alltagsbezogene Seite unseres Anliegens – diese ist zwar substantiell und
zu Stein geworden, doch keineswegs immer auf Ewigkeit zementiert.
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Stand: 25. Mai 2005