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Martius-Pharmakognosie-Sammlung:
„Kaffee, Mate,
Tee“
Ort: Institut für Pharmazie und
Lebensmittelchemie, Schuhstraße 19
In der Martius-Sammlung
haben wir aus der Zeit vor über 150 Jahren coffeinhaltiges Pflanzenmaterial in Form
der Samen des Kaffeebaumes und der Blätter des Tee- und Mate-Strauches, wobei
die Herkunft von Ost-Asien über Nord-Afrika bis nach Mittel- und Süd-Amerika
reicht. Interessant sind die nachvollziehbaren Importwege. Und sehenswert
unter den Teesorten sind besondere Handelsformen wie der
„Zöpfchen-Tee“ (zu Zöpfchen gepflochtene
Teeblätter) und der in dünnes Papier zu Kugeln eingewickelte „Kugel-Tee“ (zweifelsfrei die ersten Tee-Aufgussbeutel).
Coffein war in unserem Kulturkreis auch vor
200 Jahre schon, in einer Zeit gesellschaftlicher Erneuerung und industriellen
und kulturellen Umbruchs, eine begehrte und geschätzte ‚Droge’.
Heute sind Kaffee, Tee u.a. pflanzliche Coffein-Produzenten wichtige Weltwirtschaftspflanzen, und
deren coffeinhaltige Zubereitungen haben einen
wichtigen Platz in fast allen menschlichen Gesellschaftsformen.
Bis heute haftet diesen
Kulturpflanzen ihre eigene Geschichte an bis in ihre weltweit vertriebenen
Handelsprodukte. – Der Tee-Strauch, heimisch in China, erreichte schon
etwa im Jahre 750 Japan und breitete sich in der Folge langsam nach Süden und
Westen aus. Der Kaffee, mit mehreren Genzentren in
Afrika, begann im 17. Jahrhundert seinen Weg um die Welt. Der Mate-Strauch,
schon in präkolumbianischen Kulturen Südamerikas
genutzt, wird weiter auf seinem Heimatkontinent angebaut.
Kaffee- und Tee-Zubereitungen werden
geschätzt wegen ihrer Wirkung auf das Zentralnerven- und auf das
Herz-Kreislauf-System, auf die glatte Muskulatur und auf den Wasser- und
Mineral-Haushalt. Begehrt sind sie ferner wegen ihrer aromatischen
Eigenschaften. Dazu werden in vielfältigen spezifischen Röst-Prozessen die
vorbehandelten Samenkerne bzw. die grünen Blätter durch chemische Interaktion
ihrer Inhaltstoffe zu Aromen umgeformt, und dies führt zu fast unüberschaubaren,
aber sehr charakteristischen Gemischen mit vielen Hunderten verschiedener
Aroma-Komponenten.
Vor mehr als 200 Jahren begann der Erlanger Hofapotheker Ernst Wilhelm Martius
(1756-1849), Dr.h.c.mult., seit 1818 der erste Dozent
für Pharmazie an der Friedrich-Alexander-Universität, mit der Sammlung
natürlicher Rohstoffe aus aller Welt, die als Ausgangsmaterial für Arzneien,
Nahrungsmittel und Bedarfsgegenstände galten; in getrockneter, haltbarer Form
waren dies „Drogen“.
Von seinen beiden Söhnen vermehrte die Sammlung mit grossem Eifer besonders der jüngere, Theodor Wilhelm Christian Martius (1796-1863),
promoviert an unserer Universität und als Apotheker Nachfolger seines Vaters in
der Hofapotheke. Auch er wurde Dozent und war ab 1848 Professor für Pharmazie
und Pharmakognosie („Drogenkunde“). Die Studenten experimentierten
in seinem Apotheken-Labor, das er der Universität zur Verfügung stellte.
Sein älterer Bruder, Carl
Friedrich Phillipp von Martius,
(1794-1868), Dr.med., trug auch zur Sammlung bei, besonders da er als Professor
der Botanik in München und bekannter Naturforscher im Auftrage des Königs auf grosse Exkursion nach Brasilien fahren konnte.
Die „pharmakognostisch-pharmazeutisch-technische
Sammlung des Dr. Theod. Wilh.
Christ. Martius“ wurde 1847 in einem
„numerischen Verzeichnis“ erfasst; sie
wurde 1862 von der Universität erworben und war dann für lange Zeit vergessen
und verstreut aufbewahrt in verschiedenen Instituten um den Schlossgarten.
Heute ist die Martius-Sammlung ideal im Dachgeschoss
des Instituts für Pharmazie und Lebensmittelchemie untergebracht; ein
Seminarraum nebenan ermöglicht die ausführlichere Besprechung ausgewählter
Drogen. – Die Sammlung enthält nahezu vollständig die im 19. Jahrhundert
bekannten Arzneidrogen und ermöglicht somit einen besonderen Blick in das
naturwissenschaftliche Verständnis dieser ereignisreichen, bedeutenden Zeit.
Zur Martius-Sammlung in Erlangen:
Apotheker Ernst Wilhelm Martius
und seine Söhne
Carl Friedrich Philipp und Theodor Wilhelm Christian
1756-1849 Ernst
Wilhelm Martius
Dr.h.c.mult.
Apotheker
1756 geboren in Weißenstadt,
Fichtelgebirge
1771-1776 Lehre in der Wels-Weil’schen
Universitäts- u. Hof-Apotheke in Erlangen
1776-1791 Officin-Tätigkeit
in Coburg, Regensburg u.a.
1790 Mitbegründer der
Regensburger Botanischen Gesellschaft
1791 Universitäts-Apotheker in
Erlangen
1796 Inhaber der Hof- u. Universitäts-Apotheke in Erlangen
1818-1824 Priv.Dozent
der Pharmazie, FAU – Beginn der akademischen Ausbildung der Pharmazeuten
1849 verstorben in Erlangen
1794-1868 Carl
Fr. Philipp von Martius Naturforscher Prof. der Botanik
1794 geboren in Erlangen
1810 Medizin-Studium an der FAU
1814 Dr.med.
1816 Aufnahme in die Deutsche
Akademie der Naturforscher Leopoldina
1817-1820 Forschungsreise nach Brasilien im
Auftrag des Bayerischen Königs Maximilian I. Joseph;
Exkursionsmaterial
(Mineralien, Pflanzen, Tiere) im Völkerkundemuseum München
1826 Professor der Botanik an
der Universität München
1832-1854 Direktor des Münchner Botanischen
Gartens
1868 verstorben in München
1796-1863 Theodor
Wilhelm Christian Martius Prof. der Pharmazie
1796 geboren in Erlangen
1824 promoviert an der FAU
1825 Priv.Dozent
der Pharmazie, FAU – Ausbau der
Pharmakognosie-Sammlung
1838 Honorar-Professor an der
FAU – Lehrtätigkeit in der väterlichen Nachfolge
1848 a.o.
Professor für Pharmazie und Pharmakognosie
1863 verstorben in Erlangen
„Martiusweg“ an der Nordseite des Aromagartens in Erlangen
1982 nach ihm benannt.
Pharmakognostisch-pharmazeutische Martius-Sammlung durch Hofapotheker Ernst
Wilhelm Martius
1862 Erwerb
der Sammlung durch die FAU; sie enthält fast vollständig die im 19.
Jahrhundert. bekannten Arzneidrogen.
Zusammengestellt
von Prof. Dr. Karl Knobloch, Universität Erlangen-Nürnberg - 07.12.2005
karl.knobloch@rzmail.uni-erlangen.de
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Stand: 26. April 2006
Fotos: Prof. Dr. Karl Knobloch