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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

Wintersemester 2012/2013

 

 

Vortragsreihe

Ort: Aula im Schloss, Erlangen, Schlossplatz 4

Zeit: Dienstags oder donnerstags 20.15 Uhr

 

 

 

Enhancement

Das 21. Jahrhundert wird von vielen Experten als das „Jahrhundert der Biologie“ angesehen. Gerade biotechnologische Innovationen bringen neue ethische Fragen mit sich. Eine entscheidende Entwicklung ist, dass mit Hilfe von Biotechnologien nicht nur Krankheiten geheilt, sondern auch die bisherigen Grenzen des Menschseins gesprengt werden können. Der Mensch kommt in die Lage, sich selbst zu transformieren, aktiv in die Evolution einzugreifen.

17. Januar 2013

 

Die Enhancement-Debatte: Ein Überblick

Dr. phil. Stefan Lorenz Sorgner

Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

 

Das 21. Jahrhundert wird von vielen Experten als das „Jahrhundert der Biologie“ angesehen. Gerade biotechnologische Innovationen bringen neue ethische Fragen mit sich. Eine entscheidende Entwicklung ist, dass mit Hilfe von Biotechnologien nicht nur Krankheiten geheilt, sondern auch die bisherigen Grenzen des Menschseins gesprengt werden können. Der Mensch kommt in die Lage, sich selbst zu transformieren, aktiv in die Evolution einzugreifen und somit quasi wie Prometheus zum Schöpfer seines Selbst zu werden. Im ersten Teil des Vortrags stelle ich einige Fähigkeiten in Bezug auf eine Verbesserung vor, die im Rahmen der gegenwärtigen Enhancement-Diskus­sionen besonders intensiv erörtert werden. Im zweiten Teil werde ich ausgewählte Techniken präsentieren, mit denen menschliche Fähigkeiten gefördert werden sollen. Auf diese Weise wird die philosophische Einbettung der Frage des Enhancements von Emotionen und Moral deutlich, mit der ich mich im abschließenden dritten Teil auseinandersetzen möchte.

 

24. Januar 2013

 

Eugenik in der Propaganda des Nationalsozialismus -  Historische und aktuelle Perspektiven

Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven

Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

 

Seit etwa 1900 bildete sich in Europa die „Eugenik“ heraus, die in Deutschland als „Rassenhygiene“ konzeptualisiert wurde. Sie zielte im Sinne von Züchtungsutopien auf eine Verbesserung der „Erbanlagen“ und verband sich mit nationalistischen und „völkischen“ politischen Strömungen. Namhafte Vertreter der naturwissenschaftlichen Medizin waren nach dem Schock des verlorenen Ersten Weltkriegs bereit, im Interesse der Wiedergewinnung der deutschen Machtstellung ein Programm zu entwickeln, das vom NS-Regime bereitwillig aufgegriffen wurde. Hierbei spielte eine bis in den Schulunterricht getragene Gesundheitspropaganda, die eindeutig die Ausgrenzung und Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ thematisierte, eine wichtige Rolle. Das Beispiel der NS-Eugenik wird bis heute in bioethischen Debatten argumentativ verwendet, um Gefahren und Risiken herauszustellen bzw. durch eine „Nazi-Analogie“ bestimmte Entwicklungen zu diskreditieren.

 

31. Januar 2013

Techno-Doping und Schönheitsoperationen aus rechtlicher Perspektive

Prof. Dr. jur. Klaus Vieweg und Dr. Sigrid Lorz

Institut für Recht und Technik

 

Enhancement ist als übergreifendes Problem in der juristischen Diskussion erst seit kurzem angekommen. Teilaspekte werden hingegen schon seit längerem diskutiert. Neben der klassischen Dopingproblematik sind die beiden hier vorzustellenden Teilaspekte des sog. Techno-Dopings und der Schönheitsoperationen seit einigen Jahren in der juristischen Diskussion.

Die Diskussion des sog. Techno-Dopings wurde in Europa insbesondere durch den „schnellsten Mann ohne Beine“, Oscar Pistorius, ausgelöst. Die Olympischen Spiele in London haben gezeigt, dass vielfältige juristische Fragestellungen damit verbunden sind. Der Vortrag geht zunächst darauf ein, dass sportliche Leistungen auf einem gesamten System beruhen, bei dem die Unterstützung durch technische Hilfsmittel nur einen Faktor neben anderen (Ausrüstung, Sportgerät, chirurgische Maßnahmen etc.) darstellt. In juristischer Hinsicht stellt sich insbesondere die Frage nach der Zulässigkeit sog. Techno-Dopings sowie danach, wer unter welchen Voraussetzungen rechtlich wirksam darüber entscheiden kann. Dieser Fragenkreis ist unter Berücksichtigung der zentralen Entwicklungen des Sports – Professionalisierung, Kommerzialisierung, Internationalisierung und Medialisierung – zu behandeln.

Schönheitsoperationen – auch als morphologisches Enhancement bezeichnet – sind aufgrund des medizinischen Fortschritts und der Allgegenwärtigkeit von Schönheit in den Medien zu einem verbreiteten Phänomen geworden. Der gesunde Mensch soll schöner werden. Da es an der medizinischen Notwendigkeit fehlt, ergeben sich rechtliche Probleme, auf die das herkömmliche Medizinrecht nur bedingt Antworten findet: Darf der Arzt jede Schönheitsoperation – z. B. auch an Minderjährigen – vornehmen? Wie steht es mit der Haftung, wenn die erwünschte Verschönerung ausbleibt?

Die Vorträge beleuchten die spezifischen Fragestellungen nach den unterschiedlichen Maßstäben des Sport- und des Medizinrechts.

 

7. Februar 2013

Verbesserung der Gesundheitsspanne: Aubrey de Grey und Altern als Krankheit

Prof. Dr. med. Cornel Sieber

Institut für Biomedizin des Alterns

 

14. Februar 2013

Genetic Enhancement nach Savulescu: Verbesserung durch Selektion

Dr. phil. Stefan Lorenz Sorgner

Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

 

Im ersten Teil dieser Überlegungen beschreibe ich die Vorgänge, mit denen sich Savulescu auseinandersetzt, und lege seine Argumente für das Prinzip der Fortpflanzungs-Wohltätigkeit dar, das er heranzieht, um zu erläutern, dass potentielle Eltern eine moralische Pflicht haben, nach künstlicher Befruchtung und Präimplantationsdiagnostik dasjenige Kind zur Implantation auszuwählen, bei dem die höchste Wahrscheinlichkeit auf ein gutes Leben gegeben ist. Im zweiten Teil stelle ich Gründe für die Selbstwidersprüchlichkeit von Savulescus Position vor und beschreibe, warum seine Sichtweise auf gewalttätige Weise diejenigen attackiert, die sein Prinzip ablehnen, weshalb ich sein Prinzip für unmoralisch erachte. Im Schlussteil skizziere ich Überlegungen, die andeuten, weshalb das Prinzip der Fortpflanzungsautonomie bezüglich der von Savulescu thematisierten Fragen moralisch angemessener ist als das Prinzip der Fortpflanzungs-Wohltätigkeit.

 

 

Stand: 11.1.2013