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Collegium Alexandrinum

der Universität Erlangen-Nürnberg

- Wissenschaft für die Öffentlichkeit -

 

Wintersemester 2009/2010

 

 

 

Vortragsreihe

Ort: Aula im Schloß, Erlangen, Schloßplatz 4

Zeit: donnerstags 20.15 Uhr

 

 

 

Zum Ende des Semsters

 

Donnerstag,

4. Februar 2010

 

 

 

Der Tod des René Descartes – ein Giftmord?

Prof. Dr. Theo Ebert

Institut für Philosophie

 

Als der französische Philosoph René Descartes am 11. Februar 1650 in Stockholm stirbt, gibt es schon bald Gerüchte, er sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern vergiftet worden. Lassen die  Berichte, die es über Krankheit und Tod Descartes’ gibt, eher eine Vergiftung (mit dem damals häufig verwendeten Gift Arsenik) erkennen, oder sprechen sie für eine Erkältungskrankheit als Todesursache? Aber wer könnte dann überhaupt ein Motiv und  die Möglichkeit haben, an Descartes einen Giftanschlag zu verüben? Und hat der mögliche Mord etwas mit dem späteren Übertritt der schwedischen Königin Christina, die Descartes an ihren Hof eingeladen hatte, zur Papstkirche zu tun? Immerhin weiß ein in der französischen Botschaft in Stockholm tätiger Ordensgeistlicher schon im Jahr 1648 nach Rom zu melden, dass die Königin, wenn sie denn ihren lutherischen Glauben verlassen würde, zur katholischen Konfession wechseln wird. Spannende Fragen, auf die der Vortrag eine Antwort zu geben versucht.

Untersucht werden zunächst die Berichte, die es über Krankheit und Tod Descartes’ gibt. Zwei der wichtigsten stammen von dessen Kammerdiener, Heinrich Schlüter, und von dem Arzt van Wullen, den die Königin Christina schon bald nach Ausbruch der Erkrankung zu Descartes geschickt hat. Neben bestimmten typischen Symptomen wird vor allem durch die Mitteilung des Arztes, dass Descartes ein Brechmittel verlangt hat, eine Vergiftung durch Arsenik nahegelegt. Es wird weiter untersucht, wer ein Motiv und wer die Möglichkeit hatte, einen Giftanschlag an Descartes zu verüben. Als potentieller Mörder stellt sich der Ordenspriester François Viogué heraus, der zusammen mit Descartes im Hause des französischen Botschafters in Stockholm lebt. Sein Motiv: Er sah in Descartes ein Hindernis für den erhofften Wechsel zur katholischen Religion der schwedischen Königin Christina, die bekanntlich nach ihrem Verzicht auf den schwedischen Thron im Jahre 1654 auch katholisch wurde. Von dem Interesse der Königin an einem Übertritt zur Papstkirche berichtet Viogué bereits im Jahr 1648 nach Rom. Wenn ihm dieser vermutliche Mord zuzuschreiben ist, dann hat er ihn mit einer vergifteten Hostie verübt, die Descartes am 2. Februar 1650, am Fest Mariä Lichtmess, aus seiner Hand empfangen hat.

 

 

 

 

 

 

Stand: 6.2.2010